Kommentar Spätestens nach dem Afghanistan-Debakel: Europa muss den Flüchtlingspakt mit der Türkei neu verhandeln

Bislang stiehlt sich die EU in der Flüchtlingskrise mit Geldzahlungen aus der Verantwortung.
Istanbul Seit die US-Regierung im April dieses Jahres den Komplettabzug ihrer Truppen aus Afghanistan bekanntgegeben hatte, stieg die Zahl unregistrierter Flüchtlinge in der Türkei. Deren Herkunftsland war - es überrascht kaum - Afghanistan.
Die jüngsten tätlichen Angriffe nationalistischer Türken auf Flüchtlinge im Land, angestachelt vom Oppositionschef höchstpersönlich, offenbaren nun eine Krise in dem Land – die sich die Europäische Union bisher mit wenig Geld vom Leib gehalten hat. Damit muss Schluss sein. Die EU muss mehr Verantwortung übernehmen, auch für die nun fliehenden Afghaninnen und Afghanen.
Die EU zahlt der Türkei wahrscheinlich erneut drei Milliarden Euro, damit sie Geflüchtete im eigenen Land versorgt. Pro Mensch auf der Flucht sind das weniger als 400 Euro pro Jahr. Dafür soll die Türkei unter anderem Gesundheitsleistungen bereitstellen, Schulbildung, eine Art Sozialhilfe für Härtefälle – und das Ganze soll auch noch die negativen Folgen für die türkische Volkswirtschaft abfedern.
Es droht ein neues Chaos
Es ist schon dreist genug, dass der wohlhabendste Binnenmarkt der Welt sich derart billig abschottet. Noch schlimmer ist: Das Geld darf bislang per Vertrag nur an Syrerinnen und Syrer im Land gehen. Die jüngsten Bilder aus Kabul zeigen aber, dass die Türkei künftig mit Menschen aus ganz anderen Ländern umgehen muss. Jetzt, wo auch EU-Mitglieder ihre Truppen aus Afghanistan abziehen, rollt aus dem gescheiterten Staat eine neue Flüchtlingswelle gen Westen. Doch die EU antwortet in gewohnter Manier: abweisen und wegschauen.
Der Flüchtlingspakt muss neu verhandelt werden. Die EU muss sich bereit erklären, mehr Menschen aufzunehmen, anstatt sie gegen Mini-Bezahlung auf Distanz zu halten. Die Tatsache, dass das EU-Mitglied Griechenland 1908 angeblich illegale Migranten zurück in die Türkei schicken will, offenbart die Geisteshaltung des Staatenblocks, wenn es um das Thema Menschenleid geht.
Eine Geisteshaltung, die sich rächen wird. Andere Länder wie Marokko oder Belarus, wo ebenfalls viele Flüchtlinge kurz vor Europa stranden, dürften sich schwertun, sich auf einen ähnlichen Deal wie den EU-Türkei-Flüchtlingspakt einzulassen. Es lohnt sich schlicht nicht. Stattdessen wird sich der Flüchtlingsdruck in Europas direkter Nachbarschaft aufstauen – bis er irgendwann platzt.
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Wie kann das HB nur so einen Kommentar drucken?
......auch die Ignoranz der Europäer............
Welche Europäer? ------- Einige wenige die politische und wirtschaftliche Interessen einer Klientel verfolgten. Sonst KEINER.
Weil Erdogan ein krimineller Politiker ist, behauptet keiner der soliden Politiker
die " TÜRKEN " sind kriminell.
Also HB, wenn schon solche Hetze abdrucken, dann auch zumindest eine weitere Meinung abdrucken oder ist inzwischen H. Trettin ein neues Redaktionsmitglied?
Nein, Europa muss die Grenzen sichern.