Kommentar Verkauf der Schufa ist eher unwahrscheinlich

Bei Kreditverträgen oder Kaufabschlüssen ist eine Bewertung der Schufa gefragt.
Berlin Am Wochenende machten Spekulationen die Runde, dass Deutschlands größte Wirtschaftsauskunftei, die Schufa, möglicherweise vor einem Verkauf an einen Finanzinvestor stehen könnte.
Ausdrückliches Verkaufsinteresse bescheinigte die Agentur Bloomberg dabei der Deutschen Bank und der Commerzbank. Doch auch ein Komplettverkauf stehe zur Debatte. Auslöser soll dabei eine Interessenbekundung des Finanzinvestors EQT gewesen sein.
Dass ein Unternehmen wie die Schufa Begehrlichkeiten weckt, ist nachvollziehbar, auch wenn keiner der Beteiligten ein Kauf- oder Verkaufsinteresse bestätigen wollte. Im Jahr 2019, neuere Zahlen liegen noch nicht vor, stieg der Jahresüberschuss um 18 Prozent auf 41 Millionen Euro, die Umsatzrendite lag bei mehr als 19 Prozent, die Eigenkapitalquote bei 75 Prozent.
Bei solchen Zahlen stellt sich aber auch die Frage, warum man sich von solch einem Unternehmen ohne Not trennen sollte. Schließlich dürfte das Geschäft mit Daten in der Zukunft eher zunehmen.
Derzeit halten Kreditbanken, Sparkassen, Privatbanken und Genossenschaftsinstitute zusammen 87 Prozent der Anteile, wobei der größte Teil auf Kreditbanken entfällt. Die privaten Institute allein halten 18 Prozent.
Kein gewöhnliches Unternehmen
Die Schufa, die 1927 als Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung gegründet wurde, ist kein gewöhnliches Unternehmen. Bei ihr sind Informationen von 68 Millionen Privatpersonen und sechs Millionen Unternehmen gespeichert. Ohne Auskunfteien wie die Schufa ist ein Wirtschaftsleben kaum vorstellbar. Ob ein Kredit nachgefragt, eine Wohnung angemietet oder ein Auto gekauft wird – stets vergewissern sich Schufa-Kunden, ob der Verbraucher oder das Unternehmen kreditwürdig sind.
Daher bewegen sich Auskunfteien auch immer in einem Spannungsfeld – fließen in den Scorewert, mit dem die Kreditwürdigkeit festgestellt wird, korrekte Daten ein? Der öffentliche Protest ist stets groß, wenn Fehler oder vermeintliche Fehler festgestellt werden und Menschen möglicherweise unverschuldet zum Risikofall erklärt werden.
Wie delikat das Umfeld ist, in dem die Schufa agiert, zeigt eine parlamentarische Anfrage der Linken, in der es um die Vereinbarkeit von Bonitätsbewertungen durch die Schufa mit den Menschenrechten geht.
Es gehört wenig Phantasie dazu, sich den öffentlichen Aufschrei vorzustellen, falls ein Finanzinvestor die Schufa übernehmen sollte. Da dürfte der Hinweis verhallten, dass der Datenschutz für alle gilt. Unterm Strich dürfte der Slogan „Wir schaffen Vertrauen“ auf eine harte Probe gestellt werden. Wahrscheinlich zu hart.
Mehr: Schufa-Chefin will das Misstrauen gegen Deutschlands größte Auskunftei bekämpfen
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