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Kommentar Macht die Skigebiete zu!

Solange das Coronavirus wütet, ist in Europa nicht an Skiferien zu denken. Ein einheitliches Vorgehen wäre wünschenswert, ist aber leider unrealistisch.
27.11.2020 - 17:43 Uhr Kommentieren
Karikatur

München Der Streit über die Schließung europäischer Skigebiete ist zu einem wichtigen Symbol im Kampf gegen die Pandemie geworden. Es geht nicht nur um die Frage, wie gefährlich dieser Sport in der jetzigen Corona-Lage ist. Es geht vor allem auch um die Frage, ob Europa in der Lage ist, gemeinsam zu handeln.

Ja, die verschneiten Alpengipfel glitzern verlockend im strahlenden Sonnenschein. In normalen Jahren würden sich schon jetzt skibegeisterte Massen über die Grenze nach Österreich aufmachen, um sich an den ersten Schwüngen auf den Pisten zu versuchen.

Aber 2020 ist kein normales Jahr. Die Lifte in Österreich stehen wegen Corona still, und auch jenseits des Brenners in Südtirol sind die Skigebiete verwaist. So schmerzlich das sein mag, angesichts der hohen Infektionszahlen ist das völlig richtig so. Und: Es sollte so lange dabei bleiben, bis das Virus wirklich zurückgedrängt worden ist.

Bundeskanzlerin Merkel will noch mehr. Sie fordert, dass die Skigebiete in ganz Europa auf absehbare Zeit schließen. Auch das wäre wünschenswert. Das Skifahren an sich ist zwar vermutlich unproblematisch. Auf den Abfahrten gibt’s schließlich viel Platz, es weht ein frischer Wind, und Abstand halten ist kein Thema.

Ganz anders dagegen ist es in den Liften und vor allem in den Gondeln. Da geht es eher zu wie in der vollen U-Bahn. Auf den öffentlichen Nahverkehr allerdings sind viele Menschen angewiesen. Sie müssen sich in Busse und Bahnen drängen, auch in der Pandemie. Sonst kämen sie nicht zur Arbeit und in die Schule.

Skifahren dagegen ist ein Hobby. Ein tolles Vergnügen, ganz gewiss. Aber eben nicht mehr. Es gibt keinen vernünftigen Grund, in dieser angespannten Lage dafür Gesundheitsrisiken in Kauf zu nehmen – auch wenn eine ganze Branche darunter zu leiden hat.

Es ist nicht die Zeit für Skiurlaub

Noch etwas spricht für Merkels Vorstoß: Bleiben die Bergbahnen im Depot, bleiben auch die meisten Touristen zu Hause. Nur wenige Niederländer setzen sich acht Stunden ins Auto, um dann eine Woche lang in den Bergen spazieren zu gehen. Genau so sollte es auch sein: Es ist einfach nicht die Zeit, durch halb Europa zu kutschieren, um einen Skiurlaub zu verbringen.

Dass sich Österreich, die Schweiz und auch Südtirol gegen eine europaweite Schließung wehren, ist nicht überraschend. In den Alpenländern leben ganze Täler vom Skitourismus. In den vergangenen Jahren haben viele Betriebe zudem massiv investiert, von den Liftbetreibern bis hin zu den Skiverleihern.

Im Herbst haben Hoteliers und Bergbahnen alles versucht, sich vorzubereiten. Sie haben viele Konzepte erarbeitet, die einen sicheren Aufenthalt ermöglichen sollen. Das reicht von der Maskenpflicht an den Liften bis zum Verbot der Après-Ski-Partys.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz lehnt deshalb ein gemeinsames europäisches Vorgehen ab. Er fordert, dass anhand des lokalen Infektionsgeschehens entschieden werden müsse, ob die Bergbahnen öffnen dürfen.

Darin aber irrt Kurz. Laufen die Lifte im Stubaital oder am Arlberg, könnte das in diesen Tagen nämlich gewaltige Auswirkungen auf Amsterdam oder Hamburg haben. Wenn sich der Skizirkus dreht, lockt das Gäste vom ganzen Kontinent an – mit möglicherweise fatalen Folgen, falls dies trotz aller Hygienekonzepte zur Ausbreitung des Virus beiträgt. Solange die Grenzen offen sind für Touristen, ist es eben keine rein nationale Entscheidung, den Wintersport zu ermöglichen.

Die Skifahrer müssen sich gedulden: Erst einmal bleiben die Lifte wegen der Pandemie geschlossen. Quelle: dpa
Skilift

Die Skifahrer müssen sich gedulden: Erst einmal bleiben die Lifte wegen der Pandemie geschlossen.

(Foto: dpa)

Wird sich also Angela Merkel mit ihrem Ansinnen durchsetzen? Es sieht nicht danach aus. Die Schweiz etwa ist nicht in der EU. Für Merkel ist das Land daher noch schwerer zu überzeugen als EU-Mitglieder wie Österreich. Obwohl Corona zwischen Genf und Zürich bedrohlich wütet, befördern die Seilbahnen auch in diesen Tagen die Skisportler auf die Gletscher im Wallis.

Selbst aus Bulgarien kommt Widerstand, obwohl das Land nicht gerade als Skisportzentrum bekannt ist. Die vergleichsweise kleinen Länder wollen sich von den großen Nationen nicht vorschreiben lassen, was sie zu tun und zu lassen haben. Denn neben Deutschland setzen sich auch Frankreich und Italien vehement dafür ein, die Skisaison erst einmal nicht starten zu lassen.

Die Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedsländer hatten sich zwar auf ihrem Videotreffen in der vergangenen Woche darauf geeinigt, die Maßnahmen in der Pandemie enger zu koordinieren. Wenn es aber konkret wird, ist es mit der vertrauensvollen Zusammenarbeit nicht weit her. Einlenken würde ein Land wie Österreich wohl nur dann, wenn Milliarden an Entschädigung aus Brüssel flössen.

Quarantäne schreckt ab

Letztlich dürfte der deutschen Regierung nur ein Weg bleiben: es der eigenen Bevölkerung so unattraktiv wie möglich zu machen, sich trotz allem in die Lifte in den Alpen zu zwängen. Das lässt sich unter anderem mit Quarantänevorschriften erreichen und strikten Kontrollen all derer, die vom Skiurlaub aus Risikogebieten zurückkehren.

Für die Skifahrer bleibt ein Trost: Noch ist nicht alles verloren. Die Skiferien über die Feiertage wird es zwar aller Voraussicht nach nicht geben. Aber die Saison dauert bis Ostern. Nicht auszuschließen, dass das Infektionsgeschehen es doch noch möglich macht, mit guten Hygienekonzepten den Skibetrieb im Januar oder Februar aufzunehmen.

Mehr: Der Streit über ein Skiverbot entzweit Europa

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