Kommentar Wissing für Teuteberg – Mit der personellen Neuaufstellung geht Lindner auf volles Risiko

Der FDP-Chef will Volker Wissing im September zum FDP-Generalsekretär wählen lassen.
FDP-Chef Christian Lindner fordert für ganz Deutschland gerne „German Mut“ ein. Er selbst hält sich daran und geht mit der personellen Neuaufstellung der FDP auf volles Risiko.
Nach etwas mehr als einem Jahr entlässt er die jetzige Generalsekretärin Linda Teuteberg aus ihrem Amt und entscheidet sich für Volker Wissing als ihren Nachfolger. Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident steht für Regierungserfahrung und einen Ampelkurs.
In Mainz regiert eine Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Damit hält sich Lindner nicht nur die Option für eine Koalition mit Union und Grünen im Bund offen. Er setzt damit auch ein Signal für eine Konstellation mit SPD und Grünen in Berlin.
Dazu passt auch, dass der Quereinsteiger Harald Christ neuer Schatzmeister wird. Der Unternehmer war jahrzehntelang Mitglied der SPD, bevor er Anfang des Jahres zur FDP kam.
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Damit eröffnet sich Lindner immense Chancen, er geht aber auch Risiken ein. Quereinsteiger wie Christ sind zwar ein erfrischendes Element in der Parteienlandschaft, aber sie nehmen natürlich auch etablierten Politikern die Posten weg. So ist etwa im FDP-Präsidium planmäßig niemand aus Niedersachsen und Bayern vertreten, beides große Landesverbände.
Das zweite Risiko ist, dass die FDP wieder als reine Männerpartei wahrgenommen werden könnte. Auch wenn noch eine weitere Frau in den engeren Führungszirkel aufrücken sollte, die politischen Gegner werden hier den Finger in die Wunde legen. Wahrgenommen wird die Partei vor allem durch den Vorsitzenden und den Generalsekretär.
Gut vernetzt und selbstbewusst
Für Wissing spricht, dass er seinen Job in Rheinland-Pfalz gut gemacht hat. Er ist auch in Berlin als ehemaliger Bundestagsabgeordneter gut vernetzt und bringt das notwendige Selbstbewusstsein mit.
Als gelernter Finanzpolitiker dürfte er in einen wirtschaftspolitisch geprägten Wahlkampf seine Expertise einbringen. Anders als die frühere saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) gibt er allerdings seinen Posten als Wirtschaftsminister im Land nicht vorzeitig ab, um in der Partei auf Bundesebene Karriere zu machen. Er will beide Posten eine gewisse Zeit gleichzeitig bekleiden.
Das ist ein anspruchsvoller Spagat, wenn nicht gar eine gewagte Konstruktion. Die Kritik an dieser Doppelfunktion wird nicht lange auf sich warten lassen. Lindner geht eben auf volles Risiko.
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