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Kommentar Liebe Männer: Schiebt eure Verantwortung für die Kinder nicht ab!

In der Pandemie entdecken viele Männer die traditionelle Rollenverteilung neu. Das schadet den Frauen – und dem Arbeitsmarkt.
26.08.2021 - 14:23 Uhr 1 Kommentar
Wenn sowohl Väter als auch Mütter ihre Wochenarbeitszeit jeweils nur ein wenig reduzieren, ist der Gewinn für den Arbeitsmarkt am höchsten. Quelle: Imago/Westend61
Vater mit Kind im Homeoffice

Wenn sowohl Väter als auch Mütter ihre Wochenarbeitszeit jeweils nur ein wenig reduzieren, ist der Gewinn für den Arbeitsmarkt am höchsten.

(Foto: Imago/Westend61)

Zwei Nachrichten aus dieser Woche, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben: Der Chef der Bundesagentur für Arbeit fordert, jährlich 400.000 Arbeitskräfte ins Land zu holen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das DIW meldet: In der Pandemie ist der Anteil der Männer, die voll hinter der Berufstätigkeit von Müttern stehen, deutlich um zehn Prozent gesunken.

Plötzlich scheint ein nennenswerter Teil der Herren die Vorteile der traditionellen Rollenverteilung wiederzuentdecken. Sei es, weil sich ihre Bereitschaft in engen Grenzen hält, ihren Job wegen der Kinder einzuschränken, sei es, weil man sich durch seine Führungskraft unter Druck gesetzt fühlt.

Jetzt meint nur noch jeder zweite Mann, dass „eine berufstätige Mutter ein genauso herzliches und vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Kindern findet wie eine Mutter, die nicht berufstätig ist“. Das gilt nur für Westdeutschland – im Osten gab es keine Veränderung.

Das zeigt, wie fragil die Fortschritte bei der Gleichberechtigung sind und wie schnell zumindest ein Teil der Männer und Väter zu alten Stereotypen zurückkehrt: Ein Jahr Pandemie und viele geschlossene Kindergärten und Schulen reichen, einen solchen Bewusstseinswandel herbeizuführen. 

Das heißt als Konsequenz auch: Ihr Frauen könnt ja gern arbeiten und womöglich sogar Karriere machen, aber nur, wenn irgendein Dritter – Staat, Oma, Personal – die Last der Kinderbetreuung schultert. Die Verantwortung wird noch immer vor allem der Frau überlassen, genauso wie das gegebenenfalls auftretende schlechte Gewissen.

Es sind diese überkommenen Denkmuster, die den Fachkräftemangel verschärfen: In Deutschland arbeiten zwei Drittel aller Mütter von minderjährigen Kindern in Teilzeit, aber lediglich sechs Prozent der Väter. Und jede sechste Frau gibt an, sie würde gern mehr arbeiten. 

So kommt es, dass das Potenzial vieler hervorragend ausgebildeter Frauen brachliegt. Stattdessen müssen mehr Zuwanderer angeworben werden, mit allen politischen Kosten, die dies mit sich bringt. Frau muss also den dringenden Appell an die Herren richten: Schiebt die Verantwortung für die Kinder nicht ab, verkriecht euch nicht in der Traditionalisten-Ecke. Umfragen zufolge würde auch jeder zweite Mann gern weniger arbeiten – traut euch, das in eurem Unternehmen auszuloten.

Wenn sowohl Väter als auch Mütter ihre Wochenarbeitszeit jeweils nur ein wenig reduzieren, ist der Gewinn für den Arbeitsmarkt am höchsten. Vielleicht ja auch für eine langfristige Harmonie in der Familie.

Mehr: Frauen verdienen im Schnitt weiterhin weniger als Männer – Viele sind in der Pandemie arbeitslos

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1 Kommentar zu "Kommentar: Liebe Männer: Schiebt eure Verantwortung für die Kinder nicht ab!"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Dem Fachkräftemangel kann also entgegengewirkt werden, wenn Männer weniger und Frauen mehr arbeiten? Interessant.
    Generell zeigt dieser Beitrag und die darin verwendeten Statistiken doch das Hauptproblem der Gesellschaft: Ich zuerst! Man kann eben nicht beides haben: eine Karriere auf höchstem Niveau und Familienoberhaupt ohne Einschränkungen. Am Ende ist es egal ob Vater oder Mutter zu Hause bleibt. Aber die Kinder haben die volle Aufmerksamkeit der Eltern verdient und nötig. Vielleicht ist es an der Zeit auch unsere Ansprüche wieder auf ein normales Maß herunterzufahren. Davon würde alle profitieren.

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