Kommentar Prämien wirken in den USA besser gegen Corona als ein Impfzwang

Systemrelevante Berufsgruppen wie Feuerwehrmänner werden in den USA bereits geimpft.
Die deutschen Discounter in den USA sind mittlerweile amerikanischer als die Amerikaner selbst: Sie handeln ganz pragmatisch. Mitten in der Corona-Pandemie preschen Aldi und Lidl vor – und versprechen ihren Mitarbeitern eine Prämie, wenn sie sich gegen Corona impfen lassen. Lidl zahlt Mitarbeitern 200 Dollar, Aldi und Trader Joe’s immerhin den Verdienstausfall für zwei Arbeitsstunden.
Von den US-Einzelhändlern haben dagegen bisher nur Dollar General und der Lieferdienst Instacart ähnliche Impfanreize bekannt gegeben. Aber es werden sicher bald andere Branchengrößen wie Walmart folgen. Eine solche gemeinsame Initiative der großen Händler ist auch nötig, damit die Impfkampagne in den USA zum Erfolg wird. Denn in einem Land, in dem viele Niedriglohn-Beschäftigte ohne umfangreiche Krankenversicherung zwischen Schutz und Einkommen abwägen müssen, liefert eine Prämie Sicherheit.
Und Supermarkt-Mitarbeiter arbeiten in Pandemiezeiten schließlich an wichtiger Stelle. Sie begegnen täglich Tausenden von Menschen und sind damit – trotz Maske und weiteren Schutzvorkehrungen – einem großen Infektionsrisiko ausgesetzt. Es ist aber auch im Interesse der Kunden, dass Supermarktverkäufer sich impfen lassen. Denn ein infizierter Mitarbeiter an der Kasse kann schnell zum Superspreader werden.
Und natürlich ist eine Impfung auch im Sinne der Unternehmen. Sie verringern das Risiko für krankheitsbedingte Ausfälle – oder negative Schlagzeilen. Die Kosten für die Prämie sind darum deutlich geringer als ihr Nutzen. Auch wenn die Prämien überschaubar sind, dürften sie manche junge Mitarbeiter, die sich sonst sicher wähnen, überzeugen, sich doch impfen zu lassen.
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Gerade asymptomatische Corona-Infizierte sind in den USA ein großes Problem. Sie verbreiten das Virus still und leise – und treiben die Todeszahlen. 415.000 Menschen sind in den USA bereits an Covid-19 gestorben. Fast acht Prozent der Bevölkerung sind bereits positiv getestet worden. Das Virus zirkuliert überall – und eben auch im Supermarkt.
Kein Impfzwang, sondern Anreize
Nicht umsonst drücken die USA beim Thema Impfung aufs Tempo. Impfstoffe wurden dort deutlich schneller zugelassen als in Europa. Schon Mitte Dezember erteilte die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Impfstoff von Pfizer und Biontech eine Notfallzulassung – seitdem wird geimpft. Mittlerweile haben 16,5 Millionen Amerikaner eine Impfung erhalten – deutlich mehr als in Deutschland.
Finanzielle Anreize fallen darum auf fruchtbaren Boden – und entschärfen die sensible Debatte um eine Impfpflicht, die auch in den USA geführt wird. Im „Land of the Free“ gilt es aber als unwahrscheinlich, dass die Bevölkerung am Ende zur Impfung gezwungen wird. Die Impfstoffe sind schließlich bislang nur per Notverordnung zugelassen. Die FDA-Zulassung ist noch nicht komplett und wird erst im Sommer erwartet.
Doch selbst dann dürften sich die US-Behörden schwertun, eine Impfpflicht anzuordnen. Wahrscheinlicher scheint, dass die Amerikaner sich aus reinem Pragmatismus gegen das Coronavirus schützen lassen werden. Denn amerikanische Fluggesellschaften, Kreuzfahrtreedereien und Bahngesellschaften denken bereits laut darüber nach, nur Geimpfte an Bord lassen. Und auch Arbeitgeber könnten von ihren Angestellten einen Impfnachweis verlangen. Aldi und Lidl hätten dann bereits einen Zeitvorsprung.
Mehr: Aldi und Lidl zahlen ihren US-Mitarbeitern eine Impfprämie
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