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KommentarUrlauber sollten nicht mit Gutscheinen abgespeist werden

In der Politik kursiert der Vorschlag, bei Absagen wegen der Coronakrise die Reisekunden mit Zwangsgutscheinen abzufinden. Das wäre wenig hilfreich.Christoph Schlautmann 26.03.2020 - 10:49 Uhr

Hotels, Airlines und Reiseveranstaltern droht angesichts des weltweiten Reisestopps bald das Geld auszugehen.

Foto: dpa

Es reimt sich nett, und solidarisch klingt es außerdem: „Wer Reisen liebt, verschiebt!“ Im Zeichen der Coronakrise startete der Deutsche Reiseverband mit dem Spruch soeben eine Kampagne, die den Touristikern das Überwintern erleichtern soll. Denn dass Hotels, Airlines und Reiseveranstaltern angesichts des weltweiten Reisestopps bald das Geld ausgehen wird, dürfte bis zu den schlichtesten Ballermann-Gästen vorgedrungen sein.

Gegen die Kampagne selbst ist wenig zu sagen, solange der Verzicht auf Rückzahlung der Reisekosten freiwillig bleibt. Doch in der Bundesregierung gehen die Gedankenspiele durchaus weiter. Deren Tourismusbeauftragter Thomas Bareiß (CDU) hält auch Zwangsgutscheine für eine praktikable Idee, zumal Italien, Belgien und die Niederlande die Ausgabe von Ersatz-Gutscheinen erlaubt haben.

Zwar kommt Widerstand aus dem SPD-geführten Justiz- und Verbraucherschutzministerium, ob sich Bundesjustizministerin Christine Lambrecht durchsetzen wird, bleibt jedoch abzuwarten.

Dabei zeigen die Staathilfeanträge großer Veranstalter schon jetzt, wie wenig gesichert solche Gutscheine wären. Scheidet eines dieser Unternehmen aus dem Markt aus, müssen ihre Kunden dem Geld hinterherlaufen. Im Fall des Reiseveranstalters Thomas Cook etwa, der im vergangenen September Insolvenz anmeldete, warten viele Urlauber bis heute auf die Rückzahlung – obwohl der Staat die Haftung übernommen hat.

Der öffentliche Unmut über solche Zwangsgutscheine wäre zurecht erheblich. Weshalb eigentlich sollten Kunden – darunter zahlreiche Familien mit magerem Einkommen – die Liquidität von Großkonzernen sichern? Im Fall von Tui käme hinzu, dass der Konzern vor anderthalb Monaten erst über 300 Millionen Euro an die Aktionäre ausschüttete, darunter zu einem erheblichen Teil an den russischen Milliardär Alexej Mordaschow.

Nach dem Ende der Krise werden Kurzarbeiter und Arbeitslose eines wohl am wenigsten brauchen: Urlaubsgutscheine.

Mehr: Touristikkonzerne greifen den Reisebüros in die Kasse

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