Morning Briefing: „Ihr hättet es nie anfangen sollen“ – Trump beschuldigt Kiew

Kreml-Position – Trump sieht Kriegsschuld bei Ukraine
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
gestern Abend hat Donald Trump in seiner Annährung an die Positionen des Kreml einen weiteren großen Schritt getan: Der US-Präsident gab seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj die Schuld dafür, dass der russische Angriffskrieg gegen dessen Land andauert. Es gebe in der Ukraine „eine Führung, die einen Krieg zugelassen hat, den es nie hätte geben dürfen“, sagte Trump in Florida. Er kritisierte in Richtung Kiew:
Damit dürfte der Ton gesetzt sein für die gestern in Saudi-Arabien gestarteten Ukraine-Gespräche zwischen Russland und den USA – ohne Beteiligung der Ukraine.


Trump will Autozoll von 25 Prozent
Trump äußerte sich gestern auch zur Höhe der geplanten Zölle auf den Import von Autos und anderen Industriegütern in die USA:
Auf Pkw-Importe aus der EU haben die USA bisher einen Zollsatz von 2,5 Prozent, während der EU-Zollsatz für Pkw-Importe bei zehn Prozent liegt. Trump will nach eigenen Angaben auch Zölle auf Pharmazeutika und Halbleiter erheben und dabei wahrscheinlich ebenfalls im April mit einem Satz von 25 Prozent beginnen.
Gewaltige globale Kosten für Netzausbau

Ein Grundproblem der Energiewende: Grüner Strom entsteht oft nicht dort, wo er gebraucht wird. Die besten Standorte für Windräder befinden sich in Deutschland zum Beispiel vor oder an der Küste. Die großen Ballungsräume und Industrieareale liegen weit im Inland. Das erfordert neue Leitungen.
Werden die Kosten dafür auf die Netzentgelte umgelegt, steigen die Stromkosten, obwohl Windenergie eigentlich konkurrenzlos billig ist. In Deutschland wird seit Monaten darüber gestritten, wie die Belastung von Wirtschaft und privaten Verbrauchern durch die ständig steigenden Netzentgelte abgefedert werden kann.
Eine Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG), die unserem Energiereporter Klaus Stratmann vorliegt, beleuchtet jetzt das globale Ausmaß des Problems. BCG zufolge müssen Netzbetreiber bis 2050 weltweit sieben Billionen US-Dollar investieren, um die Stromnetze für die Anforderungen der Energiewende fit zu machen. Die Netzentgelte müssten von derzeit 15 Prozent auf 30 Prozent der Stromkosten steigen, um die Investitionskosten zu decken.
Die Bundesnetzagentur beziffert allein die in Deutschland bis 2045 fälligen Investitionen in die Stromnetze auf über 500 Milliarden Euro – nicht nur, aber auch wegen der Energiewende. Laut Martin Högel, einem der Autoren der BCG-Studie, stoßen die vier Betreiber der Stromübertragungsnetze in Deutschland (50Hertz, Amprion, TenneT Deutschland und TransnetBW) „bereits heute an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten“.
Seine Idee: Der Bund könnte die Unternehmen unterstützen, ohne gleich Eigentümer zu sein, etwa durch Bürgschaften. Im Ergebnis würde dann privates Kapital bei der Finanzierung der Netze helfen.
Aus dem Problem würde auf diese Weise das, was Christian Lindner eine „dornige Chance“ nennt.
Deutschland führt Energiepartnerschaft ein

Einer der effizientesten Wege, den weltweiten CO2-Ausstoß zu begrenzen, besteht in sogenannten Energiepartnerschaften: Industrieländer helfen rasch wachsenden Staaten dabei, ihren Strombedarf zügig durch nicht-fossile Energiequellen zu decken.
Das größte Projekte dieser Art läuft derzeit in Indonesien. Zusammen mit anderen Geldgebern haben die USA Indonesien 20 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung des Kohleausstiegs in Aussicht gestellt. Doch nach dem Regierungswechsel in Washington und dem angekündigten Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen gaben die USA auch ihre Führungsrolle in der Energiepartnerschaft mit Südostasiens größter Volkswirtschaft auf.
Die Bundesregierung will nun die Lücke füllen. Deutschland übernimmt an der Seite Japans ab sofort die Co-Leitung der sogenannten Just Energy Transition Partnership (JETP) mit Indonesien. Das bestätigte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit unserem Asien-Korrespondenten Mathias Peer. Die Bundesregierung steht nun in der Verantwortung, die versprochenen Milliarden aufzutreiben.
Die Regierung in Jakarta äußert inzwischen massive Zweifel am Versprechen der Industrieländer – und sieht einen schnellen Kohleausstieg als Gefahr für den Wohlstand des Landes.
US-Investoren treiben Dax

Während der S&P 500 seit Jahresbeginn um gut vier Prozent gestiegen ist, hat der Euro Stoxx 600 mit fast zehn Prozent mehr als doppelt so stark zugelegt. Noch extremer ist der Unterschied zum Dax. Der deutsche Leitindex erreichte am Dienstag sein 18. Rekordhoch in diesem Jahr. Er stieg seit Anfang Januar ohne Berücksichtigung von Dividendenzahlungen – also als sogenannter Kurs-Dax – bereits um mehr als 14 Prozent. Das ist laut der Nachrichtenagentur Dow Jones der größte Unterschied zum S&P 500 seit zehn Jahren.
Die Ursache für diese Entwicklung sind internationale Investoren, insbesondere aus den USA. Das belegt die aktuelle Fondsmanager-Umfrage, die die Bank of America am Dienstag veröffentlichte. Binnen zwei Monaten haben die Fondsmanager die Gewichtung von europäischen Aktien um 36 Prozentpunkte erhöht. Das Gewicht von US-Titeln reduzierten sie im selben Zeitraum um 19 Prozentpunkte.
Hingegen zeigen weder private noch institutionelle Investoren aus Deutschland in diesem Jahr großes Kaufinteresse. Das zeigen die Sentiment-Umfragen des Handelsblatts und der Börse Frankfurt.
Kommt die Deutschland-Koalition?

Für eine Große Koalition nach der Bundestagswahl wird es eng. Laut der neuen Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL kommen die Union mit 30 Prozent und die SPD mit 16 Prozent zusammen auf 318 Sitze. Für eine Mehrheit im Bundestag wären 316 Sitze nötig. Schwarz-Rot wäre in diesem Szenario die einzige Möglichkeit für eine Koalition aus zwei Parteien. Eine schwarz-grüne Koalition hätte keine Mehrheit.
Die FDP schafft es bei Forsa knapp über die Fünfprozenthürde. Sollte es für schwarz-rot alleine nicht reichen, wird somit die von FDP-Chef Lindner angestrebte Deutschland-Koalition aus Union, Liberalen und SPD zur wahrscheinlichsten Variante.
Das BSW (vier Prozent) kommt laut Forsa-Umfrage nicht in den Bundestag, dafür aber die Linke mit sieben Prozent.
Deren demoskopischer Wiederaufstieg aus der Todeszone, den auch andere Umfragen bestätigen, ist bereits jetzt die erstaunlichste Geschichte in dieser späten Wahlkampfphase. Wesentlich dazu beigetragen haben dürfte die Co-Spitzenkandidatin der Linkspartei Heidi Reichinnek. Die 36-Jährige hat mit ihren Auftritten bei Instagram und Tiktok einen echten Lauf.
Löwensenf verlässt Düsseldorf

Lange bevor ich wusste, dass Düsseldorf die Heimat des Handelsblatts ist, war die Stadt für mich vor allem die Wiege des Löwensenfs. Mit dem geriet jeder Kindergeburtstag zur Mutprobe: Wer traut sich, am meisten von dem irre scharfen Zeug aus dem bauchigen Gläschen auf sein Würstchen zu klecksen?
Nun berichtet meine Kollegin Katrin Terpitz, dass Löwensenf künftig in Erfurt produziert werden soll. Hauptgrund: Der Mietvertrag für die Düsseldorfer Produktionsanlage läuft Ende 2026 aus, dort fehle eine langfristige Entwicklungsperspektive.
Vorschlag: Wenn wir beim Handelsblatt ein bisschen zusammenrücken, kriegen wir die Löwensenf-Produktion mit ihren 40 Beschäftigten bestimmt auch noch in unseren Redaktionsräumlichkeiten unter. Damit wären die beiden Düsseldorfer Wahrzeichen endlich unter einem Dach vereint.






Ich grüße Sie in aller Schärfe.
Herzlich, Ihr
Christian Rickens





