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Morning Briefing Joe Biden wirklich gewählt

15.12.2020 - 06:00 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

die Abstimmung der 538 Wahlleute – im „Electoral College“ – hat in der Nacht den Sieg Joe Bidens bei der US-Präsidentschaftswahl bestätigt. Das Votum der 55 Repräsentanten aus Kalifornien hob ihn endgültig über die Schwelle der zum Sieg nötigen 270 Stimmen.

Insgesamt wird erwartet, dass Biden auf 306 Stimmen kommt und Noch-Präsident Trump auf 232. Das alles wirkt nüchtern wie die Bilanz eines Unternehmens – und macht doch nicht die über 50 Klagen vergessen, mit denen Trump die Amtsübernahme durch seinen Rivalen verhindern wollte. Erst am vergangenen Freitag war er vor dem Supreme Court gescheitert.

Kurz nach der Entscheidung für Biden gab Trump dann den Rücktritt seines Justizministers William Barr zum 23. Dezember bekannt. Der einst treue Paladin wollte aufgrund des zunehmend grotesk erscheinenden Wahlstreits nicht weitermachen. Mit Plutarch erkennen wir, wie schlimm es ist, erst dann zu merken, dass man keine Freunde hat, wenn man Freunde braucht.

Quelle: AP
538 Wahlleute des „Electoral College“ haben den Sieg des Demokraten Biden bei der US-Präsidentschaftswahl bestätigt.
(Foto: AP)

In der besten aller Welten, an die wir mit Gottfried Wilhelm Leibniz in romantischen Stunden glauben, schnurren die IT-Systeme, spuken Algorithmen Optima aus und kommt aus dem Computer der schönste Plan.

Unser digitales Glück wird leider gestört durch Menschen, die bei „Aktenzeichen XY“ oder im Romanwerk des soeben verstorbenen John Le Carré auftauchen könnten. Nehmen wir zum Beispiel den Dax-Kandidaten Symrise, den Duft- und Geschmackskönig aus Holzminden. Hier wurden die Mitarbeiter jetzt gewarnt, dass man „global von Cyber-Kriminellen attackiert“ werde.

Die Hacker handelten in „erpresserischer Absicht“. Weil die Missetäter einen Virus ins Netzwerk einschleusten, lagen zeitweise große Teile der Produktion still. Da das Personal offenbar weiter gebeten wird, keine Firmengeräte zu benutzen, kann von einer anhaltenden Störung ausgegangen werden.

Manchmal geht es nicht um simple Erpressung wie in einem Entführungsfall, sondern um politische Attacken im Kampf um die Spitze der Weltordnung. Die USA warnen jetzt jedenfalls vor einem globalen Spionage-Ring, einem „staatlichen Angreifer“, der es auf landeseigene Nachrichtendienste, Konzerne und andere Gruppen abgesehen habe.

Im Verdacht: Russland. Offenbar haben die Cyber-Krieger eine Software der Firma Solarwinds gekapert, die auch das US-Militär und das Pentagon nutzen – und mit der man Zugang zum IT-Sicherheitssystem erhält.

Die amerikanische Behörde für Cyber-Sicherheit und Infrastruktur bittet Partnerfirmen, ihre Netzwerke zu sichern. Intern glaubt man, die Hacker hätten Wissen aus dem Innersten der US-Administration absaugen wollen.

Ein Sprecher von Wladimir Putin erklärt: Nur weil die Amerikaner seit Monaten nicht mit dem Problem fertig würden, sollten sie vielleicht nicht grundlose Beschuldigungen erheben, dass die Russen hinter allem stünden.

Unbekannt blieben zunächst die Gründe, die am Montag zu einem zeitweiligen Welt-Ausfall wichtiger Google-Dienste geführt haben. Schlagartig um 12.30 Uhr MEZ waren etwa die Videoplattform YouTube, der E-Mail-Service Gmail und Google Maps überall auf der Erde nicht erreichbar. Die Suchmaschine stellte ihre Arbeit jedoch nicht ein.

Alle Angebote seien für die „Mehrheit der Nutzer“ eingeschränkt gewesen, bestätigt der Konzern aus dem kalifornischen Mountain View. Mittlerweile seien die Störungen aber vielfach wieder behoben – was auch heißen könnte, dass sie an einigen Stellen noch anhalten könnten.

Quelle: dpa
Die drei Kandidaten für den Bundesvorsitz der CDU, Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen werden sich den Delegierten digital präsentieren.

In schönster Eintracht präsentierten sich gestern Abend die Kandidaten für den CDU-Chefposten beim Live-Internettalk in der Parteizentrale: Die drei Krawattenmänner des Jahres im Studio nebst Moderatorin.

Vergessen schien der Streit um den Wahltermin: Kurz zuvor waren schon der 15. und 16. Januar für einen christdemokratischen Digital-Parteitag mit anschließender Briefwahl ausgeschaut worden. Älter, männlicher und analoger wollte natürlich niemand die Partei machen, das zeigte sich. Die CDU müsse stattdessen jünger, weiblicher und digitaler werden. Das ist schon seit Jahren Programm, aber nicht Wirklichkeit.

Armin Laschet betonte das „C“ im Parteinamen und seine Bedeutung als NRW-Ministerpräsident, Geheimtipp Norbert Röttgen forderte den „kompletten Neustart“ und Veteran Friedrich Merz brachte den „neuen Generationenvertrag“ ins Spiel.

Irgendwie wünschte man sich während der 90 Minuten Prinz und Dornröschen herbei, spätestens als Röttgen so etwas wie einen Aphorismus platzierte: „Küssen ist immer eine sympathische Methode, um wach zu werden.“

Das Vorstands-Real-Entertainment bei Volkswagen hat ein vorläufiges Ende gefunden. Nach mehreren Aufsichtsrat-Runden und Sondierungen hat Konzernchef Herbert Diess das Verlangen unterdrückt, partout seinen im April 2023 auslaufenden Vertrag heute schon bis Ende 2025 verlängern zu lassen. Der Plan des 62-Jährigen war gewagt oder meschugge, je nachdem, wen man in Wolfsburg fragt. Dort, am Mittellandkanal, und im Rest der Republik muss man sich nun auf Folgendes einstellen:

  • Am Zentralstandort werden künftig auch Elektroautos produziert, nicht nur in Emden, Brüssel und Sachsen, alles ganz so, wie es der mächtige Betriebsrat wünschte.
  • Die Fixkosten sollen bis 2023 in der gesamten Gruppe um fünf Prozent sinken.
  • Audi-Vorstand Arno Antlitz wird Mitte 2021 Finanzchef für den Bald-Ruheständler Frank Witter.
  • Schon am 1. Januar wird Thomas Schmall das neue Vorstandsressort Technik übernehmen, VW-Marken-Einkaufsvorstand Murat Aksel kümmert sich zusätzlich um alle Einkaufsfragen außerhalb der E-Mobilität.
Quelle: dpa
Der VW-Konzernchef Herbert Diess konnte sich gegenüber dem Aufsichtsrat mit seiner Forderung nach Vertragsverlängerung nicht durchsetzen.

Für Diess bleibt nach dem nicht ganz geglückten Machtkampf die Gewissheit, seine aufgestiegenen Prätorianer gestärkt zu haben. Und er darf sich bei einem Glas Wein an einer Ehrenerklärung der Familiensprecher Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch erfreuen, wonach der CEO „volle Rückendeckung“ habe. Bei solchen Formulierungen sind oft Rücken- und Bandscheibenprobleme die Folge.

Und dann ist da noch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer, einst Shooting-Star, nun Absteiger der Grünen. Der 48-jährige Bestseller-Autor, der stolz auf seine konsequente Corona-Politik zum Schutz der Senioren ist, muss nun eingestehen, dass eine wichtige Aussage in seiner Erfolgsbilanz nicht stimmt.

Palmer hatte vorigen Mittwoch behauptet, Tübingen habe keine Pandemie-Fälle mehr bei den Über-75-Jährigen. Einen Tag später stellte sich allerdings heraus, dass in mindestens einem Seniorenheim sechs Bewohner und vier Pflegekräfte infiziert sind. Es habe Probleme bei der Datenübermittlung gegeben, sagt Palmer und entschuldigt sich.

Nicht nur das Tübinger „Corona-Wunder“ bleibt aus, sondern auch die Unterstützung seiner Partei. Nach dem baden-württembergischen Landesvorstand stellt sich auch die Spitze des Stadtverbands gegen ihn: „Für uns Tübinger Grüne ist vor allem wichtig, dass Boris Palmer nicht mehr grüner OB-Kandidat 2022 wird.“ Viel Feind, viel Ehr‘? Viel Feind, viel Weh.

Ich wünsche Ihnen einen erfreulichen Tag und schließe mit den „famous last words“ des jetzt pensionierten „Tagesschau“-Sprechers Jan Hofer: „Machen Sie es gut.“

Es grüßt Sie herzlich
Ihr

Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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