Kommentar Pharmafirmen brauchen mehr Anreize für die Antibiotika-Forschung

Weil es keine Aussicht auf angemessene Renditen gibt, hat sich Big Pharma weitgehend aus der Antibiotika-Forschung zurückgezogen.
Die Krise um Antibiotika-Resistenzen ist seit Jahren bekannt. Es mangelt auch nicht an politischen Aktionsplänen und Initiativen, um den Ursachen – wie etwa dem missbräuchlichen Einsatz – entgegenzuwirken oder die Forschungsaktivitäten mit Millionengeldern anzukurbeln.
Aber noch immer gibt es zu wenige Forschungsprojekte, in denen überhaupt Wirkstoffe gegen die gefährlichen Keime entwickelt werden – und noch weniger Projekte, in denen wirklich innovative Wirkansätze erforscht werden.
Das wird sich auch nicht ändern, wenn nicht bald Lösungen umgesetzt werden, die denjenigen Firmen, die noch in der Antibiotika-Forschung aktiv sind, ausreichende Gewinne für ihre Aktivitäten versprechen. Dabei geht es nicht um Geldschneiderei. Es geht vielmehr schlicht um notwendige Anreize, damit Marktmechanismen wieder in Gang gesetzt werden.
Weil es keine Aussicht auf angemessene Renditen gibt, hat sich Big Pharma weitgehend aus der Antibiotika-Forschung zurückgezogen. Mit weitreichenden Folgen auch für die noch aktiven kleinen und mittleren Unternehmen. Denn wenn sich Big Pharma in diesem Markt nicht mehr engagiert, haben die kleinen Unternehmen wenig Chancen, für ihre Projekte Partner zu finden, die die teuren Phasen bis zur Marktreife mitfinanzieren.
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Und auch Investoren halten sich zurück, denn aus ihrer Sicht fehlt mit Big Pharma eine zentrale Möglichkeit für einen erfolgreichen Exit.
Die großen Pharmaunternehmen können dank eines in der Regel großen Finanzpolsters Rückschläge in der Medikamentenentwicklung besser verkraften. Sie können auch Anlaufverluste beispielsweise für die Produktion und Herstellung eines Medikaments tragen.
Kleine Unternehmen können das nicht. Der Flop eines Medikaments kann sie schnell in den Ruin treiben. Schaffen sie es bis zur Zulassung, fehlt ihnen dann womöglich das Geld, die Herstellung zu finanzieren.
Wenn also derzeit vor allem auf den kleinen Unternehmen unsere Hoffnungen für neue Antibiotika liegen, ist eine Förderung derzeit umso dringlicher. Denn die Versorgung mit funktionierenden Wirkstoffen gegen bakterielle Infektionen ist eine Art medizinische Infrastruktur, die wir uns leisten können und leisten sollten.
Anreizsysteme für den Marktzugang, Bereitstellungsprämien für wirksame Mittel gegen die gefährlichen Krankenhauskeime, aber vor allem auch eine zügige Erstattung – die Vorschläge, wie man die Antibiotika-Krise lösen kann, sind auf dem Tisch. Damit sie aber umgesetzt werden, muss es wohl auch ein Umdenken bei allen Beteiligten geben: Wenn uns etwas so wichtig ist, darf es auch etwas kosten. Gesundheit hat nun mal ihren Preis.
Mehr: Antibiotikaresistenzen sind weltweit ein großes Problem. Jetzt forcieren Biotech-Unternehmen die Suche nach neuen Waffen gegen gefährliche Keime.
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Ist schon merkwürdig.
Da soll die Wirtschaft, die sich ansonsten gegen Staatseinfluß wehrt, subventioniert werden.
Wenn die Multiresistenten Keime ein so großes Problem sind, warum keine Forschung ?
Investitionen müßten sprudeln, wenn es einen potentionell großen Markt gibt.
Wird als Grundwissen Marktwirtschaft verkauft.
Faktisch hat BigPharma nur noch auf Teilgebieten einigermaßen Erfolge erziehlt.
Dort gibt es aber exorbitant hohe Preise.
Die Verbreitungskosten, gemeinhin Werbung genannt, haben oft einen größeren Anteil an den Kosten von BigPharma - merkwürdig oder ?
Geht es nur noch mit praktisch garantierten Absatzzahlen, wie bei der Zwangswende e-Mobil ?
Oder ist das Kapital heute noch scheuer, als das viel beschworen "scheue Reh" ?