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Kommentar Steigende Rohstoffpreise dürften die Inflation anheizen – das ist ein gutes Zeichen

Viel spricht dafür, dass der Boom bei Öl, Kupfer und Co. auf die Teuerung durchschlagen wird. Doch das ist kein Grund, sich Sorgen zu machen.
01.03.2021 - 18:29 Uhr Kommentieren
Veränderungen des Ölpreises haben zwar einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Kerninflation – dieser hält jedoch lange an. Quelle: dpa
Erdölförderung

Veränderungen des Ölpreises haben zwar einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Kerninflation – dieser hält jedoch lange an.

(Foto: dpa)

„Dr. Copper“ hat seinem Namen einmal mehr alle Ehre gemacht: Der Kupferpreis hat den sich abzeichnenden wirtschaftlichen Aufschwung vorweggenommen.

Das Industriemetall begann sich im Sommer 2020 zu verteuern, als zumindest in den USA und Europa noch kein Ende der Pandemie in Sicht war. Der Durchbruch bei der Impfstoffentwicklung und der nahende Sommer in Europa hat dem Kupferpreis noch mal einen Schub gegeben – und nun scheint ein neues Allzeithoch nur noch eine Frage der Zeit.

Der Boom der Kupferpreise und anderer zyklischer Rohstoffe wie Öl weckt an den Märkten Erinnerungen an vergangene Rohstoff-Superzyklen – und schürt besonders in Deutschland Ängste vor einer Inflation. Doch eine durch Rohstoffpreise ausgelöste Teuerung ist ein gutes konjunkturelles Signal. Für eine auf Industrie und Export ausgelegte Volkswirtschaft wie die deutsche ist das eine große Chance.

Kurzfristig dürften sogenannte Basiseffekte dafür sorgen, dass die Inflation in Deutschland nach Jahren der Preisstagnation wieder ansteigt. Das hat vor allem mit der extrem starken Erholung der Rohstoffpreise seit dem Kollaps im März 2020 zu tun.

Der europäische Referenzpreis für Öl fiel als Reaktion auf die weltweiten Lockdowns unter 20 Dollar pro Fass. Seither hat sich der Preis mehr als verdreifacht. Kupfer kostete auf dem Börsen-Tiefpunkt im Coronajahr 2020 4600 Dollar pro Tonne – nun etwa das Doppelte.

Vor dieser Art der Inflation muss uns in Deutschland nicht bange sein

Ein Superzyklus – also ein anhaltend hohes Niveau der Preise von Öl, Kupfer, Eisenerz und Co. – hat jedoch das Potenzial, auch die Kerninflation in Regionen zu heben, wie wir sie in Deutschland seit längerer Zeit nicht mehr erlebt haben. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass ein knappes Angebot und höhere Preise industrielle Vorprodukte verteuern.

Studien, etwa von der New Yorker Dependance der US-Notenbank Federal Reserve, zeigen, dass Veränderungen des Ölpreises zwar einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Kerninflation haben – dieser jedoch lange anhält. Demnach schlägt sich ein überraschender Anstieg der Ölpreise um zehn Prozent noch 18 Monate später in einer leicht erhöhten Kerninflationsrate nieder.

Die Verdreifachung der Ölpreise innerhalb von zwölf Monaten dürfte daher nicht ohne Folgen für die Teuerungsrate bleiben. Zumal das Ölkartell Opec und allen voran Saudi-Arabien alles dafür tun dürften, die Ölpreise mindestens auf dem derzeitigen Niveau zu halten. Je weiter die Energiewende voranschreitet und je wichtiger Industriemetalle dafür werden, umso stärker werden auch hohe Preise für Metalle wie Kupfer und Nickel auf die Verbraucherpreise durchschlagen.

Doch vor dieser Art der Inflation muss uns in Deutschland nicht bange sein – wird sie doch von einer neu belebten Realwirtschaft getragen. Wer hätte etwa noch vor sechs Monaten gedacht, dass sich die Stahlsparte von Thyssen-Krupp bald erholen könnte?

Die Industrie dürfte die gestiegenen Einkaufspreise weitergeben können, ohne dass die Margen nachhaltig in Gefahr sind. Auch um die Wettbewerbsfähigkeit der Exportnation muss sich wegen der gestiegenen Rohstoffpreise niemand Sorgen machen – Öl und Kupfer verteuern sich weltweit für alle Industrien. Eine kräftig wachsende Weltwirtschaft bedeutet für Deutschland höheren Wohlstand.

Die Nähe zwischen Geld- und Fiskalpolitik wird von vielen Ökonomen ebenfalls als Inflationstreiber gesehen. Doch auch hier überwiegen die Chancen: Die Koordination zwischen Regierungen und Notenbanken sorgt dafür, dass der Aufschwung der Realwirtschaft nicht durch überhastete Zinserhöhungen gefährdet wird.

Boom der Realwirtschaft nimmt Druck von den Notenbanken

Diesen Fehler haben die Zentralbanker schon viel zu häufig gemacht: Die Bundesbank hat beispielsweise nach der Wende die Zinsen zu schnell angehoben – die nachfolgende Rezession Anfang der 90er-Jahre hat die Wiedervereinigung extrem erschwert. Und die Fed hat 2013 mit einem Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik für Chaos an den Märkten gesorgt, obwohl die Inflationsrate zu der Zeit noch unter dem eigens gesetzten Zwei-Prozent-Ziel lag.

Mehr noch: Das Wachstum der Realwirtschaft nimmt den Druck von den Notenbanken, mit noch unkonventionelleren Methoden zu versuchen, die Teuerungsraten anzuheben. Davon, dass die Fed Aktienindexfonds kaufen könnte, redet inzwischen niemand mehr. Vielmehr ist Konsens, dass Fed, EZB und Co. Inflationsraten von mehr als zwei Prozent tolerieren könnten. Wenn etwas mehr Inflation der Preis dafür ist, dass wir die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise schneller hinter uns lassen, dann sollten wir bereit sein, diesen zu zahlen.

Sicher, eine erhöhte Inflation – oder genauer: negative Zinsen nach Abzug der Inflationsrate – ist für Sparer unerfreulich. Denn sie senken die reale Kaufkraft des Ersparten. Doch wer Vermögen hat, dem ist es auch zuzumuten, es gegen den Kaufkraftverlust abzusichern. Aktien, Rohstoffe, inflationsgeschützte Anleihen: Die Auswahl ist groß genug. Ein Recht auf einen risikolosen Sparzins gibt es nicht.

Mehr: Kommt die Inflation? Ein Streitgespräch zwischen den Ökonomen Bofinger und Mayer

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