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Kommentar Warum es für Unternehmen keine Homeoffice-Pflicht geben sollte

Der Staat könnte der Wirtschaft bald Vorschriften in Sachen Heimarbeit machen. Das ist falsch: Stattdessen sollte er besser das Potenzial seiner eigenen Behörden nutzen.
12.01.2021 - 19:53 Uhr 1 Kommentar
Quelle: Burkhard Mohr für Handelsblatt
Karikatur
(Foto: Burkhard Mohr für Handelsblatt)

Die Homeoffice-Allianz steht. Noch sind es „dringende Appelle“ aus allen politischen Lagern, von Gewerkschaftern und Wissenschaftlern, „wo immer es geht“ Beschäftigte ins Homeoffice zu schicken. Doch schon bald könnte das „wo immer es geht“ ersatzlos gestrichen, der Appell durch Zwang ersetzt und die Arbeit zu Hause mit Rechten für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und Pflichten für die Wirtschaft ausgerüstet werden.

Weil die Corona-Infektionszahlen unaufhaltsam wachsen, wächst auch der Druck auf die Wirtschaft. Homeoffice scheint gerade als Allzweckwaffe gegen das sich rasant ausbreitende Coronavirus zu gelten. Wenn die Unternehmen schon weiterproduzieren dürfen und nicht – wie im Frühjahr – schließen müssen, dann sollten sie zumindest ihre Beschäftigten nach Hause schicken, um ihnen Kontakte im Büro und auf dem Weg zum Arbeitsplatz zu ersparen, Kontakte mit anderen Menschen, die zu einer Infektion mit Covid-19 führen könnten.

Doch die Effekte einer Lex Homeoffice dürften überschätzt sein. Zum einen werden gar nicht so viele Beschäftigte kurzfristig vom Küchentisch ihre Arbeit erledigen können wie vermutet. Und zum anderen werden gesetzlich verbriefte Rechte und Pflichten eher demotivieren, die Arbeit aus den Betrieben auszulagern. Denn es wird dann sehr kompliziert.

Bislang haben die Unternehmen erstaunlich gut improvisiert. Im ersten Lockdown war eigentlich niemand so recht dafür gewappnet, die Arbeit ohne große Vorbereitung an den Küchentisch zu verlegen. Trotzdem klappte das offenbar ganz gut. Nach einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom sind seit dem Ausbruch der Pandemie Millionen Berufstätige ins Homeoffice gewechselt – und nicht wieder in die Büros zurückgekehrt.

Im Dezember arbeitete danach jeder Vierte ausschließlich im Homeoffice. Das entspräche gut zehn Millionen Berufstätigen in Deutschland. Weitere 20 Prozent und damit über acht Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind zumindest zeitweise nicht an ihren Planstellen.

Grafik

Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) schätzt die Zahlen niedriger ein. Im Frühjahr hätten zwar 27 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice gearbeitet, im November seien es aber nur noch 14 Prozent gewesen.

Derzeit könnte der Anteil in diesen Tagen wieder etwas höher liegen. Der Chef des Forschungsinstituts DIW Marcel Fratscher taxiert das Potenzial auf 40 Prozent, das hieße 16 Millionen Beschäftigte könnten theoretisch ins Homeoffice wechseln.

Homeoffice-Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Ganz gleich, welche Berechnungen nun näher an der Wahrheit liegen, es ist Luft nach oben. Das Homeoffice-Potenzial scheint bei Weitem nicht ausgeschöpft. Tatsächlich weiß eigentlich ein jeder von Freunden und Bekannten zu berichten, die in Betrieben arbeiten, die offenbar noch nie etwas von Heimarbeit gehört haben.

Interessanterweise sind darunter immer wieder staatliche Einrichtungen. Stadtverwaltungen beispielsweise oder Statistikämter, wo nun wirklich anzunehmen ist, dass ein Teil der Belegschaft seine Aufgaben ohne physische Präsenz in der Verwaltung erledigen könnte. Ja, wenn die technischen Voraussetzungen da wären und wenn es Verwaltungschefs gäbe, die ihren Beamten und Angestellten trauen, den Job auch ordentlich daheim zu erledigen. Daran hapert es zuweilen.

Bevor der Staat also darüber nachdenkt, per Gesetz die Wirtschaft stärker in die Coronaschutz-Pflicht zu nehmen, sollte er lieber seine eigene Organisation auf Vordermann bringen. Bund, Länder und Gemeinden beschäftigen Hunderttausende von Menschen. Allein das Potenzial lohnt sich fürs Homeoffice zu nutzen. Durch entsprechende digitale Ausrüstung – und die eine oder andere Dienstanweisung von oben. Die öffentliche Verwaltung könnte einen solchen Flexibilisierungsschub auch über die Coronakrise hinaus gut gebrauchen. Und das Geld, das CSU-Chef Markus Söder der Industrie zur Förderung der Heimarbeit nachzuwerfen gedenkt, wäre diesmal wohl besser in die öffentlichen Verwaltung investiert.

DGB-Chef Reiner Hoffmann hat sich weit aus dem Fenster gelehnt und ganz generell ein „Recht auf Homeoffice“ gefordert. Zugleich müsse aber sichergestellt werden, dass „niemand ins Homeoffice gezwungen werden kann“.

Der DGB-Chef fordert ein Recht auf Homeoffice. Quelle: dpa
Reiner Hoffmann

Der DGB-Chef fordert ein Recht auf Homeoffice.

(Foto: dpa)

Allein dieser Anspruch des Gewerkschaftschefs zeigt die Quadratur des Kreises, die der Staat bewerkstelligen müsste. Es wäre unklug, den Arbeitgebern das Organisationsrecht im Betrieb zu entziehen, dann würden sie sich – zu Recht – wohl auch aus den Pflichten verabschieden. Hat sich der Staat eigentlich in den vergangenen Corona-Monaten darum gekümmert, ob Arbeits- und Gesundheitsschutz am Home-Arbeitsplatz eingehalten werden? Das wäre seine originäre und sinnvolle Aufgabe.

Söder meint auch, wenn jetzt nichts geschehe, müsse über „andere Maßnahmen“ als Appelle nachgedacht werden.

Und der SPD-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sprach davon, wie unverantwortlich es sei, wenn Unternehmen „willkürlich Homeoffice verweigern“. Es wird Zeit, die Debatte zu entschärfen, bevor sie eine unheilvolle Richtung nimmt.

Der Staat sollte die Finger davon lassen. Und sich darauf konzentrieren, die ohnehin komplexen Regeln zum Schutz der Arbeitnehmer so auszugestalten, dass es egal ist, ob die Menschen zu Hause ihren Job machen oder in der Firma.

Mehr: Arbeitsminister Heil fordert „sofort“ mehr Möglichkeiten für Homeoffice

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1 Kommentar zu "Kommentar: Warum es für Unternehmen keine Homeoffice-Pflicht geben sollte"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Home Office ist ein Schlagwort. Taugt nicht viel....Man kann miteinander Reden, via Skype and Mail.
    KI und Homeoffice kann keine Maschine in der Fertigung bedient und es kann keine Maschine eingestellt werden. Kein Päckchen wird Versand. Kein LKW, Flugzeug oder Schiff !!!
    Man kann ein bisschen mit Libre Office, Skype Thunderbird oder sonst was spielen Das ist keine Arbeit......kein Kundenservice.....taugt nichts und man sieht nur die Unfähigkeit der Politiker.....Sie habe keine Ahnung......schmeißen nur sinnlose "Schlagworte" um sich.
    Deshalb funktioniert heute auch nichts mehr......Ich war im Ausland, außerhalb Europas, Innerhalb 3 Tagen habe ich auf Geschäftsreise die Länder gewechselt. Kreditkarte gesperrt(( Künstliche Intelligenz" gestohlen?...NEIN...Aber die Kreditkarte ist gesperrt. Ich muß über eine "Hotlne" anrufe.... Jede Minute kostet mich mehr als 4 Euro. Wartezeit 40 Minuten, dann ist in 5 meine Kreditkarte frei.Kostet mich mehr als 160€. Tolle neue Welt!
    ES FUNKTIONIERT NICHT!! NICHTS!! Alles Illusion. Warum glaubt ihr, an so was. IHR HABT KEINE AHNUNG von der Realität!!!
    Ich denke alle Politiker sollten mal arbeiten. Richtig arbeiten und nicht immer nur Unsinn verbreiten. Home Office funktioniert nicht.

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