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Morning Briefing Der Mann, der „Bela“ war

06.08.2021 - 06:07 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

am Vorabend des Tages, an dem der Fernsehkonzern RTL die Übernahme von Gruner + Jahr (G+J) verkündet, machte eine Todesmeldung die Runde. Sie erinnerte noch mal an – als sei es von Wolke sieben so gewollt – die Glanzzeiten des Hamburger Zeitschriftenhauses.

Es war der nun im Alter von 80 Jahren verstorbene Manager Gerd Schulte-Hillen, genannt „Bela“, der den Laden im Bertelsmann-Reich groß und eigenmächtig gemacht hatte. Der Axel Ganz ein blühendes Frankreich-Geschäft „sorti de nulle part“ aufbauen ließ. Der Springers Zeitungen den Kampf ansagte, selbst mit der „Hamburger Morgenpost“. Der mal eben „Tango“ gegen „Focus“ startete, auch wenn bald ausgetanzt war.

Irgendwann saß er, voller Ahnungen, in seinem Chefbüro am Baumwall über der Elbe und sagte: „Das vor uns ist der Rubikon, und den haben wir bald überschritten.“ Er war ein wirklich Großer.

Viele bei RTL, auch bei G+J, wollen von den alten Zeiten nichts mehr hören, weil man sich von Retro-Schwärmerei nichts kaufen kann. Jetzt gilt der Kampf der Rendite im Streaming-Gemetzel, wozu Bertelsmann-Chef Thomas Rabe auf „nationale Medien-Champions“ setzt, was naturgemäß mit allerlei Deals in der Abteilung „Lost and found“ verbunden ist. So viel Neuordnung war nie.

Ob aber die Kombination „,Stern plus n-tv plus RTL plus RTL+ plus Vox plus Super RTL“ wirklich mehr als die Summe aller Einzelteile ist oder vielleicht doch weniger, wird sich in zwei Jahren zeigen. Wie immer stimmt Hauspatron Reinhard Mohn (1921-2009) den Ton an: „Ein Unternehmer ist kein Unternehmer, sondern ein Verwalter, wenn er nicht den Mut hat, Fehler zu machen.“

Quelle: dpa
Die Gebühren für das Angebot von ARD, ZDF und Deutschlandfunk steigen vorläufig auf monatlich 18,36 Euro.

Eine andere Mediengeschichte bestärkt Debatten in der Republik: Das Bundesverfassungsgericht gab den Beschwerden von ARD, ZDF und Deutschlandradio gegen den Stopp der verabredeten monatlichen Beitragserhöhung von 86 Cent auf 18,36 Euro pro Haushalt statt. Die entsprechende Störaktion des Landes Sachsen-Anhalt sei mit der Rundfunkfreiheit und der Verpflichtung zu Qualitätsjournalismus nicht vereinbar.

Dass „Bild“ in Allianz mit dem ausgebremsten Magdeburger Ministerpräsidenten Reiner Haseloff („ein Demokratieproblem“) von einem „Skandalurteil“ spricht, führen manche in der ARD – und nicht nur da – auf das bald startende, mit einer Rundfunklizenz ausgestatte „Bild TV“ zurück. Das Boulevardblatt erlaubt sich Persönliches in der Anti-ARD-ZDF-Kampagne: „Von diesem Richter werden wir zur Kasse GEZwungen.“
Aber: Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen wissen sie, dass der Spruch von Karlsruhe kein Freibrief für Fatigue in Sachen Reform ist – im Grunde handelt es sich eher um ein Luftholen für ARD und ZDF.
Einen weiten Bogen spannen wir in der aktuellen Ausgabe, das erfüllt alle Wünsche in der Kategorie „Diversität“. In der aktuellen Titelgeschichte gibt es die erfahrenen männlichen CEOs der Dax-Konzerne Siemens, Bayer und Adidas, die ihre Prognosen anhoben – ein Zeichen, dass der „erwartete selbstragende Aufschwung eingesetzt hat“, sagt uns Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft.

Im großen Wochenendreport läuten wir dann „die Stunde der Frauen“ ein: Kollegin Larissa Holzki beschreibt 50 wichtige Gründerinnen der Tech-Szene.

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Bislang werden die knapp 20 deutschen „Einhorn“-Firmen mit Milliarden-Bewertung ausschließlich von Männern beherrscht – doch Eva-Maria Meijnen hat bereits angekündigt, ihre auf Zahnschienen spezialisierte Firma PlusDental solle 2022 das erste frauengeführte Einhorn (die erste Einhörnin?) Deutschlands werden.

Die Tech-Headhunterin Constanze Buchheim spricht im Handelsblatt-Interview über die Suche nach weiblichen Talenten in der Start-up-Welt – und wo die Entwicklung zu mehr Diversität hakt. „Viele erfolgreiche Männer haben keine sichtbare Qualifikation, außer der, keine Frau zu sein“, stichelt Schriftstellerin Virginia Woolf.

Mein Kulturtipp zum Wochenende: „Fabian“ von Regisseur Dominik Graf nach dem Roman von Erich Kästner. Ein vielgelobter Fast-Drei-Stunden-Film über einen Berufswechsler im Berlin der 1920er-Jahre, der an einer unglücklichen Liebe zerbricht. Das Werk fällt nicht in Nostalgie, sondern transportiert die Bilder in die Gegenwart, in eine Welt, in der der Abgrund zuweilen auch nicht weit entfernt scheint. In der Hauptrolle ist Tom Schilling, der in den letzten Jahren vieles weggespielt hat, hier aber in höherer Kunstfertigkeit angekommen zu sein scheint. Es geht natürlich erotisch zu, „Babylon Berlin“ lässt grüßen, und an der Wand erscheint das Hakenkreuz.

Quelle: imago images/Stefan Zeitz
Die Grünen verlieren wohl alle Zweitstimmen aus dem Saarland für die Bundestagswahl.
(Foto: imago images/Stefan Zeitz)

Verschärfte Wahl-Lage für die Grünen: Auf die Zweitstimmen aus dem Saarland muss Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock verzichten. Der Bundeswahlausschuss befand gestern endgültig, dass der Saar-Trupp keine gültige Liste für die Bundestagswahl habe. Der schwere Wahlfehler der Grünen passierte, als 49 Delegierte des Ortsverbands Saarlouis von der Listenaufstellung vom 17. Juli unberechtigterweise ausgeschlossen wurden. Der zeitweilige Spitzenkandidat Hubert Ulrich sei mit seinem „absoluten Machtanspruch“ gescheitert, resümieren die Grünen.

Und dann ist da noch Lionel Messi, Weltklassefußballer, der nach 21 Jahren seinen Lieblingsverein FC Barcelona verlässt. Der 34-jährige Argentinier, der als Kind nach Katalonien kam, ist erst einmal vereinslos. Paris St. Germain, Manchester City oder aber ein US-Klub gelten als mögliche neue Heimat. Messi und Barcelona einigten sich zwar im Grundsatz auf einen neuen Vertrag, aber ein Unterzeichnen könne „wegen finanzieller und struktureller Hindernisse (Regelwerk Spanische Liga) nicht geschehen“, heißt es in der Abschiedserklärung.

Es geht um Gehaltsobergrenzen und „Financial Fairplay“, logisch, wenn Messis Jahressalär immer noch bei über 50 Millionen Euro gelegen haben soll. Denn Messi sei bereit gewesen, auf 50 Prozent seiner alten Bezüge zu verzichten, erklärt der FC Barcelona. Wir zitieren dazu Henry David Thoreau: „Ein Mensch ist reich im Verhältnis zur Zahl der Dinge, auf die er verzichten kann.“
Ich wünsche Ihnen ein faires, entspanntes Wochenende.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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