Kommentar Xiaomi unterschätzt seine Probleme mit der US-Regierung

Der Gründer und Chef von Xiaomi pflegt eine enge Beziehung zur chinesischen Politik. Das könnte die US-Regierung gegen ihn auslegen und die Firma weiter beschränken.
Gut zehn Jahre nach seiner Gründung gehört Xiaomi zu den wichtigsten Herstellern von Smartphones weltweit. Und nur ein Jahr nach dem Start in Deutschland hat sich die Marke auf dem dritten Platz hinter Apple und Samsung etabliert. Mit dem Fokus auf viel Leistung zu einem mittleren Preis hat die Firma gute Chancen, weiter Marktanteile zu gewinnen.
Die US-Regierung könnte sich jedoch als Wachstumskiller entpuppen. Im Januar hatte das US-Verteidigungsministerium die Firma als „kommunistisches chinesisches Militärunternehmen“ eingestuft. US-Investoren sollen nun bis spätestens November ihre Anteile an der Firma abstoßen.
Das Management um Gründer Lei Jun spielt das Risiko herunter. Er und die Topentscheider in Peking gehen juristisch gegen die Entscheidung des US-Ministeriums vor. Faktisch hat sich jedoch die Zukunftsperspektive für das Unternehmen schlagartig verschlechtert.
Seit Jahren liefern sich die USA und China einen Schlagabtausch um die Rolle ihrer Technologiefirmen. Peking hat den heimischen Markt weitgehend gegen internationale Internetfirmen wie Facebook und Google abgeschottet.
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Die USA haben wiederum vor allem den Netzausrüster Huawei mit Sanktionen überzogen und warnen vor dem Einsatz von Huawei-Technik im Echtzeitmobilfunk 5G.
Wachstumsstory könnte abrupt enden
Xiaomi war in diesem Streit bislang außen vor. Schließlich liefert die Firma vor allem Mobiltelefone und smarte Alltagsgeräte wie Fitnessbänder, Saugroboter oder Luftfilter. Der Hersteller spielt also bei kritischer Infrastruktur keine Rolle. Dennoch hat der Umgang Washingtons mit Huawei gezeigt, wie weit die USA gegen ein chinesisches Tech-Unternehmen vorgehen können.
Huawei ist von internationalen Chipherstellern weitgehend abgeschnitten und darf keine Google-Dienste mehr auf seine Endgeräte spielen. Seitdem ist der Verkauf von Smartphones des Herstellers in Europa eingebrochen. Diese Lücke hat Xiaomi besetzen können.
Die ersten Schritte des US-Ministeriums könnten jetzt erst der Auftakt im Vorgehen gegen Xiaomi sein. Und sosehr die Konzernverantwortlichen die Situation verharmlosen mögen: Objektiv betrachtet könnte Washington das internationale Wachstum Xiaomis abrupt beenden.
Ob und inwiefern die US-Regierung unter dem neuen Präsidenten Joe Biden gegen chinesische Technologiefirmen vorgeht, wird sich bald zeigen. Im Wahlkampf hat Biden zum Ausdruck gebracht, dass er zwar einen anderen Ton als ein Vorgänger anschlägt, aber China und die Rolle chinesischer Tech-Firmen ebenfalls kritisch sieht.
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