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KommentarSaudi-Arabien riskiert seinen Machtgewinn aus dem Ölpreiskrieg

Das saudische Königreich ändert seine Ölpreispolitik überraschend drastisch. Der Energieminister riskiert mit dem Alleingang, den schärfsten Konkurrenten der Opec zu unterstützen.Jakob Blume 06.01.2021 - 16:30 Uhr Artikel anhören

Der saudische Energieminister gilt als Befürworter strenger Förderquoten für Rohöl.

Foto: via REUTERS

Zu den größten Herausforderungen von Politikern gehört es, strategische Kehrtwenden öffentlich als konsistente Politik zu verkaufen. Der saudische Ölminister Abdelaziz bin Salman ist da keine Ausnahme – auch wenn er als Mitglied des Königshauses keine Abwahl fürchten muss.

Am Dienstagabend kündigte er an, Saudi-Arabien werde im Alleingang eine Millionen Barrel pro Tag vom Markt nehmen. Den übrigen Mitgliedern des Ölkartells Opec bürdete er keine zusätzlichen Einschnitte auf. Russland und Kasachstan dürfen künftig sogar etwas mehr Rohöl fördern. Ein Geschenk an den Ölmarkt – so wollte es der Prinz verstanden wissen.

Doch der Widerspruch zu den eigenen vollmundigen Ankündigungen könnte kaum größer sein. Seit seinem Amtsantritt im September 2019 hatte bin Salman immer wieder betont, Alleingänge in der Förderpolitik seien Vergangenheit. Damit grenzte er sich von seinem Vorgänger im Amt ab, Khalid al-Falih.

Der hatte über Jahre mit einseitigen Produktionskürzungen den Ölmarkt stabilisiert. Damit verhalf er jedoch auch der Schieferölindustrie in den USA nach einer existenziellen Krise 2015 und 2016 wieder auf die Beine – dem schärfsten Opec-Konkurrenten.

Bin Salman versuchte insbesondere die Querulanten innerhalb der Opec, aber auch Russland auf Linie zu bringen und an neuen Produktionskürzungen zu beteiligen. Die Strategie gipfelte Anfang März 2020 in einem erbarmungslosen Preiskrieg mit den Russen, der mit dazu beitrug, dass der Preis für US-Öl im Mai unter null Dollar fiel.

Der Preiskampf hinterließ bei allen Opec-Ländern große Löcher im Staatshaushalt. Doch immerhin ein Ziel war erreicht: Die US-Schieferölindustrie ist am Boden. Der Schwund der Marktanteile der Opec schien gestoppt. Experten wie Jeffrey Currie von Goldman Sachs sahen bereits ein neues Zeitalter der Macht auf die Opec zukommen.

Doch genau diesen Erfolg droht bin Salman mit seinem Kursschwenk zu zerstören. Die Produktionskürzungen könnten den Ölpreis wieder über 60 Dollar hieven. Auf diesem Niveau lohnt es sich für die US-Konzerne, wieder nach Öl zu bohren.

Sie haben zudem eine Konsolidierungswelle hinter sich, und ihre Bilanzen haben sie mit harten Sparmaßnahmen saniert. Ein neuer Preisanstieg wäre der Hoffnungsschimmer, den es braucht, damit auch Investoren der US-Ölindustrie wieder frisches Kapital zur Verfügung stellen.

Verwandte Themen Saudi-Arabien Russland USA

Auf der Presskonferenz bezeichnete bin Salman die neue Förderpolitik seines Landes als Win-win-Situation für alle Beteiligten am Ölmarkt. Kurzfristig mag das stimmen. Auf längere Sicht könnte es die Opec schwächen.

Mehr: Saudi-Arabien überrascht die Ölmärkte mit Zugeständnissen an Russland.

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