Kommentar: So kann Digitalisierung die Innenstädte vor der Verödung retten

Die Coronakrise hat die Probleme vieler Einzelhändler dramatisch verschärft.
Bei vielen ist es offenbar immer noch ein unumstößlicher Glaubenssatz: Die Digitalisierung ist der Totengräber der Innenstadt. Denn sie führe unweigerlich dazu, dass immer mehr Menschen online bestellen – und deshalb die stationären Geschäfte aufgeben müssten.
Doch gerade die Coronakrise hat gezeigt: Es ist genau umgekehrt. Wer sich als stationärer Händler der Digitalisierung verweigert, dem droht mittel- oder langfristig das Aus. Wer aber die Möglichkeiten der cleveren Vernetzung konsequent und kreativ nutzt, der hat bessere Chancen als je zuvor.
Die beste Voraussetzung dafür ist der Mensch. Denn der ist ein soziales Wesen und möchte auch seine Einkäufe nicht nur vom heimischen PC aus organisieren. Selbst die junge „Generation Z “gibt in Umfragen immer wieder an, dass sie den Shoppingbummel mit Freunden oder Familie durchaus zu schätzen weiß.
Grundsätzlich geändert aber haben sich die Wünsche der Konsumenten – und ihr Verhalten. Beeinflusst durch die Nutzerfreundlichkeit von Onlineplattformen wie Amazon sind sie anspruchsvoller geworden, sie wollen nicht lange suchen, und sie erwarten attraktive Produkte, die sie zum Kaufen reizen. Nichts ist enttäuschender, als die Fahrt in die Stadt auf sich zu nehmen und dann doch mit leeren Händen heimzukehren.
Genau da kann die Digitalisierung zum Rettungsanker der Innenstädte werden. Wer schon online genau sehen kann, welche Produkte im Geschäft verfügbar sind und sie dann reservieren kann, der kann seinen Shoppingbummel verlässlich planen. Dafür aber dürfen die kleinen Händler das Netz gerade nicht allein den Onlineriesen überlassen. Eine Zusammenarbeit mit Plattformen wie Zalando oder Ebay kann ihnen die nötige Reichweite verschaffen.
Große Chancen bietet auch Social Media: Wenn sich die Inhaberin einer Boutique eine Fangemeinde auf Instagram aufbaut und dort liebevoll und persönlich ihre neuesten Stücke präsentiert, kann sie so Lust auf den Besuch im Laden machen. Und wer sich das Feedback der Kunden in der digitalen Welt abholt, kann auch sein stationäres Sortiment viel gezielter nach ihren Wünschen zusammenstellen.
Langfristig überleben werden nur Geschäfte, die den kompletten Verkaufsprozess digitalisiert haben und dem Kunden so alle Möglichkeiten bieten, die er wünscht, vom Onlinekauf bis zum Shoppingbummel vor Ort, der aber durch digitale Zusatzservices zum ungetrübten Vergnügen wird. Und in diesem Zusammenspiel ist die Digitalisierung nicht der Totengräber der Innenstadt, sondern eher die Rettung vor ihrer Verödung.
Mehr: Fielmann spart an vielem – außer an der technologischen Zukunft.





