Kommentar Lufthansa und der Staat: Es ist Zeit für eine Exit-Strategie

Der Staat wird sich an der geplanten Kapitalerhöhung wohl beteiligen. Doch er sollte bald erklären, wie er sich den Wiederausstieg bei dem Konzern vorstellt.
Das Lufthansa-Management gibt Gas. Lieber heute als morgen möchte die Konzernspitze wieder unabhängig werden – von Steuergeldern und vom Bund als Anteilseigener. Das ist verständlich. Ganz allmählich bekommt Europa die Pandemie in den Griff. Die Lufthansa braucht jetzt rasch den Freiraum, um sich für die Zeit nach der schwersten Krise zu rüsten.
Aktuell ist der beschränkt. Der Bund hat sich zwar bisher sehr zurückgehalten und ist kaum bei Entscheidungen eingeschritten. Die Staatshilfe verbietet es jedoch etwa, durch Übernahmen an der erwarteten Konsolidierung teilzunehmen.
Und solange die größte europäische Airline-Gruppe Steuergeld nutzt, so lange werden schwierige Themen damit verknüpft und erschwert, etwa der Abbau von Arbeitsplätzen. Diskussionen darüber sind durchaus berechtigt, keine Frage; Steuergeld verpflichtet.
Fakt ist auch, dass der Konzern von der staatlichen Stütze profitiert. Die Lufthansa konnte sich zum Beispiel zu guten Konditionen am Kapitalmarkt frische Mittel besorgen. Unternehmen mit dem Bund im Hintergrund gelten als relativ sichere Anlage.
Auch bei der nun geplanten Kapitalerhöhung kann der Staat dem Management helfen. Dessen Volumen ist gewaltig. Wer sich als Investor beteiligt, muss den Zukunftsaussichten des Unternehmens vertrauen. Das Management hat mit den neuen Mittelfristzielen schon mal ordentlich vorgelegt. Aber es ist auch ein gutes Zeichen an die Anleger, wenn der Bund als größter Anteilseigner mitmacht und nicht die Gelegenheit nutzt, um auszusteigen.
Gleichzeitig wollen die Investoren aber ein Management, das voll handlungsfähig ist. Wann also ist der richtige Zeitpunkt für den Staat, sich wieder von der Airline zu verabschieden und die Beteiligung in die Freiheit zu entlassen? Es ist eine schwierige Gratwanderung.
Der Lufthansa ist die Zeit als Staatskonzern nicht gut bekommen
Umso wichtiger ist, dass die Investoren bald eine klare Exit-Strategie präsentiert bekommen. Es ist gut, dass der Bund in der aktuellen Runde dabeibleibt, aber er sollte gleichzeitig signalisieren, dass er den Abschied vorbereitet.
Die Lufthansa war vor vielen Jahren schon einmal eine staatliche Airline. Das ist dem Unternehmen nicht gut bekommen, die Privatisierung wurde eingeleitet. 1994 beschloss die damalige Regierung den Verkauf aller noch verbliebenen Anteile.
Ein privates Unternehmen könne sich im Wettbewerb besser behaupten, hieß es damals. Die Aussage gilt bis heute.
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