Kommentar Wie die „Frühjahrspanik“ an der Börse historisch einzuordnen ist

Mit Schutzmaske gegen Corona.
Frankfurt Der Feind misst weit weniger als ein Tausendstel Millimeter. Unsichtbare Gegner aus der biologischen Welt wie den Coronavirus haben Anleger selten. Doch der Winzling wirbelt die Börsen durcheinander, Aktionäre sind nach den Kursverlusten verunsichert.
Manche Experten betrachten die Talfahrt unter dem Stichwort „Frühjahrspanik“. Das ist eine ungewohnte Perspektive. Wenn saisonale Panikphasen in den Fokus rücken, sind es meist die im Herbst. Da gab es große Einbrüche, die dann auch in die Börsengeschichte eingingen: etwa 1929 zum Start der Weltwirtschaftskrise oder 1987 mit dem bisher größten Tagescrash im Dow-Jones-Index.
Die Analysten von Wellenreiter-Invest erkennen am Welt-Leitmarkt Wall Street während des letzten halben Jahrhunderts insgesamt zwölf Frühjahrspaniken, die mit einem Tagessturz von mehr als drei Prozent im Dow-Jones-Index begannen. Lediglich in einem Fall dauerte die Talfahrt nach dem markanten Einbruch etwas länger als zwei Wochen. Die Kursabschläge lagen meist im einstelligen Prozentbereich.
Nur ein Ausreißer steht in der Statistik. Der fiel 1970 mit einem Wertverlust von einem Fünftel aus dem Rahmen.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Der aktuelle Panik-Tag war der Montag. Bis dahin hatten die Börsen die Folgen der Virus-Bekämpfung ignoriert. Gemessen an der Statistik könnte die Abwärtsdrift bei den Aktien bereits an den momentanen Kursniveaus stoppen – und das Ergebnis würde die erwähnte Liste der Frühjahrspaniken um ein unauffälliges Beispiel verlängern. Der bisherige Verlust passt ins Muster der historischen elf Ereignisse mit einem durchschnittlichen Abschlag von 8,3 Prozent zwischen Hoch und Tief.
Es ist nur die Frage, inwieweit vergangene Abwärtsphasen eine Blaupause für die jüngste Tendenz liefern. Heute ist die Welt weit verflochtener als früher. Krankheiten können sich schneller ausbreiten. Eine echte Pandemie und deren Folgen sind in den Aktienkursen noch nicht enthalten. Anlegern mit Vertrauen in Statistiken bleibt allerdings noch der Blick Richtung Himmel: Ein amerikanischer Analyst errechnete, dass Frühjahrspaniken meist nahe an einem Vollmondtag enden. Unter diesem Blickwinkel heißt es durchzuhalten bis zum 9. März.
Mehr: Anleger fürchten den großen Corona-Crash an den Märkten.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.