Kommentar Zu bürokratisch, zu teuer, zu ineffektiv – Dennoch sollten wir die Riester-Rente nicht abschreiben

Ohne ergänzende Vorsorge wird die Sicherung des Lebensstandards im Alter schwierig.
Zu bürokratisch, zu teuer, macht nur die Versicherungskonzerne reich – Kritikpunkte an der Riester-Rente gibt es viele, und sie sind zumindest teils berechtigt. Umso bedauerlicher ist, dass Union und SPD in der zu Ende gehenden Wahlperiode nicht mehr die im Koalitionsvertrag versprochene Reform angeschoben haben. Denn nur eine starke dritte Säule kann eine gefährliche Schieflage der Alterssicherung verhindern.
Weder die von der Linkspartei vollmundig versprochene Erhöhung des Rentenniveaus auf 53 Prozent noch die von der FDP als Systemwechsel propagierte Aktienrente wird in den meisten Fällen allein ausreichen, um mit der gesetzlichen Rente den Lebensstandard im Alter zu sichern. Selbst das heutige Rentenniveau ist nur unter starkem Einsatz von Steuergeld zu halten – und ob die sozialpolitische Ausgabenfreude der künftigen Regierung anhält, darf angesichts der Rekordverschuldung durchaus bezweifelt werden.
Ohne ergänzende Vorsorge wird es also nicht funktionieren. Bei der Verbreitung der Betriebsrente als zweite Säule geht es jedoch nicht voran – trotz der von Union und SPD beschlossenen Reform.
Man muss es so hart sagen: Das sogenannte Sozialpartnermodell, mit dem große Hoffnungen verbunden waren, ist ein Rohrkrepierer. Umso leichtfertiger ist es, nun auch noch die Riester-Rente anhaltend schlechtzumachen. Liest man die Wahlprogramme, findet man keine Partei mehr, die sich vorbehaltlos hinter die klassische dritte Säule stellt.
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Stattdessen werden neue Modelle ins Schaufenster gestellt wie ein Bürgerfonds (Grüne) oder ein Altersvorsorgedepot (FDP). So etwas aufzubauen braucht Zeit. Union und SPD machen sich für ein Standardvorsorgeprodukt stark, das Riester handhabbarer machen soll.
Riester sollte besser als das Sparbuch sein
Natürlich kann man sich jetzt fragen, warum sie das in vier Jahren Regierungszeit nicht längst hinbekommen haben. Und doch sollte ein solches Produkt der kleinste gemeinsame Nenner der künftigen Regierungskoalition werden – wer auch immer sie stellt.
Denn die Idee einer mit staatlichen Zulagen geförderten Zusatzvorsorge ist weiter richtig, sie muss nur praxistauglicher werden. Und das ist mit Reparaturen am bestehenden System leichter zu haben als mit einem gänzlich neuen Modell. Sicher wird es nicht einfach, ein Produkt zu entwickeln, das bei vertretbarem Risiko trotzdem attraktive Renditen verspricht.
Doch das Sparbuch sollte locker zu schlagen sein. Und dann wäre die Riester-Rente für viele schon so attraktiv, dass man sie nicht mal obligatorisch machen müsste.
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