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Kommentar Vergiftete Stimmung in der Bahn-Belegschaft: Es wird lange dauern, die Wunden des Tarifstreits zu heilen

Die wirtschaftlichen Schäden der Arbeitskämpfe wiegen schwer. Schlimmer ist aber, dass unter den Bahn-Mitarbeitern das gegenseitige Misstrauen wächst.
20.08.2021 - 13:56 Uhr 1 Kommentar
Die Konflikte zwischen Mitgliedern der Bahn-Gewerkschaften GDL und EVG nehmen zu. Quelle: dpa
Streik der Lokführer

Die Konflikte zwischen Mitgliedern der Bahn-Gewerkschaften GDL und EVG nehmen zu.

(Foto: dpa)

Fast vier Tage Streik – die Lokführergewerkschaft setzt zu einem weiteren Schlag an, um den Arbeitgeber Deutsche Bahn zu einem verbesserten Angebot zu zwingen. Mitten in den Sommerferien, noch dazu in einer Zeit, in der die vierte Corona-Welle begonnen hat, ist das schwer verdauliche Kost für Passagiere und Unternehmen gleichermaßen.

Schon in normalen Zeiten hat ein weitgehender Stillstand auf der Schiene massive Folgen für die Kunden des Staatskonzerns. Die Zeiten sind aber nicht normal.

Die Unternehmen kämpfen wegen der Pandemie mit erheblichen Lieferengpässen. Sie könnten sich durch den Ausstand verschärfen. Die Passagiere wiederum haben sich nach dem langen Winter-Lockdown nichts sehnlicher gewünscht, als mal wieder zu verreisen.

Die Schäden, die der Arbeitskampf aufseiten der Bahn-Kunden anrichtet, dürften erheblich sein. Noch schwerer wiegt die Gefahr einer dauerhaften Spaltung in der Bahn-Belegschaft.

Die GDL kämpft mit äußerst harten Bandagen um ihre Existenz. Das Vokabular ähnelt dem eines Krieges. Die Stimmungsmache und Propaganda zeigt längst Wirkung bei Teilen der Bahner.

Gewerkschaft EVG und Bahn-Management berichten übereinstimmend von Anfeindungen zwischen GDL-Mitgliedern und der übrigen Belegschaft. Vor allem im Osten der Republik scheint die Stimmung innerhalb der Konzernbelegschaft regelrecht vergiftet zu sein.

Bahn-Vorstand: „Lokführerstreik ist unnötig und überflüssig”

Das ist fatal. Die Schiene soll entscheidend dazu beitragen, die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Dazu müssen die Bürger innerdeutsch soweit möglich vom Auto und vom Flugzeug in den Zug gelockt werden. Das gelingt nur, wenn das Produkt stimmt. Guter Service gehört zwingend dazu.

Misstrauen gefährdet den Service der Bahn

Vielfahrer und Vielflieger haben feine Antennen dafür, wenn die Stimmung innerhalb einer „Crew“ nicht passt. Mitarbeiter, die sich anfeinden, die sich gegenseitig nicht vertrauen, gefährden die Wachstumspläne auf der Schiene. Wer sich nicht wohlfühlt im Zug, kommt vielleicht so schnell nicht wieder.

Es könnte lange dauern, die schon jetzt sichtbaren Wunden zu heilen – viel länger jedenfalls als der eigentliche Tarifstreit. Gewerkschaften sind dem Wohl der Belegschaft verpflichtet – am Ende der gesamten Belegschaft, nicht nur den eigenen Mitgliedern. Das wird bei emotional geführten Tarifkonflikten gerne mal vergessen.

Spätestens nach dieser zweiten Streikwelle sollten deshalb alle Beteiligten noch mal in sich gehen und schauen, ob der Weg zum Verhandlungstisch nicht doch noch möglich ist, um weitere Kollateralschäden zu verhindern.

Mehr: Halten die Lieferketten? So rüsten sich Unternehmen für weitere Bahn-Streiks

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1 Kommentar zu "Kommentar: Vergiftete Stimmung in der Bahn-Belegschaft: Es wird lange dauern, die Wunden des Tarifstreits zu heilen"

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  • Die Belegschaft der Bahn hat zu Recht feine Antennen dafür wer oder was mehr verdienen sollte. Das sind sicher nicht die Lockführer, denen es vergleichsweise gut geht und die regelmäßig auf dem Rücken der Fahrgäste immer noch mehr fordern. Es sind die Fahrbegleiter, die, wenn sie dann gut geschult und freundlich sind (ist leider nicht immer der Fall), dafür sorgen, dass die Fahrgäste gerne wieder kommen. Züge ohne Lockführer gibt es nur deshalb in Deutschland noch nicht, weil wir bürokratisch und ziemlich hoffnungslos rückständig sind. Züge ohne Servicepersonal, die dafür sorgen, dass die Fahrgäste sich wohl fühlen und wenn sie gebrechlich sind, auch mal den Koffer an den Platz getragen bekommen, wird es hoffentlich nie geben. Kein Wunder also, wenn die dauerstreikenden, nimmersatten Kollegen von denen angefeindet werden, die die wahrlich nachhaltigere Arbeit für die Bahn erledigen.

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