Kommentar Ungleiche Terminvergabe für Kassen- und Privatpatienten ist keine Einbildung

16 Prozent der gesetzlich Versicherten gaben an, beim letzten Praxisbesuch mehr als drei Wochen auf einen Termin gewartet zu haben, bei Privatpatienten hingegen beträgt dieser Wert nur zehn Prozent.
Die unterschiedlichen Wartezeiten bei gesetzlich und privat Versicherten für einen Arzttermin werden gerne als Beleg für eine „Zwei-Klassen-Medizin“ in Deutschland herangezogen. Gesundheitsminister Jens Spahn hat daher ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Kassenpatienten schneller zu einer Behandlung verhelfen soll.
Glaubt man einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), spüren die meisten Menschen im Alltag wenig von Terminproblemen. Die Ungleichbehandlung von Privat- und Kassenpatienten bei Terminen ist aber messbar und sollte angegangen werden, um die Akzeptanz des Gesundheitssystems zu stützen.
Auf den ersten Blick scheint eine große Mehrheit zufrieden mit ihrem Zugang zur ärztlichen Versorgung. Die Frage, ob es ihnen beim letzten Arztbesuch zu lange gedauert habe, bis sie einen Termin bekommen haben, beantworteten demnach nur 20 Prozent der Befragten mit einer Wartezeit von mindestens einem Tag mit Ja. Eine differenzierte Analyse offenbart allerdings gerade bei mehrwöchigen Wartezeiten eine Unwucht zulasten der gesetzlich Versicherten.
Während 16 Prozent der gesetzlich Versicherten angaben, beim letzten Praxisbesuch über drei Wochen auf einen Termin gewartet zu haben, beträgt dieser Wert bei Privatpatienten nur zehn Prozent. Noch deutlicher sind die Unterschiede, wenn es um Termine beim Facharzt geht. Dort mussten nach eigener Auskunft 34 Prozent der Kassenpatienten mehr als drei Wochen auf einen Termin warten, vier Punkte mehr als im Vorjahr. Bei privat Versicherten mussten sich laut der repräsentativen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen lediglich 18 Prozent so lange gedulden.
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Ob das auf ein Bündel kleinteiliger Maßnahmen setzende Gesetzespaket von Spahn der beste Weg ist, das Problem zu lösen, darüber lässt sich streiten. Die Ansicht einiger Ärztevertreter, es handele sich nur um ein „gefühltes Problem“, wird durch ihre eigene Umfrage aber widerlegt.
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