
Die Reaktion der Nyse auf die gescheiterte Fusion ist pragmatisch: „If you can't beat them, join them“.
New YorkDie geplatzte Ehe zwischen Deutscher Börse und New York Stock Exchange (Nyse) stellt die ganze Branche vor eine schwierige Frage: Wie wehrt man sich als Börse gegen die von Investmentbanken gegründeten Billiganbieter, wenn einem untersagt wird, durch die Fusion mit einem Konkurrenten Größenvorteile zu erzielen? Die Nyse hat hierauf eine nicht ganz unproblematische Antwort gefunden: Sie verbündet sich mit der Wall Street.
Letztlich sind die Börsen durch die Aufsichtsbehörden weltweit in diese Zwangslage gebracht worden. Mittels Deregulierung haben sie die global agierenden Großbanken vor Jahren ermutigt, neue Handelsplattformen mit eingeschränktem Dienstleistungsangebot zu gründen. Dank ihrer schlanken Struktur konnten sie den traditionellen Börsen mit günstigen Gebühren Geschäft abnehmen.
Außerdem aber haben die an Plattformen wie Bats, Chi-X oder Turquoise beteiligten Banken einen Anreiz, Orders dorthin zu leiten. Man zahlt zwar Gebühren, erhält aber als Eigentümer auch einen Teil der Gewinne. Das ist das alte, genossenschaftliche Funktionskonzept praktisch aller Börsen weltweit. Jahrhundertelang standen sie unter der Fuchtel der lokalen Banken, bevor sie vor zehn bis 15 Jahren alle selbst an die Börse gingen.
Die Deutsche Börse und die Nyse wollten der Billigkonkurrenz durch eine Fusion begegnen, welche massiv die Kosten gesenkt hätte. Doch unter dem Druck der Bankenlobby vor allem aus der Londoner City kam es zum Verbot durch die Aufseher in Brüssel. Und es ist abzusehen, dass ähnliche Fusionen auch in anderen Teilen der Welt für längere Zeit keine Chance haben.
0 Kommentare zu "Nyse und Wall Street: Hand in Hand mit dem Ex-Feind"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.