Kommentar Siemens Energy muss seine Windkrafttochter enger führen

Das vor drei Jahren fusionierte Unternehmen Siemens Gamesa ist vor allem bei der Offshore-Windkraft auf hoher See weltweit stark positioniert.
Die Fusion der Siemens-Windkraftsparte mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa war eigentlich ein cleverer Zug. Der Münchener Technologiekonzern spielte in der notwendigen Branchenkonsolidierung eine aktive Rolle, ohne viele Milliarden Euro für eine Übernahme in die Hand nehmen zu müssen. Ein solches Investment wäre den Investoren ohnehin nur schwer zu vermitteln gewesen – vor allem da Siemens in den Digitalgeschäften höhere Margen erzielen kann.
Doch zeigten sich in den vergangenen drei Jahren auch die Nachteile der Konstruktion. Die indirekte Führung der Tochter nur über den Aufsichtsrat gestaltete sich schwierig. So wurde viel zu spät auf Fehlentwicklungen reagiert. Die Auseinandersetzungen mit dem Anteilseigner Iberdrola, der sich im Zuge der Fusion Sonderrechte gesichert hatte, erschwerten den Durchgriff zusätzlich. Die Folge waren Gewinnwarnungen, rote Zahlen, Stellenabbau. Zugegebenermaßen war das Branchenumfeld auch für die Konkurrenz zeitweise schwierig. Doch das darf die hausgemachten Probleme von Siemens Gamesa nicht verdecken.
Die schwache Performance der vergangenen Jahre darf sich nicht wiederholen. Künftig wird Siemens Gamesa im neuen Siemens-Energy-Konzern, der im Herbst an die Börse kommt, eine noch wichtigere Rolle spielen. Im konventionellen Kraftwerksgeschäft lässt sich vor allem im Service noch Geld verdienen. Die Zukunft aber gehört den erneuerbaren Energien. Das glauben übrigens auch die Investoren. Angesichts der vielen Hiobsbotschaften von Siemens Gamesa ist der Aktienkurs erstaunlich stabil.
Doch die Geduld der Investoren ist endlich. Die Führung von Siemens Energy um den neuen CEO Christian Bruch muss ihre Lehren aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre ziehen. Siemens Gamesa muss besser kontrolliert und enger geführt werden. Siemens selbst hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass es möglich ist, Projektrisiken in den Griff zu bekommen. Die Tochter muss möglichst schnell genauso zuverlässig werden.
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