Kommentar Merkel muss sich auf Südafrikas drängendste Probleme konzentrieren

Angela Merkel sucht in Südafrika einen Verbündeten bei Migration und Wirtschaft.
Auf bis zu 100 Millionen Menschen schätzte Günter Nooke, der Afrikabeauftragte der Bundesregierung, gerade die Zahl der Flüchtlinge aus Afrika für die kommenden 30 Jahre. Alle zehn Tage wächst die Bevölkerung des Kontinents um fast eine Million Menschen – viel schneller, als dessen Wirtschaft Jobs schaffen kann. Wie verlässlich solche Prognosen sind, weiß niemand.
Fest steht: Europa und vor allem Deutschland haben mit der Ankunft von rund zwei Millionen Migranten seit Anfang 2015 nur den Anfang einer Bewegung aus dem Süden gesehen, die enorme demografische und sozioökonomische Folgen haben wird.
Vor allem aus diesem Grund reist Angela Merkel in dieser Woche nach Südafrika, der größten Volkswirtschaft in Sub-Sahara Afrika, und danach in den Ölstaat Angola, der Nummer drei. Eigentlich sollten beide Staaten kraft ihres wirtschaftlichen Potenzials Alliierte sein und dabei mithelfen, den wirtschaftlich abgehängten Kontinent mit seinen 54 Staaten zu stabilisieren.
Doch vor allem Südafrika befindet sich inzwischen auf einem denkbar schlechten Weg und scheint als Helfer auszufallen. Unter seinem inzwischen geschassten Präsidenten Jacob Zuma hat sich Land in den vergangenen Jahren in eine gefährliche Schieflage manövriert: Das Wachstum ist gegen null abgestürzt, die Schulden haben sich seit 2008 fast verdreifacht und wichtige politische Institutionen wie die Strafverfolgungsbehörden sind unter Zuma zerstört worden oder schwer angeschlagen.
Merkels Pläne mit Zumas zögerlichem Nachfolger Cyril Ramaphosa sind groß: Sie sucht einen Verbündeten bei Migration und Wirtschaft, aber auch beim globalen Multilateralismus. Dabei sollte sie ihre Pläne nicht zu hoch stecken, sondern sich auf eine ehrliche Bestandsaufnahme der gefährlichen Entwicklung am Kap konzentrieren. Denn das einstige „China“ des Kontinents droht umzufallen. Und ohne Südafrika scheitert ganz Afrika.
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