Kommentar Trumps Handelspolitik wird eine Aufholjagd in Chinas Chipindustrie auslösen

Weil auch die Halbleiterhersteller aus Europa, Südkorea und Taiwan enge Bande in die USA haben, kann sich Donald Trump sicher sein, dass Huawei keine Alternative für den Einkauf von Chips findet.
Seit zwei Jahrzehnten schon versucht China in der Chipindustrie Fuß zu fassen, weitgehend vergeblich. Die Branche erzielt in der Volksrepublik zwar gut ein Drittel des weltweiten Umsatzes. Aber kein einziger bedeutender Hersteller stammt aus dem Land.
Donald Trump sorgt in diesen Tagen allerdings dafür, dass sich das ändern wird. Aus den eher halbherzigen Anstrengungen wird eine Aufholjagd der Chinesen werden. Denn der US-Präsident führt der Führung in Peking eindrücklich vor Augen, dass China bei den strategisch so wichtigen Halbleitern komplett von Amerika oder dessen Verbündeten abhängig ist.
Ohne die Chips von US-Konzernen wie Intel oder Qualcomm kommt Chinas wichtigster Technologiekonzern Huawei in arge Bedrängnis. Das weiß Trump, und genau deshalb hat er Anfang der Woche ein weitreichendes Geschäftsverbot für US-Firmen erlassen.
Weil auch die Halbleiterhersteller aus Europa, Südkorea und Taiwan enge Bande in die USA haben, kann sich Trump sicher sein, dass Huawei keine Alternative für den Einkauf von Chips findet. So wie dem Netzausrüster und Smartphone-Produzenten Huawei könnte es jedem anderen Konzern aus der Volksrepublik ergehen; zum Beispiel dem Computerbauer Lenovo. Aus chinesischer Perspektive ein Albtraum.
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Know-how durchzahllose Patente geschützt
Kurzfristig können die Chinesen nur darauf hoffen, in Verhandlungen mit Trump eine einvernehmliche Lösung zu finden. Langfristig aber werden sie alles daransetzen, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien. Und mit ihrem gewaltigen Heimatmarkt werden die chinesischen Chiphersteller dann weltweit eine gewichtige Rolle in der Industrie spielen.
Zugegeben: Das wird einige Jahre dauern. Die Hürden in der Chipindustrie sind außergewöhnlich hoch. Natürlich wird es helfen, dass der Staat Milliarden in die Industrie pumpen kann. Das aber allein reicht nicht aus, viele Barrieren lassen sich nicht mit Geld überwinden.
So ist die Produktion extrem komplex, und die wichtigsten Maschinenhersteller sitzen in Europa, den USA und Japan. Allein schon an das Fertigungswissen zu kommen wird schwierig, unter anderem weil das Know-how durch zahllose Patente geschützt ist.
Deutlich kleinere Nationen wie Südkorea und Taiwan haben schon vorgemacht, wie man Riese in der Chipbranche wird. Samsung aus Südkorea ist heute der weltgrößte Halbleiterproduzent, TSMC aus Taiwan der tonangebende Auftragsfertiger.
Deshalb wird es auch China gelingen, in der Chipbranche eine führende Rolle zu spielen. Für die heute noch so mächtigen Anbieter aus den USA sowie die wenigen verbliebenen europäischen Hersteller wie Infineon brechen ungemütliche Zeiten an.
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