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KommentarMit seiner aggressiven Politik gegen den Westen hat Putin auch Vertrauen beim Impfstoff verspielt

Mit Sputnik V könnte ein Mangel an Vakzinen in Europa ausgeglichen werden. Doch der Einsatz würde ein neues Problem schaffen: Den Aufstand verunsicherter Bürger.Mathias Brüggmann 09.02.2021 - 18:14 Uhr Artikel anhören

Noch vor dem Start der dritten Phase der klinischen Studie wurde Sputnik V auf Druck der Politik in Russland zugelassen.

Foto: dpa

An dem russischen Impfstoff Sputnik V scheiden sich die Geister – und vielleicht bald auch Europa. Ich persönlich würde ihn mir spritzen lassen, wenn die Europäische Arzneimittelagentur ihn zulassen sollte. Ich vertraue nicht nur den EU-Behörden, sondern auch der russischen Forschung mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung.

Enge Freunde aus meinen Moskauer Zeiten lehnen es hingegen kategorisch ab, sich mit dem Vakzin impfen zu lassen. Der Grund: Sie misstrauen dem umstrittenen Zulassungsverfahren ohne ausreichende klinische Studien in Russland sowie der Zuverlässigkeit russischer Behörden und Forschungsverfahren.

Auch in Europa ist vielerorts zu hören, dass man sich persönlich nicht mit Sputnik V impfen lassen würde und ebenso wenig mit einem chinesischen Vakzin. Dabei stellen sich sowohl Russland als auch die Volksrepublik mit ihren Impfstoffen ganz offen als Retter in der Krise dar.

Moskau behauptet sogar, den besten Covid-19-Impfstoff der Welt entwickelt zu haben. Sputnik V wurde aus politischen Gründen noch vor dem Start der dritten und entscheidenden Phase der klinischen Studie schon im August 2020 als erstes Corona-Vakzin weltweit zugelassen und in großen Mengen verimpft.

Das unkoordinierte Wettrennen um den Impfstoff führt jedoch zu schädlichen Nebenwirkungen. Statt – wie zuletzt angeboten – mit Sputnik V einen Mangel an Impfstoffen in Europa auszugleichen, wird ein neues Problem geschaffen: Würde Sputnik V neben den Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna, Astra-Zeneca und Johnson & Johnson in europäischen Impfkampagnen eingesetzt, könnte es zum Aufstand misstrauischer und verunsicherter Bürger kommen.

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Es müsste dann eine Auswahlmöglichkeit zwischen den Vakzinen angeboten werden. Dies aber würde angesichts der weiter nur knapp zur Verfügung stehenden Impfstoffe bis zum Sommer Europa mehr schaden als nützen. Zudem wäre es eine extreme logistische Belastung, wenn auch noch parallel verschiedene Vakzine überall angeliefert werden müssten. Wegen der höheren Lagertemperatur als etwa bei den Seren von Biontech und Moderna könnte Sputnik immerhin einfach in Arztpraxen verabreicht werden.

Nun rächt sich, dass Putin mit seiner aggressiven Politik gegen den Westen massiv Vertrauen verspielt und dem Image Russlands enorm geschadet hat. Der Kreml wird auch das natürlich wieder als antirussische Propaganda abtun. Im Kampf mit seinen Gegnern, die Russland angeblich vernichten wollen, ist der Kreml blind und unfähig geworden, Strategien zu entwickeln, die Russland und Europa nützen könnten.

Mehr: Können die Russen Europas Impfkampagne retten?

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