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Kommentar Verpasste Chance: Die Betriebsärzte wurden viel zu spät in die Impfkampagne eingebunden

Nach nur fünf Wochen gibt es in den Firmen keinen Bedarf mehr an Impfungen. Der Staat hätte früher auf die Organisationskraft der Wirtschaft vertrauen sollen.
08.07.2021 - 12:26 Uhr 1 Kommentar
Die Betriebsärzte wurden zu spät in die Impfkampagne einbezogen, kommentiert unser Autor. Quelle: dpa
Vorbereiter Impfstoff

Die Betriebsärzte wurden zu spät in die Impfkampagne einbezogen, kommentiert unser Autor.

(Foto: dpa)

Manchmal sind Statistiken trügerisch: 78,7 Millionen Impfdosen wurden hierzulande verabreicht, 2,7 Millionen davon durch Betriebsärzte – gerade mal drei Prozent. Die Impfkampagne der Werksdoktoren ist gescheitert, könnte man meinen. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: Die Impfungen in Büros und Werkshallen waren ein Erfolg. Die Telekom etwa immunisierte bislang 40.000 Beschäftigte, Volkswagen 35.000.

Nur eines ist nicht gut gelaufen: Die Betriebsmediziner wurden viel zu spät in die Impfkampagne einbezogen. Erst ab dem 7. Juni durften sie den Piks in den Oberarm verabreichen – viele Monate nachdem Impfzentren und Hausärzte begonnen hatten.

Zugegeben, der Impfstoff war Anfang Juni noch viel knapper als heute. Doch schon damals wäre es für viele Beschäftigte eine komfortable Situation gewesen, sich direkt am Arbeitsplatz impfen zu lassen. Der Staat hätte mehr auf die Organisationskraft der Wirtschaft vertrauen sollen. Er hätte wissen können, dass Firmen schon seit Jahren Erfahrungen mit Impfungen haben, weil sie jeden Winter zig Tausende Beschäftigte gegen die Grippe immunisieren.

Im Frühsommer haben die Firmen eindrucksvoll bewiesen, wie es um ihre Organisationsfähigkeit bestellt ist. Ob Konzern oder Familienunternehmen: In wenigen Tagen realisierten Tausende Firmen Impfstraßen oder funktionierten gar ihre Kantine in ein Impfzentrum um.

Allianz und BMW etwa haben an ihren großen Standorten jeweils 30 Immunisierungsstraßen aufgebaut, VW hätte allein am Stammwerk in Wolfsburg 15.000 Mitarbeiter pro Woche impfen können. Bayer wäre in der Lage gewesen, in nur drei Wochen die komplette Belegschaft einmal zu immunisieren.

Doch so weit ist es nie gekommen, die betrieblichen Impfzentren sind nie unter Volllast gelaufen. Fünf Wochen nachdem die Impfkampagne in den Firmen gestartet ist, hat sie auch schon wieder ihr Ende erreicht – zumindest was die Erstimpfungen angeht.

Nachfrage nach Impfstoffen in den Firmen nimmt ab

Die Firmen stellen unter ihrer Belegschaft mittlerweile nur noch eine geringe Nachfrage fest. Nicht etwa, weil die Beschäftigten impfmüde sind, sondern weil sie schon einen Termin beim Hausarzt oder im Impfzentrum ergattern konnten. Klar: Wenn fast 60 Prozent der Bevölkerung eine Erstimpfung hat und Schätzungen von einer Impfbereitschaft von 80 Prozent ausgehen, sind auch in den Firmen eben nur noch etwa 20 Prozent an der Spritze ihres Betriebsarztes interessiert.

Dieses Plädoyer für die betriebliche Impfung soll die Leistungen der Hausärzte oder Impfzentren keineswegs schmälern. Doch gerade im Betrieb hätte man den Teil der Bevölkerung, der die Wirtschaft am Laufen hält, direkt erreichen können. Und vielleicht den ein oder anderen Impfskeptiker mehr überzeugen können. Der sanfte Druck oder die Überzeugungsarbeit der Kollegen auf dem Büroflur hätten geholfen.

Ja, am Ende ist man immer schlauer: Aber womöglich braucht es Auffrischungsimpfungen. Und spätestens dann, liebe Regierung, bindet die Betriebsärzte früher als später ein. Sie haben schon einmal bewiesen, dass sie es können. Auch wenn die Statistik das womöglich nicht zeigt.

Mehr: Große Lieferungen, geringe Nachfrage – Der Impfstoff kommt für viele Firmen zu spät

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1 Kommentar zu "Kommentar: Verpasste Chance: Die Betriebsärzte wurden viel zu spät in die Impfkampagne eingebunden"

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  • Wieder mal ein Kommentar, der uns nicht viel bringt! Alle mussten in dieser Situation lernen, incl. der Entscheidungsträger. Ich vermute mal: durch kreative Ideen lässt sich die Impfquote weiter steigern. Ob da noch mit Geldgeschenke und ähnlichem nachhelfen muss, erschließt sich mir nicht wirklich. Jetzt sind viele locker drauf und meinen, alles erledigt sich von selbst! Im eigenen Freundeskreis gibt es zumindest einen "Experten", der was von unveränderten Todeszahlen gegenüber den Zeiten vor Corona erzählt - das bringt nichts.

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