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Morning Briefing Konflikt um Nord Stream 2 begleitet Angela Merkel

13.07.2021 - 06:16 Uhr 1 Kommentar

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

Montagabend speiste der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski mit Angela Merkel im Kanzleramt, am Donnerstag kommt die Bundeskanzlerin selbst in den Genuss einer Gratismahlzeit: US-Präsident Joe Biden lädt sie zum Dinner ins Weiße Haus.

Man ist gerade mächtig nett zueinander zwischen Kiew, Berlin und Washington, damit sich bloß nicht auch noch atmosphärische Störungen zum inhaltlichen Konflikt addieren.

Der trägt den Namen Nord Stream 2 und ist schon kompliziert genug. Die Pipeline, die künftig noch mehr russisches Erdgas an der Ukraine vorbei direkt nach Deutschland lenken soll, liegt nahezu fertig verlegt auf dem Ostseegrund. Am liebsten würden Biden und Selenski verhindern, dass sie je in Betrieb geht. Doch das erscheint mittlerweile unrealistisch.

Die Bundesregierung ihrerseits ist daran interessiert, die Ukraine milde zu stimmen, damit Joe Biden gesichtswahrend seinen Widerstand gegen Nord Stream 2 fallenlassen kann.

Um die Sache noch ein bisschen komplexer zu machen, mischt auch die EU-Kommission mit, die die Ukraine gerne als Schlüssellieferanten sähe für all jene Rohstoffe, die Europa im Zuge der Energiewende verstärkt benötigen wird.

Die EU habe 30 kritische Rohstoffe identifiziert, sagte EU-Kommissionsvize Maros Sefcovic vor einem Treffen mit Selenski in Kiew. 21 davon fänden sich in der Ukraine – etwa Lithium, Kobalt, Titanium und Seltene Erden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der ukrainische Präsident Selenski haben sich in Berlin getroffen. Quelle: dpa
Ukrainischer Präsident Selenski in Berlin

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der ukrainische Präsident Selenski haben sich in Berlin getroffen.

(Foto: dpa)

Deutschland will die Ukraine wiederum gerne zum Lieferanten von grünem, aus Wind- und Solarstrom erzeugtem Wasserstoff entwickeln. Der könnte dann durch die früheren Erdgasleitungen gen Westen fließen.

Alles schöne Pläne. Wieviel Interesse daran wohl noch in Berlin und Brüssel besteht, wenn erst Putins Erdgas durch die Ostsee rauscht? Wasserstoff ist ein sehr flüchtiges Medium.

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Als durchschnittlich neurotischer Kleinaktionär kennt man ja gemeinhin nur vier Gemütszustände: Ärger, dass man zu früh verkauft hat. Ärger, dass man zu spät verkauft hat. Ärger, dass man gar nicht gekauft hat. Ärger, dass man überhaupt gekauft hat.

Die Stimmungen schwanken derzeit besonders häufig, denn die Börse gibt sich launisch wie ein Frühlingstag an der Irischen See. Der Dax zum Beispiel schloss heute auf einem Rekordhoch von 15.800 Punkten, nachdem viele Analysten wochenlang vor einer bevorstehenden Korrektur gewarnt hatten. Und später am Abend verzeichneten dann auch die wichtigen US-Aktienindizes neue Rekordwerte.

Für solche Fälle haben wir Doktor Sommer an Bord. Ulf Sommer, der Aktienexperte des Handelsblatts, hält sich bei seinen Bewertungen eisern an die Fundamentaldaten einer Aktie: Kurs-Gewinn-Verhältnis, Buchwert, Dividendenrendite.

Zusammen mit der Commerzbank hat er sich die 30 Dax-Werte genauer angesehen und kommt zu dem Ergebnis, dass die Rekordkurse auf Grundlage der Gewinnschätzungen für das Gesamtjahr 2021 durchaus in Ordnung gehen – denn auch die liegen so hoch wie lange nicht.

Doch gleichzeitig fallen diese Analystenschätzungen deutlich optimistischer aus, als es die Zahlen für das erste Quartal eigentlich hergeben. Weder länger anhaltende Materialengpässe noch ein womöglich langsameres Wachstum in China sind derzeit in den Gewinnprognosen eingepreist. Doktor Sommers Fazit: „Wo sich Optimismus in Euphorie verwandelt, droht der reale Blick verloren zu gehen.“

Quelle: Reuters
EZB-Chefin Christine Lagarde erwartet offenbar handfeste Konflikte im EZB-Rat.

Wenn der Pilot kurz nach dem Start betont fröhlich verkündet: „Wir erwarten unterwegs einige leichte Turbulenzen“, dann weiß man: Besser angeschnallt bleiben, das Glas vor sich festhalten und die Gesichtsfarbe des Nachbarpassagiers im Auge behalten, um ihm im richtigen Moment die Spucktüte zu reichen. Am Abend hat die „Financial Times“ Zitate von Christine Lagarde veröffentlicht, die sich als geldpolitisches Pendant zu einer solchen Pilotenwarnung lesen lassen.

„Ich habe weder die Erwartung noch unterliege ich der Illusion, dass wir Einstimmigkeit erzielen werden bei allen Entscheidungen, die wir treffen“, sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Blick auf die kommenden Sitzungen des EZB-Rats, des obersten geldpolitischen Gremiums der Bank. Es werde vielmehr, so Lagarde, „einige Abweichungen, einige leicht unterschiedliche Positionen geben, und das ist in Ordnung.“

Notenbanker sind wahrscheinlich die einzige Berufsgruppe, die Unangenehmes noch besser zu bemänteln vermag als Piloten. Zurückübersetzt in die Alltagssprache bedeuten die Lagarde-Äußerungen: Sie erwartet handfeste Konflikte im EZB-Rat, mutmaßlich vor allem über das Tempo, mit dem die EZB ihre Anleihekäufe zurückfährt.

Und die Turbulenzen könnten bereits dicht voraus liegen: Der Rat tagt am 22. Juli – erstmals seit der Verabschiedung des neuen Inflationsziels von zwei Prozent (vorher: unter zwei Prozent). Bitte kehren Sie an Ihre Plätze zurück und suchen Sie die Waschräume nicht mehr auf!

Quelle: dpa
Der Beirat Junge Digitale Wirtschaft kritisiert die Berichterstattung über IPOs.

Und dann ist da noch der „Beirat Junge Digitale Wirtschaft“, ein prominent besetztes Gremium aus Gründern und Investoren, das Wirtschaftsminister Peter Altmaier berät. In einem Positionspapier, veröffentlicht auf der Website des Ministeriums, gibt der Beirat angeblich überkritischen Medien eine Mitschuld am schwächelnden Markt für Börsengänge, so genannten IPOs.

Zur Abhilfe schlägt der Beirat einen „Erlass von Regeln zur Vermeidung einseitig diffamierender Artikel“ vor und eine „Disziplinierung der Presse zu sachlicher, richtiger und vollständiger Information“.

Die Autoren des Beitrags sind Amorelie-Gründerin Lea-Sophie Cramer, Investor Christoph Gerlinger von der German Startups Group und Alex von Frankenberg, Geschäftsführer des High-Tech-Gründerfonds. Sie wollen Medien nicht nur vorschreiben, wie sie zu berichten haben, sondern auch worüber. Sie fordern eine „Verpflichtung der Presse zur Berichterstattung auch über kleine IPOs“, heißt es in dem Positionspapier.

Das Bundeswirtschaftsministerium distanzierte sich auf Anfrage des Handelsblatts von dem Papier. Und die Journalistengewerkschaft DJV konstatierte: „Die Forderungen des Beirats an die Adresse der Medien zeugen von völliger Unkenntnis des Journalismus und seiner Aufgaben in der Demokratie“.

Am Abend twitterte Altmaier, er habe die umgehende Entfernung des Papiers von der Homepage des Ministeriums angeordnet. Fazit: Sollte dies tatsächlich das Gesellschaftsbild der jungen, digitalen Wirtschaft sein, erscheint die alte, analoge plötzlich unerwartet attraktiv.

Smart Cities sollen die digitale Plattform für die Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens sein: Gebäude und Infrastruktur werden digital verknüpft, Ressourcen besser genutzt, Verkehr, Verwaltung und Gesundheitsvorsorge effizienter. Wie aber sieht es mit der Lebensqualität in diesen optimierten Städten aus – und wem gehören dort die Daten der Bürger?

Darüber sprechen wir am Donnerstag im Rahmen unserer „Gipfelstürmer“- Reihe unter anderem mit Michael Weinhold, der bei Siemens für Smart Infrastructure zuständig ist, und Henrike Etzelmüller, die bei Microsoft das Thema nachhaltige Städte und Regionen verantwortet. Wir suchen noch digitale Pioniere und Vordenker, die mit uns Lösungen für Smart Cities finden. Wenn Sie am 15. Juli live mitdiskutieren möchten, können Sie sich hier anmelden.

Ich wünsche Ihnen einen Tag, an dem Sie alle Freiheiten zu genießen wissen, die Ihnen dieses Land bietet.

Herzliche Grüße
Ihr

Christian Rickens
Textchef Handelsblatt

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1 Kommentar zu "Morning Briefing : Konflikt um Nord Stream 2 begleitet Angela Merkel"

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  • https://www.youtube.com/watch?v=HH0MqSKJJak&t=202s

    Hier macht Ex-Botschafter Kornblum deutlich: Die Pipeline schadet ureigenen dt. Interessen! Warscheinlich muss zu Ende gebaut werden. Doch der Betrieb muss bedingen, dass die anderen bestehen Leitung benutzbar bleiben!

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