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Morning Briefing Geheimbericht belastet Heiko Maas

07.09.2021 - 06:00 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

einfach als Krisenmanager weitermachen, die Empörung über das Afghanistan-Desaster der zu späten, überhasteten Evakuierung aussitzen – so ähnlich mag Außenminister Heiko Maas sich das gedacht haben. In der gestrigen Sondersitzung des Auswärtigen Ausschusses wurde klar: Eine solche Strategie geht nicht mehr auf.

Der „Spiegel“ hat einen geheimen Kabelbericht aus der deutschen Botschaft in den USA publik gemacht, der es in sich hat. Danach warnte Botschafterin Emily Haber nach einem Gespräch mit dem CIA-Chef schon am 6. August, anderthalb Wochen vor dem Fall Kabuls, vor einem Saigon-Szenario. Die afghanische Regierung könnte schneller als gedacht kollabieren, schrieb sie, die Notfallpläne für die deutsche Botschaft in Afghanistan müssten aktiviert werden. Nichts passierte.

Das sei einer von vielen Drahtberichten gewesen, nur eben mit besonders düsterem Tenor, ließ sich der SPD-Politiker im Ausschuss aus. Die Veröffentlichung der Geheimsache, so Maas, werde „nachhaltigen Schaden“ verursachen. Vielleicht ist damit seine eigene politische Karriere gemeint.

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Mit Modellen wie dem „Käfer“ wurde das Auto zum Bürgerhit im Wirtschaftswunder-Deutschland. Wenn jetzt mit der Elektromobilität eine neue Phase beginnt, fehlen zunächst einmal solche „Käfer“-Momente. Auf der derzeit laufenden Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München führt Volkswagen – nomen est omen – zwar stolz einen Stromer im „Polo“-Format namens „ID.Life“ für 20.000 Euro vor, aber die Innovation rollt nicht vor 2025 auf den Markt. Das gilt auch für den „i Vision Circular“ von BMW, einem voll recycelbaren Stadtauto.

Noch sind die Batteriezellen so teuer, dass sich nur hochpreisige Modelle rentieren, analysiert unsere Titelgeschichte. Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive Management, räsoniert über das Dilemma: „Für den Klimaschutz ist der elektrische Kleinwagen ideal, aber 2025 ist eigentlich zu spät.“

Quelle: Reuters
Ab diesem Dienstag sind die früheren Gehälter von Bernd Osterloh und die vier weiterer Betriebsräte Anlass eines Strafprozesses vor dem Landgericht Braunschweig.

Von Mark Twain ist der Aphorismus bekannt: „Jeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt.“ So sieht das auch die Braunschweiger Staatsanwaltschaft am Beispiel des langjährigen VW-Betriebsrats Bernd Osterloh – und klagt von heute an gegen vier ehemalige und aktive Personalmanager des Autokonzerns vor dem Landgericht wegen des Verdachts auf Untreue. 29 potenzielle Straftaten zwischen 2011 und 2016 listet die uns vorliegende Anklageschrift auf. Knapp 3,13 Millionen Euro soll der Arbeiterführer, der zugleich Manager war, mehr erhalten haben, als ihm zustand.

Für die Vertreter der Justiz darf das „Ehrenamt“ Betriebsrat nicht zu solchen Gehaltssprüngen führen, Osterlohs Ex-Kollegen in der Qualitätskontrolle erhalten nur bis zu 50.000 Euro. Allein im Spitzenjahr 2014 hatte Osterloh dagegen 750.000 Euro verdient. Heute dürfte er als Personalvorstand der VW-Nutzfahrzeugtochter Traton deutlich mehr kassieren, wovon er ja als Zeuge vor Gericht ausführlich erzählen kann.

„Bébel“ nannten sie ihn in Frankreich, ihren großen Star in 80 Filmen, mit dem sie die Jahrzehnte erlebten und dabei immer anerkannten, dass er nie nach Hollywood ausbüxte, dorthin, wo die großen Gagen lockten. Doch Jean-Paul Belmondo blieb ganz seinem Heimatland verbunden, der Draufgänger aus Neuilly-sur-Seine, dem von seiner frühen Box-Passion die entsprechende Nase blieb. Aber dieser Zinken war ja sein Charakteristikum in dieser einzigartigen Karriere, die im Genre Autorenfilm der „Nouvelle Vague“ mit dem Klassiker „Außer Atem“ begann und später auch im Mainstream eine Reihe von Erfolgen wie „Der Profi“ oder „Der Greifer“ hatte.

Gestern ist der „Teufelskerl“, wie ihn Präsident Emmanuel Macron lobte, im Alter von 88 Jahren gestorben. Das Wichtigste steht im ersten Satz seiner Autobiographie: „Diese tausend Leben sind zu schnell vergangen, viel zu schnell – in dem Tempo, mit dem ich früher Sportwagen fuhr.“

Jan Hecker galt als herausragender außenpolitischer Aufsteiger und war ein enger Vertrauter der Kanzlerin.

Noch ein anderer Todesfall erschüttert uns: Jan Hecker, der vor noch nicht einmal zwei Wochen den Posten des deutschen Botschafters in China angetreten hatte, ist gestorben. Die Umstände des Todes des 54-Jährigen sind noch unklar. Hecker war zuvor jahrelang ein enger außenpolitischer Berater von Kanzlerin Angela Merkel gewesen, die sich „zutiefst erschüttert“ über dessen plötzliches Ableben zeigte. Von 2011 bis 2015 war der Rechts- und Politikwissenschaftler als Richter am Bundesverwaltungsgericht aktiv und avancierte danach zum Leiter des neu geschaffenen Koordinierungsstabes Flüchtlingspolitik. Er war zuständig dafür, Merkels Versprechen „Wir schaffen das“ zu verwirklichen.

Nachdem er den verstorbenen Jan Hecker zuvor noch einfühlsam gerühmt hatte, sorgte dann Wirtschaftsminister Peter Altmaier gestern selbst für die nächste Unglücksmeldung: Er fühlte sich bei einem Abendessen in einem Berliner Hotel unwohl, hatte Artikulationsschwierigkeiten und wurde mit dem Notarzt in die Charité gebracht. Der 63-jährige CDU-Politiker hat sich im Bundestagswahlkampf als Kandidat im saarländischen Wahlkreis Saarlouis sehr engagiert.

Quelle: imago images/ZUMA Wire
Ab Dienstag ist die größte Kryptowährung Bitcoin offizielles Zahlungsmittel in El Salvador.
(Foto: imago images/ZUMA Wire)

Und dann ist da noch der lateinamerikanische Staat El Salvador, der weltweit für eine Premiere sorgt: Er führt heute den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel ein. Die Bürger sollen nicht nur Waren beim Shopping, sondern auch Steuern in der Kryptowährung bezahlen können. Als besonderes Douceur verteilt die Regierung zum Auftakt Startguthaben. Die Bitcoins sollen in einer speziellen Wallet digital verwahrt werden, der „Chivo“ heißt – so wie die neuen 200 Geldautomaten, an denen das Volk US-Dollar gegen das Krypto-Geld tauschen kann.

Demonstranten machen allerdings schon seit Wochen mobil gegen das finanzpolitische Experiment. Die starken Schwankungen solcher Währungen gefährdeten gerade in Schwellenländern die Existenz vieler Menschen. Wir schlagen nach bei Albert Einstein: „Keine noch so große Zahl von Experimenten kann beweisen, dass ich recht habe; ein einziges Experiment kann beweisen, dass ich unrecht habe.“

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag, an dem Sie einiges beweisen können.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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