Kommentar Messen brauchen mehr Freiheiten

Obwohl Messen wieder erlaubt sind, zögern Aussteller und Veranstalter.
Das Messejahr 2021 droht noch katastrophaler zu werden als schon das Vorjahr. 2020 erreichte der Umsatz in Deutschland gerade mal 30 Prozent vom Normalgeschäft. Und auch in diesem Jahr sind bereits 70 Prozent aller geplanten größeren Messen vor Ort abgesagt. Damit sind seit Ausbruch der Pandemie 42 Milliarden Euro an Wertschöpfung hierzulande verloren gegangen.
Denn am Geschäft mit Messegästen verdienen etliche Branchen mit – vom Gastwirt und Messebauer bis zum Taxifahrer. Mehr als 230.000 Stellen hängen am Messeplatz Deutschland, der bisher weltweit führend ist für internationale Messen.
Wohl kaum eine Branche ist von der Pandemie so in Mitleidenschaft gezogen wie die Messen. Während Hotels, Restaurants, Kosmetik- oder Fitnessstudios schon länger wieder unter Corona-Auflagen arbeiten, starten die ersten Großmessen erst im Herbst.
Nur Geimpfte, Genesene und Getestete mit Maske haben Zugang zu Messen. Im Supermarkt oder Restaurant dürfte die Ansteckungsgefahr wohl höher sein als in den weitläufigen Messehallen. Für Teilnehmer aus dem Ausland entfällt die Pflicht zur Quarantäne für Messebesuche von bis zu fünf Tagen. Trotzdem zögern viele Aussteller und Fachbesucher.
Das hat mehrere Gründe, die sich selbst verstärken: Infolge der Pandemie kommen deutlich weniger Teilnehmer aus dem Ausland, die sonst in der Mehrheit sind. Das hat zur Folge, dass sich eine Messe für Veranstalter und Aussteller oft gar nicht rentiert. Zehn wichtige Herbstmessen sind deshalb wieder abgesagt. Zudem sind so einige Branchen durch die Coronakrise angeschlagen. Und bei Marketingausgaben wird meist zuerst gespart.
Deshalb ist es wichtig und sinnvoll, dass der Staat nun kleine und mittelständische Firmen bei der Teilnahme an internationalen Messen in Deutschland finanziell unterstützt. Denn gerade für den Mittelstand, der stark exportorientiert ist, sind Messen mehr als nur Schaufenster für ihre Innovationen. Sie sind die wichtigste Plattform, um neue Kunden zu gewinnen. Die Möglichkeit der zufälligen Begegnung fehlt auf den digitalen Messeformaten weitgehend. Deshalb wünschen sich die meisten Aussteller auch dringend wieder Präsenzmessen.
Messen haben einen langen Vorlauf. Deshalb braucht die Branche unbedingt mehr Planungssicherheit und Freiheiten. Das Coronavirus bleibt. Eine Fixierung auf Inzidenzwerte würde ein Comeback von Messen in Deutschland dauerhaft ersticken. Zur Freude der Messeplätze in Asien, wohin ohnehin immer mehr Messen abwandern.
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