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Kommentar Walmarts Einstieg bei GM-Tochter Cruise: Der Einzelhändler ist ein digitaler Angreifer

Der US-Konzern ist ein digitaler Player, der in Fintech, Drohnen und autonomes Fahren investiert. Deutsche Einzelhändler könnten sich ein Beispiel daran nehmen.
18.04.2021 - 15:36 Uhr Kommentieren
Das US-Unternehmen arbeitet gleich mit mehreren Start-ups rund ums autonome Fahren zusammen. Quelle: Reuters
Walmart

Das US-Unternehmen arbeitet gleich mit mehreren Start-ups rund ums autonome Fahren zusammen.

(Foto: Reuters)

In den USA macht Walmart vor, wie Einzelhandel auch aussehen kann. Dort hat sich der weltgrößte Einzelhändler Walmart an Cruise, der GM-Tochter für autonomes Fahren beteiligt. Damit verbinden sich zwei Traditionsunternehmen, die derzeit rasant auf neue Technologien umstellen.

Für Walmart ist die Investition ein weiterer Beweis dafür, dass es sich bei dem Handelskonzern aus Bentonville im Bundesstaat Arkansas längst nicht mehr um den angestaubten Discounter auf der grünen Wiese handelt. Vielmehr hat sich Walmart in den vergangenen Jahren zu einem digitalen Player gewandelt, der in Fintech, autonomes Fahren und Drohnen investiert.

Mit seinem starken Onlinehandel gehört Walmart heute längst zu den ernst zu nehmenden Konkurrenten Amazons. Der Konzern hat in den USA Ebay als Onlinehändler hinter sich gelassen und steht laut dem Marktforschungsunternehmen E-Marketer auf Platz zwei hinter Amazon.

Heute verkauft Walmart längst nicht mehr nur die eigenen Produkte, sondern ist – ganz wie Amazon – auch als Marktplatz für Dritte tätig. Auch ein eigenes Prämienprogramm „Walmart Plus“ hat der Konzern erfolgreich eingeführt. Das garantiert den Kunden – ganz wie Amazon Premium – schnelle Lieferung.

Bereits vor der Corona-Pandemie hatte der Einzelhändler seine Infrastruktur für den Onlinehandel optimiert und konnte das Geschäft erfolgreich hochfahren, als die Menschen wegen des Virus zu Hause saßen und auf die Lieferungen vor die Tür angewiesen waren. Dabei nutzte der Einzelhändler seine flächendeckende Präsenz zum eigenen Vorteil, um hybride Dienste anzubieten wie etwa den, Waren online zu bestellen und vor dem Geschäft auf dem Gehweg ganz pandemiekonform abzuholen.

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Hinter dem erfolgreichen Aufbau des Onlinegeschäfts steht auch eine extrem motivierte Person: Walmart hatte sich vor fünf Jahren mit der Übernahme von Jet.com auch dessen Gründer Marc Lore an Bord geholt: Lore hatte einst seinen eigenen Onlinehandel Quidsi aufgebaut, der mit Diapers.com vor allem Windeln verkaufte, bevor ihn Jeff Bezos mit einem Preiskrieg zum Verkauf an Amazon drängte. Nach ein paar unglücklichen Jahren unter Bezos gründete Lore mit Jet.com sein eigenes Unternehmen, um Amazon Konkurrenz zu machen. Das macht er heute bei Walmart weiter, nur mit noch mehr Schlagkraft.

Aber Walmart schaut weiter in die Zukunft: Der Konzern arbeitet gleich mit mehreren Start-ups rund ums autonome Fahren zusammen. Seit einigen Monaten läuft in Scottsdale im Bundesstaat Arizona ein Pilotprojekt, in dem die autonom fahrenden Autos von Cruise bereits für Walmart liefern. Das ist so gut gelaufen, dass die Supermarktkette sich nun sogar an Cruise beteiligt hat.

Walmart investiert in Fintech und hat Goldman-Sachs-Banker abgeworben

Aber auch im Finanzbereich scheint Walmart Großes vorzuhaben: Im Januar ist der Konzern eine strategische Partnerschaft mit dem Fintech-Investor Ribbit Capital eingegangen, dem unter anderem die bekannte Trading-App Robinhood gehört. Außerdem holte Walmart zwei Topmanager von Goldman Sachs, die bei der Investmentbank das Online-Konsumentengeschäft aufgebaut haben.

Noch sind die Fintech-Pläne sehr vage. Aber Beobachter spekulieren bereits über eine Super-App für Walmart-Kunden nach dem Vorbild der chinesischen WeChat. Darauf können Nutzer ihre Bankgeschäfte ebenso tätigen wie Einkäufe, Chatten oder Rechnungen unter Freunden teilen.

Die Tatsache, dass sich Walmart in diese neuen Sphären vorwagt, ist beachtlich. Oder könnte man sich vorstellen, dass Aldi oder Lidl in Googles Waymo investieren? Im Einzelhandel in Deutschland scheint „Hauptsache billig“ immer noch das Hauptmotto zu sein. Damit sind gerade die deutschen Discounter ja bisher gut gefahren – oft auch im Ausland.

Ein Blick in die USA zeigt allerdings, dass sich Lidl und Aldi hier zumindest ein wenig anpassen mussten. Nur Pappkartons in der großen Halle funktionieren hier nicht. Deshalb sehen die Supermärkte von Aldi und Lidl hier ansprechender aus.  

Auch beim Onlinehandel haben sich die deutschen Discounter in Amerika schneller auf Lieferservice umstellen müssen als in Deutschland. Lidl nutzt dafür in den USA unter anderem den Dienst Shipt, und Aldi setzt auf Instacart. Ebenso ist das Onlineordern und draußen vor der Filiale Abholen an einigen Orten möglich. Von einer groß angelegten Onlinestrategie oder gar fahrerlosen Autos sind die Deutschen jedoch wohl noch weit entfernt.

Walmart dagegen hat verstanden: Wenn man mit Amazon konkurrieren will, muss man sich ins Zeug legen. Dabei muss das große Filialnetz nicht unbedingt ein Nachteil sein. 90 Prozent der Amerikaner wohnen in einem Zehn-Meilen-Radius von Walmart entfernt. Das nutzt Walmart derzeit, die Menschen zum Covid-Impfen ins Geschäft zu locken. Es hilft auch, den Covid-19-Heimtest oder Medikamente per Drohne auszuliefern, wie es Walmart ab dem Sommer starten will. Drohnen können schließlich keine riesigen Entfernungen für eine Lieferung fliegen.

Der blau-gelbe Billigheimer auf der grünen Wiese war gestern. Walmart ist ein digitaler Player. Und die deutschen Kollegen sollten sich ein Beispiel daran nehmen.

Mehr: Waymo und Cruise vergrößern beim automatisierten Fahren den Abstand zur Konkurrenz.

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