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Kommentar Was uns Schweine und ein Sowjet über kluge Wirtschaftspolitik lehren

Der gebremste Aufschwung ist kein Drama, solange die Politik angemessen reagiert: bitte kein Konjunkturprogramm, dafür aber langfristige Investitionsanreize.
23.09.2021 - 17:20 Uhr Kommentieren
Auf den Handel mit den Tieren geht ein bekanntes Konjunkturtheorem zurück. Quelle: dpa
Ferkel

Auf den Handel mit den Tieren geht ein bekanntes Konjunkturtheorem zurück.

(Foto: dpa)

Was ist die richtige Reaktion auf den gebremsten Aufschwung in Deutschland? Alle großen Wirtschaftsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen für 2021 nach unten korrigiert, insbesondere aufgrund von Problemen in den internationalen Lieferketten. Dennoch sollte sich der Staat jetzt vor allem in einem üben: Ignoranz.

Den Grund liefert der deutsche Wissenschaftler Arthur Hanau, der das Modell des Schweinezyklus prägte. Er beobachtete, dass hohe Nachfrage nach Schweinen die Anbieter zum Investieren motivierte. Doch die Verzögerung durch das Aufwachsen der Tiere, während die Nachfrage bis dahin bedient wurde, sorgte für ein Überangebot und Preisverfall.

Ein ähnliches Phänomen hat sich in der Coronakrise gezeigt: Das Angebot an elektronischen Geräten oder Möbeln brach ein, die Nachfrage stieg gewaltig. Bis die Unternehmen wieder genügend Rohstoffe bekommen und Kapazitäten aufgebaut haben, dauert es. Der Schweinezyklus lehrt uns aber, dass diese Divergenz sich umdrehen wird. Die Nachfrage wird wieder sinken. Gleichzeitig rechnen Ökonomen bis Ende 2022 wieder mit Vollauslastung. Der Aufschwung mag auf sich warten lassen, dafür kommt er geballt.

Der Staat muss daraus zwei Lehren ziehen. Erstens: Finger weg vom Schweinezyklus. Ein weiteres Konjunkturprogramm wäre an der falschen Stelle. Eine Überhitzung der Wirtschaft mag weit weg erscheinen, aber die Nachholeffekte im Jahr 2022 werden nicht zu unterschätzen sein. Und zweitens: Fokus auf die Kondratjew-Welle.

Während Hanau kurz- bis mittelfristige Wellen erörterte, erkannte der sowjetische Ökonom Nikolai Kondratjew Zyklen, die mehr als ein halbes Jahrhundert andauern können. Ausgangspunkt für die langen Wellen sind Innovationen, in die stark investiert und damit ein Aufschwung hervorgerufen wird. Nachdem sich die Innovation durchgesetzt hat, folgt der Abschwung.

Durchbruch CO2-neutraler Technologien

Manche Wissenschaftler sehen bereits die nächste Kondratjew’sche Welle: der Durchbruch CO2-neutraler Technologien.

In das tradierte Kondratjew-Muster passt das nur bedingt. Die Innovationen, die bisher lange Wellen ausgelöst haben, resultierten aus direkten Produktivitätsgewinnen. Jetzt aber geht es um die Produktivität von morgen. Dafür muss der Staat Investitionen anschieben, in diesem Fall sofort.

Angst vor Überhitzung muss er dabei nicht haben, denn klimabedingte Investitionen stellen keine Erweiterungsinvestitionen dar. Sie sorgen für Ersatzinvestitionen, die Teile des Kapitalstocks durch moderne Technik verdrängen.

Mehr: Ökonomen korrigieren Prognosen – Vier Gründe für das schwache Wachstum in Deutschland.

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