Kommentar: Palme-Mord: Das Trauma der Schweden bleibt

Die Ermittler wollen den mutmaßlichen Täter ausfindig gemacht haben.
34 Jahre nach dem Mord an Schwedens früherem Ministerpräsidenten Olof Palme hat der zuständige Staatsanwalt Krister Petersson mit dem Schweden Stig Engström einen Täter präsentiert und gleichzeitig die Einstellung der Ermittlungen beschlossen. Da der Verdächtigte bereits vor zehn Jahren verstorben ist, könne man keine Anklage erheben und keine Verhöre führen.
Mit der Präsentation eines mutmaßlichen Täters wird das nationale Trauma, das Schweden bis heute beherrscht, nicht überwunden sein. Ob „eines der größten Verbrechen des Jahrhunderts in Europa“, wie die schwedische Zeitung „Aftonbladet“ kurz nach der Tat titelte, tatsächlich aufgeklärt ist und damit ein Schlussstrich unter die für viele Schweden so schmerzhafte Erinnerung gezogen werden kann, ist zweifelhaft.
Die vielen Fahndungspannen der vergangenen 34 Jahre haben nachhaltig am Image der schwedischen Polizei gekratzt, die nur in den unzähligen Schwedenkrimis einen professionellen Eindruck macht. Von einer Polizeiposse war zwischenzeitlich die Rede. Und das war noch freundlich. Unfähig und stümperhaft, könnte man die Arbeit auch bezeichnen, die Minister und Fahndungsleiter zu Fall gebracht hat.
Und auch der heutige Staatsanwalt Petersson sparte an diesem Mittwoch nicht mit Kritik. „Wenn wir vor 34 Jahren aktiv gewesen wären, wäre Engström festgenommen worden“, erklärte er.
Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, die damaligen Fehler bei den Ermittlungen nicht rückgängig machen. Mehrere Zeugen, unter anderem Lisbeth Palme, die am Mordabend zusammen mit ihrem Mann im Kino war, sind bereits verstorben. Ob die jetzt präsentierten Indizien ausgereicht hätten, um Engström tatsächlich zu verurteilen, wird nie beantwortet werden können.
Und damit bleiben weiterhin Zweifel, die Raum für diverse Mordtheorien lassen. Schon jetzt fordern einige Juristen und Privatermittler, dass eine Untersuchungskommission eingesetzt wird, um die Arbeit der Polizei und der Staatsanwaltschaft untersuchen zu lassen.
Damit dürfte der Wunsch, nach 34 Jahren endlich einen Schlussstrich unter einen der spektakulärsten Mordfälle der jüngeren europäischen Geschichte zu ziehen, nicht in Erfüllung gehen.
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