Kommentar Kryptowährungen: Gekommen, um zu bleiben

Große Finanzadressen stellen sich längst darauf ein, dass die virtuellen Währungen auf Dauer Bestand haben werden.
Frankfurt Es ist ein Schritt mit Symbolkraft. Während China oder Indien derzeit austesten, wie man Kryptowährungen effektiv verbieten kann, signalisiert die Deutsche Börse mit der Übernahme des Schweizer Fintechs Crypto Finance, dass man langfristig mit der Kryptowelt plant – und nicht ohne sie.
Unbeeindruckt von den Bemühungen großer Staaten, Kryptowährungen zu unterbinden, stellen sich große Finanzadressen also längst darauf ein, dass die virtuellen Währungen auf Dauer Bestand haben werden. Damit bestätigen sie, was viele Staaten gerade lieber verdrängen oder unterbinden würden: Kryptowährungen sind gekommen, um zu bleiben.
Doch eine wahre Vordenker-Institution im Sinne der Krypto-Enthusiasten der ersten Stunde ist die Deutsche Börse deshalb nicht. Im Gegenteil: Lange Zeit galt in Deutschland die Börse Stuttgart als wegweisend, wenn es darum ging, den Handel mit Kryptowährungen möglich zu machen. Währenddessen beobachteten die Frankfurter das Geschehen lieber aus der Distanz und verhielten sich abwartend. Nun nutzt die Deutsche Börse die Situation und greift zu – bei einem Markt, zu dessen Entwicklung sie lange wenig beitrug.
Grundsätzlich kein unkluges Vorgehen, zumal der Markt in Deutschland mittlerweile weitgehend reguliert ist. Krypto Finance wird zudem von der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma kontrolliert, das Land gilt als fortschrittlich in Sachen Krypto-Regulierung und ist dadurch in der Branche beliebt – denn Rechtssicherheit zählt für die meisten Unternehmen in der Kryptobranche als klarer Standortvorteil.
Nationale Alleingänge könnten künftig der Vergangenheit angehören
Wichtiger als die Aufteilung des Marktes im Kleinen ist aber die internationale Komponente: Durch die Kooperation mit dem Schweizer Anbieter wird deutlich, dass nationale Alleingänge in der Welt der Kryptowährungen künftig der Vergangenheit angehören könnten. Denn anders als der Handel mit Devisen oder Aktien einzelner Unternehmen funktioniert der Kryptomarkt dank seiner technischen Beschaffenheit bislang noch weitgehend unabhängig von nationalen Grenzen.
Im Bemühen, sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern, scheint die Deutsche Börse darin einen Vorteil erkannt zu haben: Um die großen Fragen zu beantworten, die Kryptowährungen aufwerfen, sind internationale Kooperationen und grenzüberschreitende Präsenz in mehreren regulierten und damit vertrauenswürdigen Märkten unabdingbar. Nationale Alleingänge hingegen sind wenig zielführend. An diesem Gedanken könnten sich auch Staaten in ihren Regulierungsbemühungen orientieren.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.