Kommentar: Weniger Kleinwagen, mehr Rendite – die neue Daimler-Strategie ergibt Sinn

Vorstandschef Källenius setzt alle Baureihen unter Strom und spart drastisch. Zugleich fokussiert er Mercedes wieder auf Luxusfahrzeuge.
Keine Frage: Daimler hat ein eklatantes CO2-Problem. Kein anderer deutscher Autobauer weist eine derart dreckige Klimabilanz in Europa aus. Noch immer pustet die Mercedes-Flotte im Schnitt 117 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer in die Luft und liegt damit um 15 Gramm über dem Umweltzielwert, den die EU dem Autobauer für dieses Jahr vorgegeben hat.
Die hohen CO2-Werte sind ein Armutszeugnis für die Stuttgarter und der unangenehme Beweis, dass Mercedes den Start ins Elektrozeitalter völlig verschlafen hat. Allen voran Langzeitchef Dieter Zetsche ist für diese Misere verantwortlich. Sein Nachfolger Ola Källenius müht sich nun seit mehr als eineinhalb Jahren, bei Daimler die Elektrowende hinzukriegen und die dümpelnde Marge der Schwaben nach oben zu bringen.
Dafür setzt Källenius alle Baureihen unter Strom und spart drastisch. Zugleich fokussiert er Mercedes wieder auf Luxusfahrzeuge. Der Absatz von Maybach, einer Submarke für besonders wohlhabende Kunden, soll beispielsweise binnen der nächsten Jahre verdoppelt werden. Im Gegenzug komprimiert die Marke mit dem Stern ihr Angebot bei Kompaktwagen von aktuell acht auf künftig fünf Modelle.
Das ergibt ökonomisch Sinn. Schließlich ist der Wettbewerb in den unteren Fahrzeugsegmenten äußerst intensiv und das Margenpotenzial entsprechend gering. Unter der Ära von Dieter Zetsche wurde der Absatz von Klein- und Mittelklasseautos noch forciert. Einige Kompaktmodelle dienten dabei aufgrund ihres vergleichsweise geringen Gewichts auch dazu, die hohen CO2-Werte der schweren SUVs im Flottenschnitt wieder ein wenig nach unten zu drücken.
Da Mercedes aber künftig ohnehin jedes neue Modell auch rein elektrisch anbieten wird – und damit zumindest auf dem Papier die Flotte ergrünen lässt –, kann der Konzern problemlos einige mäßig profitable Kompaktwagen allmählich aus dem Portfolio nehmen. Daimler benötigt Fabrikate wie die B-Klasse schlichtweg nicht mehr zur CO2-Kompensation. Ola Källenius ist mit seinem Ansatz – weniger Kleinwagen, mehr Rendite – prinzipiell auf dem richtigen Weg.
Auch der Plan, eine neue Autoklasse zu etablieren, indem SUV und Limousine gekreuzt werden, dürfte bei vielen Kunden in Asien gut ankommen. Eine Sport Utility Limousine ist zwar sicher nicht so windschnittig wie eine herkömmliche Limousine, aber als Auto auch nicht verwerflich. Ökologisch geradezu aberwitzig ist dagegen die Idee, ein 2,5 Tonnen schweres Ungetüm wie die G-Klasse zu elektrifizieren. Diesen Plan sollte Källenius noch einmal überdenken.
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