Kommentar Unternehmen wie die Telekom müssen beim Datenschutz konsequent sein

Die Telekom steht plötzlich in Sachen Datenschutz schlechter da als Google.
Elektronische Geräte erobern jeden Aspekt unseres Lebens. Mit smarten Lautsprechern gibt es heute sogar Produkte in der Wohnung, die bei intimsten Gesprächen lauschen können. Je tiefer die Technologie in unser Privatleben vordringt, desto vorrangiger wird der Datenschutz. Es ist wichtig, dass gerade europäische Firmen versuchen, sich durch einen besonders verantwortungsvollen Umgang mit unseren Daten auszuzeichnen.
Deshalb haben die Netzbetreiber Deutsche Telekom und Orange auch Anerkennung verdient, dass sie Datenschutz zu einem zentralen Aspekt ihrer smarten Lautsprecher machen wollen. Doch dabei gibt es Mängel, die der Telekom teilweise bewusst waren – sie hat sich aber dagegen entschieden, sie zu beheben.
Konkret geht es um die Frage, wann und unter welchen Bedingungen wir zustimmen, ob Mitschnitte von Gesprächen, die die Lautsprecher aufzeichnen, auch zu Trainingszwecken ausgewertet werden dürfen. Die Telekom hat in einer Testphase des Geräts damit experimentiert, die Aufnahmen nur dann auszuwerten, wenn Nutzer ausdrücklich zugestimmt hatten. Das Problem: Nur wenige Nutzer ließen sich darauf ein.
Experten bei der Telekom hatten daraufhin Sorge, dass ihnen wichtige Daten im Wettkampf mit Google oder Amazon fehlen. Als der Lautsprecher vergangenen Monat in den Verkauf ging, hatte die Telekom ihr System umgewandelt. Jetzt müssen Nutzer aktiv widersprechen, dass Audiomitschnitte für Trainingszwecke ausgewertet werden.
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Ein solches Vorgehen haben Datenschützer schon Google vorgeworfen. Der US-Konzern stellte daraufhin sein System um. Die Telekom entschied sich jedoch trotzdem dazu.
Was wie ein kleiner Schritt wirkt, hat eine große Reichweite. Die Telekom steht plötzlich in diesem Punkt in Sachen Datenschutz schlechter da als Google. Damit wird sie ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht.
Dabei offenbart sich ein grundsätzliches Problem.
Auch andere europäische Firmen behaupten von sich, besonders sensibel mit Daten umzugehen. Wenn es dann an die Umsetzung geht, machen sie jedoch größere Kompromisse. Auf diese Art kann Datenschutz nicht zu einem Wettbewerbsvorteil für Europa werden. Unternehmen müssen beim sorgsamen Umgang mit Daten konsequent sein. Sonst ist das Versprechen sinnlos.
Die Datenschutz-Grundverordnung kann zu einem Prädikat für Europas Digitalkonzerne werden. Dafür müssen sie die Vorgaben als Chance und nicht als Hemmnis begreifen. Smarte Lautsprecher und andere Geräte können Europas Image stärkten. Dafür muss Datenschutz aber mehr als Werbung sein. Er muss auf jeder Ebene der Produkte transparent verankert werden.
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