Kommentar: Zollkrieg zwischen China und den USA – jetzt droht der Kontrollverlust


Lange galt das Muster als berechenbar: US-Präsident Donald Trump provozierte und eskalierte den Zollstreit, China reagierte mit harter Rhetorik und Gegenmaßnahmen, bewahrte dabei aber strategische Ruhe. Am Ende ging Peking meist als der besonnenere Akteur vom Platz. So auch noch der Eindruck am Sonntag, nachdem China Trumps Zölle zwar scharf kritisiert hatte, es zunächst aber bei Rhetorik beließ.
Doch sollte China im gleichen Muster antworten – Auge um Auge, Zahn um Zahn –, dann droht der Kontrollverlust. Die chinesische Führung war sich zu sicher, dass Washington nur zeitweise konfrontativ auftreten würde und ansonsten einzufangen wäre. Nun aber dreht Trump in einem für China ungünstigen Moment wieder auf: mit Zöllen, möglichen Exportverboten und der Drohung, das für Ende Oktober geplante Gipfeltreffen mit Staatspräsident Xi Jinping platzen zu lassen.
Was zunächst nach einem weiteren Kapitel im endlosen Handelsdrama aussieht, ist in Wahrheit mehr: ein Test, ob China seine Eskalationsstrategie noch im Griff hat. Denn Pekings jüngste Schritte, vor allem die Untersuchung gegen den US-Halbleiterkonzern Qualcomm wegen einer möglichen Verletzung des Kartellrechts und strengere Exportkontrollen für seltene Erden, lassen sich kaum als Gegenwehr verkaufen. Sie wirken wie gezielte Nadelstiche im Vorfeld eines möglichen Treffens der beiden Staatsführer.





