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Morning Briefing Immer Ärger mit Astra-Zeneca

31.03.2021 - 06:00 Uhr 1 Kommentar

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

der Impfstoff von Astra-Zeneca ist das Chamäleon-Produkt der Corona-Zeit. Man weiß nie, wem es gerade nutzt, und wem es schadet. Ende Januar noch hatte die Ständige Impfkommission (Stiko), der regierungsamtliche Hohe Rat der Vorsorge, tatsächlich empfohlen, das Mittel nur bei 18- bis 64-Jährigen einzusetzen. Bei Älteren sei die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt. Nun rät die Stiko zum genauen Gegenteil: das Vakzin sei vorläufig nur bei Über-60-Jährigen zu verwenden.

Quelle: AFP
„Vertrauen entsteht aus dem Wissen, dass jedem Verdacht, jedem Einzelfall nachgegangen wird“, erklärte Angela Merkel gestern Abend in einer Pressekonferenz.
(Foto: AFP)

Bundesregierung und Bundesländer schlossen sich dem am Abend an. Zuvor hatten genau dies bereits Berlin, Brandenburg und NRW sowie die Stadt München verfügt. Sie waren alarmiert durch 31 Fälle von Hirnvenen-Thrombosen nach Impfungen. Bis auf zwei Männer waren ausschließlich Frauen zwischen 20 und 63 betroffen. Neun Personen starben. Die Astra-Zeneca-Entscheidung bedroht die gänzliche Öffnung von Schulen. Vor allem Lehrerinnen und Erzieherinnen sind betroffen. Und die Politik muss durch die aktuellen Probleme einen neuen Rückschlag hinnehmen.

Das ständige Hin und Her bringt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zum Modell Mutprobe für die Bürger. Er habe „insgesamt kein gutes Gefühl“ zu den Expertenmeinungen bei Astra-Zeneca, man müsse „irgendwann mit sehr viel Freiheit operieren“ und sagen: „Wer will und wer sich’s traut, der soll auch die Möglichkeit hierfür haben.“ Gesundheitsminister Jens Spahn wiederum setzt auf das Modell Vorbild. Er könne alle Über-60-Jährigen „nur bitten, dieses Impfangebot anzunehmen“. Impfen sei „fast immer die bessere Entscheidung“.

Bundeskanzlerin Angela Merkel betont rund um das Impfen den Faktor Vertrauen: „Vertrauen entsteht aus dem Wissen, dass jedem Verdacht, jedem Einzelfall nachgegangen wird“, erklärte sie gestern am späten Abend in einer Pressekonferenz. Die Linie der Bundesregierung ist nachzuvollziehen. Nur: Beim Thema Vertrauen redet sie über etwas, das sie selbst immer weniger genießt.

Nichts kann die Börsen in diesen Tagen erschüttern. Coronakrise, Suezfrachterkrise, Hedgefonds-Schieflage, Inflationsangst – trotz Gefahren für Wohl und Wohlstand sind die Aktienmärkte in Rekordlaune. Gestern schaffte der Deutsche Aktienindex erstmals die 15.000-er Marke und endete mit einem Plus von 1,3 Prozent bei 15.009 Punkten. Von einer „Osterruhe“, mit der die Kanzlerin am liebsten das Land schließen möchte, ist an den Börsen nichts zu spüren. Im Gegenteil: Hier gilt die Losung von der „Oster-Rally“, denn statistisch liegen die Kurse vor und nach Feiertagen immer auf erhöhtem Niveau.

Das lehrte schon Altmeister André Kostolany, und ließ für Anleger auch verlauten: „Wenn die Börse auf gute Nachrichten nicht mehr reagiert, herausgehen – und wenn schlechte Nachrichten keine Wirkung mehr haben – hereingehen.“ Unsere Umfrage bei 15 Banken nach dem Stand des Dax zu Jahresende deutet auf anhaltenden Optimismus hin: Geschätzt werden im Schnitt 14.912 Punkte. The Show must go on.

Quelle: The NewYorkTimes/Redux/laif
„Wir wollen ein Produkt schaffen, das mittelfristig eine Alternative zum ICE bietet – auch beim Preis“, sagt Lilium CEO Daniel Wiegand.
(Foto: The NewYorkTimes/Redux/laif)

Natürlich fragen jetzt auch Taxifahrer oder Kellner nach Börsentipps, ein Phänomen, das als „Dienstmädchen-Hausse“ bekannt ist. Zu dieser Hausse gehört aktuell die Gründung von börsennotierten Zweckgesellschaften, den „Spacs“, die dann mit geneigten Start-ups fusionieren – flugs, schon ist man mitten im Geschehen.

Diesen Weg nimmt jetzt das Münchener Flugtaxiunternehmen Lilium, das mit 3,3 Milliarden Dollar bewertet wird und 830 Millionen frisches Kapital einnimmt. Für ihren Börsengang nutzen die Deutschen den Börsenmantel Qell Acquisition Corp., hinter dem der Ex-General-Motors-Manager Barry Engle steht. Im zweiten Quartal wird Lilium dann an der US-Börse Nasdaq notiert sein – und 2024 im Besitz einer Zulassung für den Geschäftsbetrieb sein, jedenfalls wenn es nach Mitgründer Daniel Wiegand geht. „Wir wollen ein Produkt schaffen, das mittelfristig eine Alternative zum ICE bietet – auch beim Preis“, sagt der CEO im Handelsblatt.

Morgen ist der 1. April, der Tag der Narreteien, an dem man auf einen Aprilscherz hereinfällt. In diese Kategorie fallen auch Spekulationen, die zwei Tage vor dem Ulk-Event zirkulierten – wonach sich Volkswagen in den USA in „Voltswagen“ umtaufen werde. Der Konzern selbst hatte eine solche Maßnahme – das „k“ wird zum „t“ – als „öffentliches Bekenntnis für die Zukunftsinvestition in Elektromobilität“ ins Spiel gebracht. Tatsächlich geht es darum, den neuen ID.4 für den Verkaufsstart ins Gerede zu bringen.

Aber wie das so ist: Was dem einen pfiffig vorkommt, ist für die anderen nur ein Pfeifendeckel. Wolfsburg kann nur hoffen, dass das Land, in dem „Dieselgate“ aufflog, in dieser Sache Spaß versteht. Denn immerhin hat die PR-Nummer „verfrühter Aprilscherz“ an der Wall Street zu deutlichen Kurssteigerungen geführt, die schnell verpuffen könnten.

Aus dem grellen Scheinwerferlicht ist Clemens Börsig raus. Vor zehn Jahren machte der damalige Chef des Aufsichtsrats der Deutschen Bank durch permanente Intrigen auf sich aufmerksam. Im Prozess gegen den einstigen Kreditkunden Leo Kirch kannte er seine eigene Postleitzahl nicht. Seit nunmehr 14 Jahren sitzt Börsig im Aufsichtsrat von Daimler, was auf der heutigen Hauptversammlung zum Problem wird.

Als „besonders problematisch“ empfindet Ingo Speich von Deka Investment das Wirken des 72-jährigen Ex-Deutschbankers, er sei alles andere als unabhängig. Zudem sorgt für Verdruss, dass in Zeiten radikalen Wandels der 78 Jahre alte Chefaufseher Manfred Bischoff seinen Posten an den 73-jährigen PS-Veteran Bernd Pischetsrieder übergibt. Das sei „kein Zeichen des Neuaufbruchs im Stuttgarter Altherren-Gremium“, wettert der Dachverband der Kritischen Aktionäre in einem Gegenantrag.

Quelle: Reuters
Der Republikaner Matt Gaetz soll eine sexuelle Beziehung mit einer 17-Jährigen unterhalten und Reisen mit ihr bezahlt haben.

Und dann ist da noch der Republikaner Matt Gaetz, ein treuer Anhänger Donald Trumps, der für den Staat Florida im US-Repräsentantenhaus sitzt. Gegen ihn haben staatsanwaltschaftliche Ermittlungen begonnen, wie die „New York Times“ schreibt. Gaetz soll eine sexuelle Beziehung mit einer 17-Jährigen unterhalten und Reisen mit ihr bezahlt haben. Der 38-jährige Anwalt ist während seiner Laufbahn durch etliche Verschwörungstheorien auffällig geworden. So behauptete er, die Proteste von „Black Lives Matter“ seien Teil des Plans der Linken, einen „kulturellen Genozid“ an den Amerikanern zu verüben. Womöglich hören wir bald, die „Antifa“ stecke hinter den Sex-Ermittlungen.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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1 Kommentar zu "Morning Briefing : Immer Ärger mit Astra-Zeneca"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • "Bei Älteren sei die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt. Nun rät die Stiko zum genauen Gegenteil: das Vakzin sei vorläufig nur bei Über-60-Jährigen zu verwenden."
    Und wer machte das Vakzin auch für Männer tabu? Die berliner Gesundheitssenatorin. Die fühlte sich wohl diskriminiert und blockte eben auch für Männer.
    Wie sieht das jetzt aus? Wie die gesundheitsamtliche Bereinigung des Rentenproblems?
    Oder was soll man von dem Stoff jetzt denken?

    Sorry, aber da werden mir leider ein paar Querdenker sympathisch.

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