Kommentar Privatanleger erfahren zu wenig über das Handeln der Hedgefonds – Das muss sich ändern
Wer als Privatanleger wissen will, ob Hedgefonds bei einer seiner Aktien auf sinkende Kurse wetten, braucht zwei Dinge: Zeit, um die Informationen im Bundesanzeiger zu suchen, und einen Taschenrechner, um sie zusammenzurechnen.
Vollständig informiert ist der Anleger dann aber immer noch nicht. Zum einen werden die Positionen nur mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht, zum anderen sieht er nur Positionen, die über der Schwelle von 0,5 Prozent der frei handelbaren Aktien liegen.
Die Bafin hält die aktuelle Praxis bislang für ausreichend, allgemeine Tendenzen am Markt würden dadurch sichtbar. Wie unzureichend die Informationen allerdings sein können, zeigt das Beispiel des Batterieherstellers Varta.
Laut dem Bundesanzeiger wetteten am 5. Januar Shortseller bei knapp zehn Prozent der frei handelbaren Aktien auf fallende Kurse. Der kostenpflichtige Finanzdienstleister S3 Partners, der Brokerdaten auswertet und auch Wetten unter 0,5 Prozent mit einbezieht, kam dagegen auf einen Wert von 42,5 Prozent.
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Dieses Extrembeispiel zeigt, wie intransparent das Handeln von Hedgefonds für Privatanleger ist. Dabei ist die Information höchst relevant, Aktien mit einer derart hohen Quote an Wetten auf fallende Kurse sind volatiler.
Die Varta-Aktie bewegt sich in diesem Jahr zwischen 120 und 170 Euro – ohne dass es fundamentale Unternehmensnachrichten gäbe. Wer hier seine Stop-Loss-Order zu eng gesetzt hat, lief schnell Gefahr, den Kursen hinterherzulaufen.
Shortseller können die Aktien bewegen
Übrigens können Hedgefonds auch die Kurse bewegen, wenn sie ihre Short-Wette nur einsetzen, um andere Positionen abzusichern. Möglich ist das, weil bei deutschen Nebenwerten die Marktkapitalisierung und das Handelsvolumen teils sehr gering ist. Selbst wenn der Hedgefonds mit vergleichsweise kleinen Beträgen hantiert, ist er für den Gesamtmarkt relevant.
Das heißt: Für hohe Kurssteigerungen sind nicht immer langfristig orientierte Investoren verantwortlich, die auf nachhaltig steigende Kurse setzen. Ebenso sprechen sinkende Kurse nicht unbedingt gegen eine Aktie. Manchmal sind es nur Hedgefonds, die ihre Short-Spekulation aufbauen oder beenden.
Deshalb ist es wichtig, dass Privatanleger einen besseren Einblick in die Positionierung der Hedgefonds erhalten. Eine Möglichkeit wäre es, die veröffentlichungspflichtige Schwelle abzusenken – etwa auf 0,3 Prozent. Eine andere wäre es, bei jedem Unternehmen die Gesamtzahl der Aktien zu veröffentlichen, bei denen auf sinkende Kurse gesetzt wird. In den USA passiert das bereits alle zwei Wochen. Warum nicht in Deutschland?
Mehr: Shortseller auf dem Rückzug: Hedgefonds reduzieren in Deutschland fast jede dritte Wette.
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