Kommentar Wenn die WHO warnt, müssen die Staatschefs reagieren

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) informiert bei einer Pressekonferenz über das Coronavirus.
Lange hat US-Präsident Donald Trump die existenzielle Gefahr der Corona-Pandemie heruntergespielt. Zu lange. Während die Krise in den USA und global eskaliert, wütet Trump jetzt gegen die Weltgesundheitsorganisation.
Die oberste Gesundheitswächterin der Vereinten Nationen habe den Kampf gegen die Seuche „vermasselt“. Ist die Kritik des Präsidenten gerechtfertigt? Oder braucht Trump einen Sündenbock, wie so oft?
Die WHO und ihr Chef, Tedros Adhanom Ghebreyesus, geben nicht immer die beste Figur ab. Das stimmt. So irritierten die Aussagen der Genfer Institution über die Notwendigkeit von Masken. Erst nach langem Hin und Her kam eine klare Ansage aus der WHO-Zentrale.
Auch die wiederholten Schmeicheleien des WHO-Chefs gegenüber China wirkten peinlich. Stirnrunzeln löst die Partnerschaft der seriösen WHO mit dem verrufenen Weltfußballverband Fifa aus: Gemeinsam wollen sie das Virus „auskicken“. Alle diese Fehler haben den Ruf und und die Autorität der WHO sicherlich nicht gefördert.
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Aber auch das ist wahr: Es waren nicht die Fehler der WHO, die den Kampf gegen Corona wirklich beeinträchtigt haben. Es waren Staatschefs wie Trump, die die Gefahr zu Beginn bagatellisierten.
Die WHO koordiniert die Bereitstellung eines Heilmittels, sie treibt die Entwicklung eines Impfstoffs voran, sie schickt Experten in besonders betroffene Länder. Und: Sie hat frühzeitig vor der Pandemie gewarnt und gab frühzeitig Empfehlungen, etwa über das Händewaschen. Das ist in dieser Krise überlebenswichtig.
Fakt ist auch: Die WHO kann keinem der mehr als 190 Mitgliedsländer Anweisungen geben. Sie kann nur die Medizin verschreiben, schlucken müssen die Staaten selbst. Bereits am 23. Januar mahnte die WHO eindringlich „alle Länder“, sie sollten sich auf die Ausbreitung des Erregers vorbereiten. Eine gründliche Überwachung der Gesundheitslage sei nötig, die Identifizierung und Isolierung der Infizierten sei unabdingbar.
China wurde zu engerer Kooperation aufgerufen. Zu diesem Zeitpunkt waren erst 581 Coronafälle bestätigt, die allermeisten im Reich der Mitte. Aber auch Thailand, Japan, Südkorea, Taiwan und die USA meldeten Infektionen. Wenige Tage später rief die WHO den internationalen Gesundheitsnotstand aus und wiederholte ihre Aufforderungen an alle Länder.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten die Regierungen wach werden müssen. Sie hätten alle von der WHO verschriebenen Maßnahmen umsetzen müssen. Es geschah aber lange nichts. Eine Lehre aus der Krise muss lauten: Wenn die WHO warnt, dann müssen die Politiker die Rufe ernst nehmen.
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