Kommentar Stoppt Eure Werbung in Weißrussland!

Voriges Jahr hatte er sich aus Angst vor einem Umsturz bewaffnet. Mittlerweile hat er die Opposition auch mithilfe seiner staatlichen TV-Kanäle bezwungen.
Woche für Woche spülen westliche Konsumgüterkonzerne Millionen in die Kassen der Propagandamaschine des weißrussischen Diktators Alexander Lukaschenko. Ihre Werbung, die fast zwei Drittel aller ausgestrahlten TV-Spots ausmacht, finanziert die staatlichen Fernsehkanäle, die gezielt gegen die Opposition hetzen, Menschen bewusst erniedrigen und den seit 27 Jahren amtierenden Machthaber in Szene setzen und nichts von seinen Verfügungen hinterfragen.
Dies durch Schalten von Werbung mitzufinanzieren ist moralisch fragwürdig. Und es widerspricht all den blumig verfassten Versprechen der Unternehmenswerte. Wer diese ernst nimmt und damit nicht nur bunte Webseiten und schön gemachte Firmenbroschüren verfasst, muss Werbung auf Staatskanälen in Diktaturen wie Weißrussland, Myanmar oder anderswo stoppen.
Die pekuniäre Unterstützung von Unterdrückung, Folter und sogar der Ermordung Oppositioneller ist eine Schande. Und die betreffenden Unternehmen sollten sich fragen, was gut daran sein soll, seinen Kaffee, Shampoo oder Bier vor Sendungen ausgestrahlt zu bekommen, in denen gefolterte Regimegegner vor die Kameras zu öffentlichen „Geständnissen“ gezerrt werden.
Die Politik muss eingreifen
So ist es in Minsk geschehen. Ebenso wie der Aderlass bei den kritischen weißrussischen Journalisten, die ihre Jobs in der Propagandamaschine längst gekündigt haben und durch willfährige Helfer aus Russland ersetzt wurden. Das ist nicht das gewünschte gute „werbliche Umfeld“, das Werber suchen sollten.
Um es Unternehmen zu erleichtern, aus der Werbefinanzierung fragwürdiger Staatskanäle auszusteigen, muss jetzt die Politik eingreifen: Werbung in weißrussischen Staats-TV-Sendern muss auf die EU-Sanktionsliste. Dann kann Diktator Lukaschenko den Firmen, die jetzt noch auf seinen Propagandakanälen werben, auch einen Rückzug nicht durch Importverbote für deren Produkte erschweren.
Das war passiert, als Skoda, Beiersdorf und Liqui Moly als Sponsoren der Eishockey-WM in Minsk ihren Dienst quittierten. Nivea-Cremes, Autos der VW-Tochter und Motoröl aus Deutschland durften nicht mehr nach Weißrussland verkauft werden.
Verständlicherweise wollen Procter & Gamble, Henkel oder Nestlé sich diesem Risiko nicht aussetzen. Hier ist die Politik gefragt. Die Finanzierung weißrussischer Staatspropaganda durch westliche Werbung muss sofort gestoppt werden – das hätte sogar längst geschehen müssen. Sonst werden viele sich Mittäter nennen lassen müssen.
Mehr: Nestlé, Henkel, Carlsberg: Wie westliche Konzerne Diktator Lukaschenko unterstützen
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