Kommentar Krypto-Währungen stehen vor einer wichtigen Weichenstellung

In Deutschland sollen Transaktionen mit Krypto-Währungen stärker kontrolliert werden.
Frankfurt Eric Schmidt sollte besser als viele andere wissen, wovon er spricht. „Man muss für seine Privatsphäre kämpfen, sonst verliert man sie“, merkte der frühere Google-Chef bereits vor einigen Jahren an.
Entsprechend groß ist derzeit die Aufregung in der Kryptobranche angesichts der jüngsten Regulierungspläne der Bundesregierung. Geht es nach dem Willen Berlins, müssen künftig Sender und Empfänger von Transaktionen mit virtuellen Währungen offengelegt werden.
Was ist von dieser Idee zu halten? Nun, der Schritt beinhaltet für die Branche sowohl eine gute als auch eine schlechte Nachricht.
Als positiv sollten die Aficionados der virtuellen Währungen vor allem sehen, dass die Zeit, in der Regierungen und die Finanzszene Bitcoin und Co. als lustige Spielerei für technikaffine Nerds ansahen, definitiv vorbei ist. Große Länder schauen inzwischen genau hin. Das zeigt, dass die Branche ernst genommen wird.
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Die schlechte Nachricht dürfte die Branche indes durchaus bekümmern. Denn was auf den ersten Blick wie eine lapidare Verordnung der Regierung daherkommt, birgt für die Branche enorme Sprengkraft.
Kernelemente in Gefahr
Müssen Banken und Handelsplattformen künftig alle Kryptotransaktionen nachvollziehen können, ist es um eines der Kernelemente geschehen, das in den Augen vieler bisher den Charme der Währungen ausmachte: die weitgehende Anonymität ihrer Nutzer.
Der Protest der Branche gegen diese Verordnung ist deshalb ebenso vorhersehbar wie aus Sicht der Kryptonutzer verständlich. Letzten Endes würde der Vorstoß bedeuten, dass Bitcoin und Co. plötzlich so transparent wie kaum ein anderes Zahlungsmittel werden würden. Denn der Besitzer jedes in Deutschland transferierten Bitcoins wäre offengelegt, die Nutzung für Dritte nachvollziehbar.
Die Branche steht damit vor einer wichtigen Weichenstellung. Angestoßen durch die neuen Regeln würden die virtuellen Währungen einen weiteren Schritt in Richtung einer von vielen ersehnten Normalität gehen. Andererseits stellt sich damit auch zugleich die Frage, welche Daseinsberechtigung die Coins langfristig haben.
Die Ansicht führender Notenbanker dazu fällt wenig schmeichelhaft aus. BIZ-Chef Augustin Carstens sagte diese Woche, dass der Bitcoin nur für zwei Dinge gut sei: zum Spekulieren und für Lösegeldzahlungen. Wollen Bitcoin und Co. auf Dauer bestehen, muss die Kryptolobby das Gegenteil beweisen.
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