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Morning Briefing Kampf um Mittelerde bei den Autozulieferern

25.08.2021 - 06:12 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

es gab mal eine Zeit, da war die Branche der Autozulieferer so herrlich aufgeräumt und übersichtlich wie die Bundesrepublik im neuen Wahlwerbespot der Grünen. Die großen Drei – Bosch, ZF und Continental – teilten sich mit einer Handvoll internationaler Wettbewerber den Markt der so genannten Tier-One-Supplier, die die Autokonzerne direkt mit kompletten Fahrzeugkomponenten beliefern. Die Namen Qualcomm und Veoneer hätte man damals wohl für Stammesführer aus Mittelerde gehalten.

Doch nun zeigen ausgerechnet diese beiden Unternehmen, wie sehr das Geschäft der Zulieferer in Bewegung geraten ist: Der US-Chiphersteller Qualcomm will Veoneer für 4,6 Milliarden Dollar übernehmen, den schwedischen Entwickler von Fahrerassistenzsystemen – und damit in einer Liga mit Bosch und Continental spielen.

„Die Autohersteller verlangen nach einer engen Integration von Hard- und Software“, sagt Qualcomm-Chef Cristiano Amon dem Handelsblatt. Und: „Wir sind der natürliche Partner der Autoindustrie, um sie auf ein Niveau mit Tesla zu bringen.“

Eine Kampfansage an Bosch und Co., analysieren meine Kollegen Alexander Demling und Roman Tyborski, die noch dazu vom Chef eines der wichtigsten Halbleiterkonzerne der Welt kommt.

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Weil Autos immer stärker rollenden Rechnern gleichen, werden IT-Konzerne zu Autozulieferern – und die Autozulieferer wandeln sich zu Softwarehäusern. Über 20.000 Software-Ingenieure arbeiten bei Conti an den neuen Lösungen für die Autoindustrie. Bosch hat im vergangenen Jahr sogar eine eigene Software-Sparte mit 17.000 Entwicklern gegründet.
Fazit: Der Kampf um das Mittelerde der Autobranche hat begonnen.

Von J.R.R. Tolkiens Mittelerde zum deutschen Mittelalter: Seit über einem Jahr scheitern die deutschen Kultusminister kollektiv an der überschaubaren Aufgabe, die Klassenzimmer dieser Republik mit mobilen Luftfiltern auszustatten. Zur Erinnerung: Das sind jene rollbaren Geräte, die inzwischen gefühlt in jedem Fitnessstudio stehen und die Corona-Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen zumindest mindern können.

Klingt nach einer sinnvollen Sache für den bevorstehenden Herbst, wenn größtenteils ungeimpfte Kinder viele Stunden gemeinsam in engen Klassenräumen verbringen und die Delta-Variante grassiert. Das findet auch das Umweltbundesamt.

Doch nur in einem Bruchteil der Klassenzimmer stehen Filter, und daran wird sich trotz entsprechender Förderprogramme wohl auch in den kommenden Wochen nichts mehr ändern. Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), verkündet im Gespräch mit meiner Kollegin Barbara Gillmann die Alternativstrategie: „Stoßlüften wird das A und O bleiben“.

Quelle: dpa
Mobile Luftfilter können das Ansteckungsrisiko in geschlossenen Räumen senken.

Positiv gedacht: Gut, dass die Schulpolitiker mit ihrer unbändigen Liebe zum Fortschritt nicht für unsere Krankenhäuser zuständig sind. Sonst würden dort Infektionen wahrscheinlich noch immer per Aderlass behandelt und brandige Gliedmaßen mit dem Fuchsschwanz amputiert.

Wir bleiben im Mittelalter, diesmal von der ganz finsteren Sorte. In Afghanistan verfallen die neuen Machthaber in alte Gewohnheiten. Die Taliban richten bereits wieder Zivilisten hin, verfolgen ausländische Helfer und unterdrücken systematisch Frauen – so berichtete es zumindest Michelle Bachelet, Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte, bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Laut Bachelet dürfen Mädchen in Afghanistan teilweise nicht mehr zur Schule gehen und Minderjährige werden zum Waffendienst gezwungen.

Zugleich schließt sich das Zeitfenster für die Evakuierungs-Luftbrücke. Die USA wollen den Flughafen Kabul bis zum 31. August verlassen, obwohl europäische Länder gebeten hatten, die Frist auszuweiten. Soweit das Nicht-Ergebnis des gestrigen G7-Videogipfels.

Auch die Taliban mögen eine Verlängerung der Mission nicht akzeptieren. Der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte am Dienstag auf einer Pressekonferenz: „Wir wollen, dass alle Ausländer bis zum 31. August evakuiert werden.“

Afghanen wollen die Taliban gar nicht mehr zum Flughafen durchlassen, so Mudschahid. Unterstützer des alten Regimes in Kabul hätten jedoch nichts von den Taliban zu befürchten, für sie habe man eine Generalamnestie erlassen. Wer daran allzu unbesehen glaubt, sollte sich die Worte von Menschenrechtskommissarin Bachelet ins Gedächtnis rufen.

Quelle: imago images/UPI Photo
Bis zum 31. August sollen die US-Streitkräfte Afghanistan verlassen.
(Foto: imago images/UPI Photo)

Brisant: Die „Financial Times“ berichtet über ein konspiratives Treffen zwischen dem Chef des US-Geheimdiensts CIA, William Burns, und dem Mitgründer der Taliban, Mullah Abdul Ghani Baradar. Das Treffen soll in dieser Woche stattgefunden haben und wäre die hochrangigste Begegnung, seit die Taliban in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt sind.

Die Aktienmärkte stagnieren derzeit auf hohem Bewertungsniveau. Wer einen deutlichen Kursrutsch als Einstiegszeitpunkt herbeisehnt, wartet bislang vergeblich. Doch Aktien werden relativ gesehen nicht nur billiger, wenn die Kurse fallen, sondern auch wenn die Gewinne steigen.

Unser Aktienspezialist Ulf Sommer hat aus den 90 Werten der Börsensegmente Dax und Mdax fünf Unternehmen herausgefiltert, bei denen der Halbjahresbericht auf steigende Gewinne schließen lässt – und die trotzdem günstig bewertet sind. Sozusagen Top-Qualität zu Outlet-Konditionen.

Und dann ist da noch der Schlagzeuger der Rolling Stones, der am Dienstag im biblischen Rockeralter von 80 Jahren in einem Londoner Krankenhaus verstarb. Für das Mitglied einer Band, die sich bis zur Corona-Pandemie praktisch auf immerwährender Welttournee befand, machte Charlie Watts 2016 im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ ein bemerkenswertes Geständnis: „Ich habe das Touren schon immer gehasst, so lange ich denken kann. Es gibt absolut nichts Schlimmeres, als Koffer zu packen, an alles denken zu müssen, die Hektik, die dabei entsteht.“ Jetzt hat Watts den Tourbus, der bei den Stones längst ein Tourjet war, für immer verlassen.

Insgesamt handelte es sich am gestrigen Dienstag um einen schwierigen Tag für die Freunde der schönen Künste. Dazu trug nicht nur die Todesnachricht aus London bei, sondern auch der eingangs erwähnte Wahlwerbespot der Grünen, der auf einer umgedichteten Version des Volkslieds „Kein schöner Land“ beruht.

Textprobe: „Anschluss an Stra-haaße, Bus und Bahn, und natürlich auch W-Lan“. Das erinnert an die vom Schutt der Geschichte begrabene Songwriter-Tradition der Grünen. Niemand anders als der auch schon tote, aber in Düsseldorf noch immer weltberühmte Künstler Joseph Beuys nahm 1982 für die Partei einen Protestsong auf. Der programmatische Refrain: „Wir wollen Sonne statt Reagan“.

Ich wünsche Ihnen einen sonnigen Tag mit reichlich W-Lan.

Herzliche Grüße
Ihr

Christian Rickens
Textchef Handelsblatt

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