Kommentar Zensur für Peking: Zoom verspielt Vertrauen

Der Gründer gerät durch einen neuen Skandal in die Kritik.
Die Corona-Pandemie hat aus dem Spezialdienstleister Zoom ein Produkt für Massen gemacht. „Zoomen“ wird sogar schon als Verb für das Abhalten von Videokonferenzen benutzt. Gleichzeitig musste die US-Firma immer wieder Sicherheitslücken einräumen und beheben. Der jüngste Skandal um die Firma hat jedoch völlig neue Dimensionen erreicht.
Dissidenten aus den USA wollten zum Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in China aus dem Jahr 1989 eine Erinnerungsveranstaltung abhalten und per Zoom übertragen. Doch dann wurden mehrere Verbindungen unterbrochen und die Accounts der Bürger in den USA zwischenzeitig deaktiviert, wie die Journalistin Bethany Allen-Ebrahimian vom US-Dienst Axios offenlegte.
Zoom argumentierte, die Firma müsse sich an lokale Gesetze und Regelungen halten. Die Aussage sorgte für deutliche Kritik von Menschenrechtsgruppen. Denn die Videoübertragungen waren in den USA unterbrochen worden, in denen die freie Meinungsäußerung zu den Grundrechten gehört. Auch in China sind Erinnerungen an die Ereignisse von 1989 nicht gesetzlich verboten, auch wenn Sicherheitsbehörden öffentliche Veranstaltungen meist nicht zulassen.
Zoom legte in einer Stellungnahme in der Nacht auf Freitag nach und schrieb, die Firma sei von chinesischen Behörden aufgefordert worden, die Videoverbindungen zu unterbrechen. Da es keine Möglichkeit gegeben habe, lediglich Teilnehmer aus China auszuschließen, habe sich die Firma in mindestens einem Fall dazu entschlossen, die Übertragung zu beenden und Accounts zumindest zeitweise zu sperren.
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Das ist ein dramatisches Signal. Eine US-Firma beugt sich dem Wunsch Pekings nach Zensur politischer Meinungen. Schlimmer noch: Die Lektion für Zoom daraus ist nicht, dass die Entscheidung ein Fehler war. Zoom will vielmehr künftig eine Art interne Zensurmöglichkeit einräumen, mit der Nutzer basierend auf ihrem Standort von Videokonferenzen ausgeschlossen werden können.
Der Zoom Gründer Eric Yuan, ein chinesisch-amerikanischer Milliardär, hatte versprochen, alles zu unternehmen, um seine Firma zu einem vertrauensvollen Unternehmen zu machen. Der Fall auf Pekings Geheiß unterbrochenen Verbindungen von Dissidenten in den USA zeigt: Zoom baut kein Vertrauen auf, sondern verspielt es.
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Das ist das grundsätzliche Risiko das es bei allen Cloud Lösungen gibt. Die Dienste werden zentral bereit gestellt und können dementsprechend einfach zensiert, reguliert und überwach werden. Cloud Lösungen sind für die Staaten eine ganz tolle Sache und der Bürger kann sich in kaum einem Bereich der Kontrolle und Zensur entziehen. Nicht viel anders sieht es ja aus bei Facebook und Youtube.