Kommentar Nach der Pleite von Thomas Cook droht ein Domino-Effekt in der Reisebranche
Mallorca: Touristen nach Thomas-Cook-Pleite „aus Hotel geworfen“
An Ironie ist diese Geschichte kaum zu übertreffen: Ausgerechnet der Erfinder der Pauschalreise, der vor 178 Jahren gegründete Urlaubsanbieter Thomas Cook, könnte dafür sorgen, dass die Pauschalreise vom Markt verschwindet. Denn nach dem Insolvenzantrag des nach Tui weltweit zweitgrößten Verkäufers der vor allem in Deutschland beliebten Urlaubspakete wird in der Tourismusbranche wohl kein Reisebaustein mehr auf dem anderen bleiben.
Das Urlaubervertrauen in die Sicherheit ihrer Buchung ist dahin. Obwohl sich die Brüsseler EU-Kommission ebenso wie die Bundesregierung seit Jahren mühen, die bei Familienreisen oft in fünfstellige Euro-Summen reichenden Kundengelder abzusichern, ist der Kampf nun mit der Thomas-Cook-Pleite verloren. Die unzureichende Haftungsgrenze von 110 Millionen Euro, seit Langem vom Reisebüroverband und der Grünen-Bundestagsfraktion bemängelt, lässt die Absicherung bei einer solchen Megapleite zusammenbrechen.
Zahlreiche Reisebüros werden in Folge der Pleite in Existenznot geraten, und zwar nicht nur jene, die sich eng an die Thomas-Cook-Marken „Neckermann“ oder „Öger“ gebunden haben. Gefährdet sind auch solche, die trotz Vorwarnungen weiterhin Reisen des britischen Konzerns verkauft haben, ohne Urlauber vor Risiken zu warnen. Fordern Kunden bei Urlaubsausfällen von ihnen erfolgreich Regress, dürfte bei vielen die dünne Eigenkapitaldecke bald ausgereizt sein. Folgepleiten wären die Folge.
Auch die Fluggesellschaft Condor, eine Tochtergesellschaft von Thomas Cook, könnte von einer Insolvenz betroffen sein. Nicht umsonst bemüht sie sich um einen Überbrückungskredit der Bundesregierung, um den Flugbetrieb sicherzustellen. Auf die Airline haben bislang viele Reiseveranstalter ihr Geschäftsmodell gebaut, auch Wettbewerber wie Schauinsland-Reisen oder der Kreuzfahrtriese Aida, der seine Seereisenden mit dem Fluggerät von Thomas Cook in die Karibik fliegt. Deutschlands Reisebranche droht damit ein Domino-Effekt.
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