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Kommentar Vonovia ist an den Guten gescheitert

Der geplatzte Milliardendeal von Vonovia zeigt, wer am Kapitalmarkt mittlerweile das Sagen hat. Und er wirft Fragen auf, wie man mit der zunehmenden Bedeutung der ETFs umgeht.
25.07.2021 - 12:42 Uhr 5 Kommentare
Der Immobilienkonzern wollte den Konkurrenten Deutsche Wohnen übernehmen. Quelle: Reuters
Vonovia-Zentrale in Bochum

Der Immobilienkonzern wollte den Konkurrenten Deutsche Wohnen übernehmen.

(Foto: Reuters)

Immobilienmanager Rolf Buch muss sich wie ein Bräutigam fühlen, der allein vor dem Altar steht und sich schließlich eingestehen muss, dass er sitzen gelassen wurde. Erneut ist der Vonovia-Chef mit seiner Übernahmeofferte für Deutsche Wohnen abgeblitzt.

Dabei sah es diesmal alles so vielversprechend aus: Im Gegensatz zu früher war Vonovia mit dem Vorschlag zum Zusammenschluss nicht bei Deutscher Wohnen auf Widerstand gestoßen. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn hatte dieses Mal seinen Aktionären sogar empfohlen, die Offerte anzunehmen.

Zu überzeugend war das Argument, dass man sich gemeinsam besser gegen die Widerstände zur Wehr setzen könnte, gegen all die Kritik aus der Politik, aus der Bevölkerung und die Umstellungen im Zuge des Klimawandels. Vonovia ist so oder so kein kleines Unternehmen. Aber natürlich wäre das Wort des Vonovia-Chefs als Anführer des neuen Wohnungsriesen noch gewichtiger gewesen.

Doch es half nicht: Die von Vonovia für das Gebot als Minimum ausbedungene Annahmeschwelle von 50 Prozent der Aktien plus eine wurde nicht erreicht. So muss Immobilienmanager Buch die Schmach überwinden, dass er auch diesmal die Hochzeit abblasen muss.

Aber man kann ihm nicht wirklich den Vorwurf machen, dass er die Situation falsch eingeschätzt hat: Aus strategischer Sicht ergab der Deal Sinn. Was sich als Problem erwies, war offenbar die Rolle von Fonds bei derartigen Transaktionen. Und zwar nicht die gefürchteten, unberechenbaren Hedgefonds, sondern die vielerorts gelobten, berechenbaren ETFs.

Das Übernahmegebot für Deutsche Wohnen erreichte nicht die Mindestannahmeschwelle. Quelle: Reuters
Vonovia-Chef Rolf Buch

Das Übernahmegebot für Deutsche Wohnen erreichte nicht die Mindestannahmeschwelle.

(Foto: Reuters)

Diese Fonds, die fernab jeglicher strategischer Überlegung eins zu eins einen Index abbilden, sind mittlerweile wichtige Investoren für viele Unternehmen. Aber kommt es dort zu wegweisenden Entscheidungen, können und dürfen ETFs nicht ihre Aktien andienen, sie müssen vielmehr bis zum Vollzug des Gebots und der Umstellung des Indexes warten, bis sie handeln.

Hätten die ETFs ihre Aktien Vonovia angedient, wäre der Deal wohl anders ausgegangen. Es birgt eine gewisse Ironie, dass gerade die als „die Guten“ geltenden Marktteilnehmer den Deal geblockt haben. Und es wirft Fragen auf, wie man mit der zunehmenden Bedeutung der ETFs umgeht. Die muss Vonovia-Chef Buch aber nicht beantworten.

Er wird sich nun auf seine bisherigen Unternehmensziele besinnen. Davon, dass der 56-Jährige an Bord bleibt, ist auszugehen. Seine Aktionäre und der Aufsichtsrat werden ihm zugutehalten, dass er in seinen acht Jahren bei Europas größtem Immobilienkonzern viel erreicht hat – nur eben bei Deutscher Wohnen nicht.

Mehr: Vonovia-Chef Buch: „Da haben einige zu hoch gepokert“

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5 Kommentare zu "Kommentar: Vonovia ist an den Guten gescheitert"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Ein Wohnungsmarkt wird nur wieder funktionieren, wenn sich Angebot und Nachfrage wieder nahezu die Waage halten. Ein Wechsel der Eigentümer trägt dazu nicht bei, es sei denn, es kommt zu einer besseren Nutzung von bereits vorhandenem Know How (Synergien). Dass eine Gruppe von Menschen die Wohnungen nicht bezahlen kann liegt vor allem daran, dass ihre Einkommen zu niedrig sind. Es ist zu einfach, die Ursachen nur einer zu niedrigen Qualifikation dieser Menschen zuzuschreiben. Eine zunehmende Arbeitsteilung mit dem herunterbrechen bis hin zu niedrigsten Tätigkeiten für lediglich angelernte Kräfte tragen ebenso dazu bei, wie Niedriglöhne, zu niedrige Renten, vorzeitiger Ruhestand inkl. der Rentenkürzungen oder aber die Kurzlebigkeit diverser Produkte. Der Markt mag die Kurzlebigkeit von Produkten kurzfristig begrüßen, auch mit einem hohem spezifischen Fachwissen schaffen es die Menschen häufig langfristig nicht, sich wieder an vorderster Front als Know How Träger zu platzieren, was zu Einkommens- und späteren Rentenverlusten führen muss. Wenn die politisch Verantwortlichen hier nicht endlich ansetzen, werden wir in einem weiter so leben müssen - eine marktwirtschaftliche Orientierung ist das sicher nicht. Es ist auch eine politische Verantwortung, breite Schichten der Bevölkerung mitzunehmen, ihnen adäquate Einkommen mittels Arbeit zu ermöglichen. In einer 40 Jahre alten Wohnung - womöglich ohne Bad oder mit den damals üblichen blauen Fliesen - möchte auch ich heute nicht leben. Auch nicht für 5,00 €/qm in Berlin! Und dafür lässt sich nun einmal eine Wohnung nicht sanieren! Man muss hier nicht einzelne Beispiele, wie die erniedrigenden Löhne in den vielfachen Zustelldiensten oder die fehlende finanzielle Würdigung von Krankenschwestern bzw. Altenpflegern ansprechen. Es ließe sich beliebig mit befristeten Arbeitsverträgen, Scheinselbständigkeit, Leiharbeit oder, oder fortsetzen.


  • Hier im Artikel geht es um den Kapitalmarkt, um „“gut“ oder “nicht gut“ bzw. um freie Marktwirtschaft. Hr. Grünewald erkennt das richtig, ein freier Wettbewerb in einem funktionierenden Mietmarkt funktioniert seit vielen Jahren nicht! Aber das ist kein Grund, dass nun auch Kapitalmärkte nicht mehr als Märkte funktionieren.

  • Abgesehen davon, ob ETFs nun „gut“ sind oder nicht (und die Autorin stellt das ja eher infrage bzw. lässt die Frage offen) stellt sich mir die Frage, warum der Unterton hier so gewählt wurde, als sei die Fusion eigentlich wünschenswert gewesen, das Scheitern also zu bedauern. Warum bloß? In einem ohnehin nicht funktionierenden Markt (dem der Mietwohnungen) gibt es nun statt eines angestrebten Megakonzerns zwei immer noch recht große Player, und das sollen wir jetzt bedauern? Trotz der bemühten sitzengelassener-Bräutigam-Rhetorik regt sich da tränendrüsenmäßig absolut nichts bei mir. Ganz im Gegenteil.


  • Was ist an ETF’s gut?

    Als gut wird eingestuft, was Rendite bringt, profitabel ist oder wie der Ökonom sagt “mit wenig Aufwand ein Maximum erreicht“. Dabei zählt als “Gut“, was bequem ist, keine Arbeit macht, oder wie bei politischen Wahlen die Aufgaben auf die Anderen (Gewählten) überträgt. Getreu dem Motto: "Lass mich damit in Ruhe!". Allerdings ist das fern einer Marktwirtschaft, wenn man dem Mainstream nachläuft und sich dann auch noch auf dem Erfolg anderer ausruht, ohne selbst etwas dazu zu tun. Gelegentlich nennt man Akteure mit einem solchen Verhalten auch Trittbrettfahrer (jemand, der an Unternehmungen anderer Anteil hat, davon zu profitieren versucht, ohne selbst etwas dafür zu tun) oder Schmarotzer (auf Kosten der Andere lebt).

    Schade eigentlich nur ist, dass gerade das Handelsblatt mit Kerstin Leitel diese Form als “Gut“ bezeichnet. Ich dachte einmal an eine Finanz- und Wirtschaftszeitung. Deutschland kann mehr. Allerdings müsste man daran auch arbeiten. Daran hat sich in den letzten Jahrzehnten viel geändert - zu viel! Offensichtlich auch beim Handelsblatt. Die Realität hat mit Ironie rein gar nichts zu tun.

  • Eventuell ironisch gemeint, aber dennoch Unsinn: Was bitte ist an ETFs "gut"? ETFs sind ein Vehikel passiver Anlagestrategien. Diese funktionieren, solange Märkte (informations-) effizient sind, also die vorhandenen Informationen vollständig in den Kursen widerspiegeln. Dann und nur dann reicht es aus, dem Markt passiv zu folgen. Dies setzt aber voraus, dass es andere Marktteilnehmer gibt, die Informationen aufnehmen, interpretieren und auf deren Basis ihre Entscheidungen treffen, also "aktiv" sind. Passive Anleger brauchen aktive, denen sie folgen können. Sobald die "Passiven" die Oberhand gewinnen, werden Informationen nicht mehr verarbeitet und die Preisbildung am markt funktioniert nicht mehr - wie soeben bei Vonovia geschehen. Das ist das kleine Einmaleins der Marktwirtschaft. Also nochmals: Was ist an ETFs "gut"?

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