Kommentar Verbraucher werden von der Preisschlacht nur kurz profitieren

Die vielen Rabatte sind ein Zeichen dafür, wie verzweifelt die Händler sind.
Traumhafte Zeiten für Konsumenten, zumindest auf den ersten Blick. Denn die Händler überbieten sich derzeit geradezu mit Rabatten. Hier gibt’s 20 Prozent auf alles, dort drei Teile zum Preis von zwei. So früh im Jahr kamen die Käufer noch nie zu so satten Nachlässen.
Allzu sehr sollten sich die Kunden aber nicht über die Aktionen des Einzelhandels als Folge der Corona-Seuche freuen. Denn die vielen Rabatte sind ein Zeichen dafür, wie verzweifelt die Händler sind. Jetzt rächt sich, dass es viele von ihnen in den Jahren der Hochkonjunktur versäumt haben, sich über einzigartige Kollektionen oder besonders attraktive Dienstleistungen zu differenzieren. Oder sich von der Masse abzuheben, indem sie ein außergewöhnliches Ambiente schaffen.
Vielen Kaufleuten geht es jetzt nur darum, schnell Geld in die Kasse zu bekommen. So hoffen sie, sich nach wochenlangem Lockdown über die nächsten Wochen zu retten.
Das aber wird nicht allen gelingen, und das kann auch den Käufern nicht gefallen. Konsumenten, die sich heute an großen Plakaten mit „Sale“ erfreuen, werden morgen vielerorts wahrscheinlich schon vor verschlossenen Türen stehen. So manche über die Jahre lieb gewonnene Boutique wird genauso aufgeben müssen wie der Delikatessenhändler ums Eck.
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Doch nicht nur die Kleinen werden pleitegehen, auch große Ketten wird es treffen. Noch ist das in Europa nur vereinzelt der Fall. In Amerika dagegen rollt die Insolvenzwelle schon mit voller Wucht, und die macht auch vor klangvollen Namen wie Neiman Marcus nicht halt.
Für viele Konsumenten werden damit künftig die Wege zum Einkaufen länger, die Auswahl wird kleiner. Das könnte langfristig sogar zu steigenden Preisen führen. Und nicht nur das: Viele Fußgängerzonen insbesondere in Klein- und Mittelstädten werden noch langweiliger, als sie heute schon sind. Aus der Rabattschlacht wird daher niemand als Gewinner hervorgehen. Die Händler nicht und auch nicht seine Kundschaft.
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