Kommentar Reebok-Verkauf: Adidas hat zu lange gezögert

Der fränkische Sportkonzern Adidas will sich womöglich von seiner US-Tochter Reebok trennen.
Adidas-Chef Kasper Rorsted zieht zumindest in Betracht, die US-Tochter Reebok zu verkaufen. Das hat der Manager an diesem Montag angekündigt. Eine endgültige Entscheidung will er am 10. März verkünden, wenn er die neue Strategie vorstellt. Die Trennung war lange überfällig: Reebok hätte er schon bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren verkaufen sollen. Denn die amerikanische Sportmarke hatte schon damals keinerlei Wert für den fränkischen Turnschuhkonzern.
Die Firma von der amerikanischen Ostküste schreibt nicht nur seit Jahren rote Zahlen. Schlimmer noch: Sie hat das Adidas-Management von wichtigeren Aufgaben abgelenkt. Wie hoch der Schaden ist, den Adidas durch Reebok erlitten hat, wird der Vorstand wohl nie verraten. Wahrscheinlich lässt es sich auch gar nicht auf Heller und Pfennig beziffern.
Aber eins ist klar: Jeder Cent, den der langjährige Vorstandsvorsitzende Herbert Hainer für Reebok ausgegeben hat, war einer zu viel. Der Manager hatte die amerikanische Marke im Jahr 2006 für gut drei Milliarden Euro gekauft. Sein ambitioniertes Ziel: gemeinsam mit der Kernmarke Adidas in Amerika angreifen, dem größten Turnschuhmarkt der Welt und dem Heimatmarkt von Branchenprimus und Widersacher Nike.
Weder Hainer noch Nachfolger Rorsted ist es aber gelungen, Reebok wieder den Glanz zu verleihen, den ein Lifestyle-Anbieter braucht. Stattdessen ist Reebok immer weiter geschrumpft und hinter Adidas zurückgefallen. Dass sich Hainer beharrlich weigerte, Reebok abzustoßen, war noch einigermaßen nachvollziehbar. Schließlich hatte er die Firma selbst übernommen. Das eigene Scheitern einzugestehen ist immer schwer.
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Dabei wusste der heutige Präsident des FC Bayern, dass Zukäufe in der Sportbranche höchst risikoreich sind. Hainer musste einst selbst Salomon losschlagen. Sein Vorgänger hatte die Ski- und Outdoormarke für viel Geld geschluckt. Doch Adidas war es nie gelungen, die Franzosen zu integrieren.
Angriff auf Nike gelingt auch allein
Noch ärgerlicher aus Sicht der Investoren ist nur, dass Rorsted dem Niedergang von Reebok so lange zuschaute. Der Manager kam 2016 von Henkel und hätte sich der US-Tochter ohne Gesichtsverlust sofort entledigen können. Stattdessen versuchte er sich an einer Sanierung, die viele Branchenkenner von vornherein für aussichtslos hielten.
Natürlich heißt das nicht, dass Reebok dem Untergang geweiht ist. Mit neuen und finanzkräftigen Eigentümern kann der Turnschuhhersteller sehr wohl aufblühen. So ist auch Salomon durchgestartet, als es sich der Fesseln von Adidas entledigt hatte.
Adidas wiederum braucht Reebok nicht, um Nike zu attackieren. Das gelingt der Marke mit den drei Streifen allein viel besser, erstaunlicherweise gerade in den USA. Auch der Umsatzausfall lässt sich verkraften, stand Reebok zuletzt doch für nicht einmal zehn Prozent der Erlöse.
Von der Trennung könnten daher beide Seiten profitieren. Bedauerlich ist nur, dass sich diese Erkenntnis in der Chefetage von Adidas erst jetzt durchgesetzt hat.
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