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Kommentar Vier Gründe, warum bei betrieblichen Impfungen Ungerechtigkeit droht

Bald werden die Betriebsärzte der Impfkampagne einen Schub verleihen. Doch der Pikser in den Oberarm wird noch für viel Unruhe sorgen – in und zwischen den Betrieben.
26.04.2021 - 18:52 Uhr 3 Kommentare
Einige Bundesländer wollen die Impfreihenfolge aufheben. Quelle: dpa
Impfung gegen Corona

Einige Bundesländer wollen die Impfreihenfolge aufheben.

(Foto: dpa)

Eigentlich ist die Entwicklung erfreulich: Deutschlands Wirtschaft steht für die größte Impfaktion der Geschichte bereit, alle Dax-Konzerne und die großen Familienunternehmen haben Impfgelegenheiten aufgebaut und könnten sofort loslegen, wenn nur genug Impfstoff da wäre. Das soll spätestens im Juni der Fall sein, hat Gesundheitsminister Jens Spahn mehrfach beteuert. Dann könnten auch endlich die Betriebsärzte flächendeckend impfen, die Immunisierung der Bevölkerung wird dadurch einen entscheidenden Schub bekommen.

Die schlechte Nachricht: Der Pikser in den Oberarm wird nicht nur innerhalb der Belegschaft, sondern auch zwischen den Betrieben noch für viel Unruhe sorgen. Beim betrieblichen Impfen droht gar eine Zweiklassengesellschaft.

Das lässt sich schon bei den Pilotprojekten beobachten: Die ersten Unternehmen waren VW in Zwickau und BASF in Ludwigshafen. Dort werden zwar nur wenige Dosen pro Tag verimpft, doch gerade der Mittelstand blickt hinter vorgehaltener Hand argwöhnisch darauf, warum wieder die Großen den Vorzug bekommen haben.

Nun mag es gute Gründe dafür geben, in Ludwigshafen etwa arbeiten so viele Menschen an einem Standort wie nirgends sonst in Rheinland-Pfalz. Doch der Neid bleibt.

Zweitens: Kleinere Betriebe haben es schwer, in großem Stil Impfmöglichkeiten aufzubauen. Erste Mittelständler haben zwar mit umliegenden Firmen gemeinsame Betriebsarztzentren aus dem Boden gestampft. Doch für Dax-Beschäftigte, die sich mal eben in der Kantine impfen lassen können, ist es eben doch komfortabler, als zu irgendwelchen Zentren durch die Pampa zu fahren.

Innerhalb der Betriebe droht Unmut

Drittens: Im Dax wie im Mittelstand wird es zu Ungleichheiten zwischen den Zentralen und den Zweigstellen kommen. Die Impfstraßen sind zwar errichtet, doch eben nur an den großen Standorten, anderswo lohnt sich das nicht. Abhilfe wollen Unternehmen durch mobile Teams schaffen, die an den Zweigstellen an Impftagen vorbeikommen. Doch klar ist auch: Die Beschäftigten in den Zentralen werden zuerst immunisiert.

Viertens: Auch innerhalb der Betriebe droht Unmut. Wenn demnächst die Priorisierung aufgehoben wird, stellt sich die Frage, wer zuerst die Spritze bekommt. Chefs täten gut daran, sich nicht selbst in die vorderste Reihe zu stellen, sondern den Mitarbeitern in den Werkshallen den Vortritt zu lassen. Gerade diese Gruppe konnte nicht im Homeoffice Schutz suchen.

Doch selbst wenn die innerbetriebliche Priorisierung klar kommuniziert wird und sie jeder nachvollziehen kann, werden neidische Blicke nicht ausbleiben – gerade dann nicht, wenn es für Geimpfte Lockerungen bei Reisen und Restaurantbesuchen geben wird.

Mehr: Betriebliche Impfungen: Welche Firmen schon impfen – und wer als Nächstes drankommt.

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3 Kommentare zu "Kommentar: Vier Gründe, warum bei betrieblichen Impfungen Ungerechtigkeit droht"

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  • Nach meinem Kenntnisstand scheitert es ja nicht an der Kapazität des Impfpersonals. Durch die Impfzentren und die Hausärzte ist genügend Kapazität vorhanden. Es scheitert an der Menge des Impfstoffes und an der Weitergabe an das Impfpersonal.
    Für die Impfungen über die Betriebsärzte besteht tatsächlich das Risiko, dass "nach Hierarchie" und nicht nach dem bestehenden Erkrankungsrisiko geimpft wird.
    Insofern sollten nach meiner Sicht endlich die Hausärzte mit sehr viel mehr Impfstoff versorgt werden und die nächste besonders gefährdete Gruppe, die über 50 Jährigen, endlich Termine vereinbaren können.

  • Der Artikel zeigt die Misere Deutschlands auf: Lieber nichts tun und darüber diskutieren was man denn tun müsste damit alle gleich und gleichzeitig und ‚fair‘ geimpft werden können. Das ist jedoch Unsinn. Man hätte von Anfang an -und sollte auch jetzt noch- einen Teil des knappen Impfstoffes nach der ethischen Maxime verimpfen sollen und einen, nun immer größer werdenden, Teil so in das System geben, dass möglichst schnell möglichst viele Geimpft werden. Genau das wird mit Impfungen in Betrieben erreicht.

  • Bitte nicht die Neiddebatte anfeuern. Jeder geimpfte Mensch bringt uns ein kleines Stück näher zur Normalität. Neid der noch-nicht-geimpften auf die geimpften Menschen ist das letzte was uns voranbringt.
    Wenn Kritik, dann an der Regierung mit deren eher ungeschickt gewählten Prioritäten beim Impfstoffeinkauf. Und wenn Hr. Spahn sagt dass es im Juni genügend Impfstoff gibt, dann heißt das nur das er es selber vielleicht sogar glaubt.

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