Morning Briefing: Schock an der Kasse – Die Klimakrise im Supermarkt

Schock an der Kasse: Die Klimakrise im Supermarkt
Liebe Leserinnen und Leser,
wer im Supermarkt durch die bunten und meist prall gefüllten Regalreihen schlendert, vergisst leicht, dass die dort angebotenen Produkte auch irgendwo angebaut werden müssen. Dass die Mangos für den Mangosaft in Peru wachsen, dass Biotrauben aus Italien geliefert werden oder Tomaten aus Spanien. Wer dann aber auf die aktuellen Preise für diese Produkte schaut, erschrickt leicht. Vor allem Agrarprodukte sind in letzter Zeit erheblich teurer geworden. Der Grund: die Klimakrise.
Die Mangoernte in Peru fiel wegen Hitze geringer aus. Der italienische Lieferant von Biotrauben hatte durch Schimmel einen Totalausfall. Und der Tomatenanbau in Spanien steht wegen Dürren und Extremniederschlägen generell auf der Kippe. Boris Voelkel, der beim gleichnamigen Safthersteller den Einkauf leitet, sagt: „Die Krisen kommen im Stakkato rein.“ Die Auswirkungen spüren die Kunden an der Kasse.
Das Phänomen hat einen Namen: „Climateflation“ – die Klimainflation. Die Europäische Zentralbank und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung haben errechnet, dass Lebensmittel bis 2035 pro Jahr um 3,2 Prozentpunkte teurer werden könnten. Eine Teuerung, die auch das Inflationsziel der Eurozone gefährden könnte.
Schon innerhalb der letzten zwei Jahre waren die Preissprünge gewaltig. Vor allem Olivenöl kostet astronomische 150 Prozent mehr als noch Anfang 2022. Säfte, die aus Zitrusfrüchten hergestellt werden, sind zum Luxusgut geworden. Welche Produkte noch von den massiven Teuerungen betroffen sind und wie Landwirte gegensteuern, haben meine Kollegen Michael Scheppe und Katrin Terpitz aufgeschrieben.
US-Präsident Joe Biden hat den Iran vor einem Angriff auf Israel gewarnt. Kurz zuvor hatten US-Medien wie Bloomberg über einen „unmittelbar bevorstehenden“ Raketenangriff der Iraner berichtet, auf den sich westliche Geheimdienste bereits einstellen würden. Biden sagte auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus, er werde „alles tun, was ich kann“, um Israel vor einem Angriff Teherans zu schützen.
Ein direkte iranische Salve auf eine israelische Stadt wäre eine deutliche Eskalation und würde das Risiko eines Flächenbrands in Nahost erheblich verschärfen. Ausländische Botschaften in der Region haben bereits mit Evakuierungen begonnen. Ein hochrangiger US-Geheimdienstmitarbeiter sagte Bloomberg, ein Angriff sei eine Frage des Wann, nicht des Ob.
Bang blicken die Europäer in die USA, wo sich im November entscheidet, ob in Zukunft Joe Biden oder Donald Trump ans Telefon gehen wird, wenn sie in Washington anrufen. In den Augen vieler scheint diese Wahl auch für die transatlantischen Beziehungen eine wahre Schicksalswahl zu werden. Jörg Rocholl, Präsident der European School of Management and Technology in Berlin, präsentiert jetzt im Handelsblatt einen anderen, spannenden Blick auf die Situation.

In den USA seien „massive strategische Veränderungen“ auf dem Weg – unabhängig davon, ob Trump oder Biden die Wahl gewinnt. Rocholl analysiert, dass die ökonomische Tendenz, den amerikanischen Markt zu schützen und zu bevorzugen, bei beiden Kandidaten zu erkennen ist. „Es droht ein Standortwettbewerb zwischen Europa und den USA mit dem beiderseitigen Versuch, Investitionen auf Basis staatlicher Zuschüsse in den eigenen Wirtschaftsraum zu lenken“, schreibt er. Welche Rückschlüsse Rocholl Europa empfiehlt, lesen Sie in seinem Gastkommentar.
Auch in Deutschland wird dieses Jahr gewählt. Am 1. September finden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen statt. In beiden Bundesländern liegt die AfD in Umfragen vorne, in beiden Bundesländern werden die Landesverbände vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft. Es stellt sich also für all jene, die etwas gegen Rechtsextreme in der Regierung haben, die Frage, wie sie im Wahlkampf mit der AfD umgehen sollen.
Thüringens CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt hat für sich eine umstrittene Antwort auf diese Frage gefunden. Er tritt heute in einem direkten TV-Duell gegen AfD-Landeschef Björn Höcke an – einen Mann, den man laut richterlichem Urteil als „Faschist“ bezeichnen darf. Voigt will in dem Duell zeigen, dass Höcke „ein Risiko für unser Land und den Wohlstand“ sei. Doch Experten fürchten, dass vor allem der „Faschist“ Höcke von der öffentlichen Bühne profitieren wird. Der Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder sagte der Funke Mediengruppe, Voigt begehe mit dem TV-Duell einen Fehler. Er trage damit zu „einer weiteren Normalisierung und Etablierung der AfD bei“.
Schon seit längerem ist die deutsche Wirtschaft angehalten, sich von China zu lösen. Dass dieser Prozess nur schleppend vorangeht, habe ich an dieser Stelle bereits des Öfteren thematisiert. Ich muss sagen: Ich habe Verständnis für die deutschen Unternehmen. Schließlich ist es schwierig, sich von einer schlechten Gewohnheit zu lösen, wenn einem die Alternativen fehlen. Deswegen essen so viele Menschen Gummibären, wenn sie aufhören zu rauchen.
Die gute Nachricht lautet: Es gibt Alternativen zum Chinageschäft – und zwar reichlich. In Asien ist mittlerweile Indien zum Motor des Wirtschaftswachstums geworden. Auch viele andere kleinere asiatische Staaten entwickeln sich zu interessanten Märkten, etwa Vietnam, Indonesien oder die Philippinen. Wo die ökonomischen Stärken und Schwächen der Länder liegen und welche Rolle Zölle und Frachtkosten spielen, hat Südostasien-Korrespondent Mathias Peer zusammengetragen.

Zum Abschluss noch zu einer Nachricht aus der Spielewelt. Das weltweit berühmte Gesellschaftsspiel Scrabble bekommt eine neue Version, in der die Spieler nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander buchstabieren. Ein Schritt, den viele Fans dem Hersteller Mattel übelnehmen, wie der „Guardian“ berichtet. Es sei ein „trauriges Armutszeugnis für die moderne Gesellschaft“ und ein Schritt, der bedeutete, dass „zukünftige Generationen ihres vollen Potenzials beraubt werden“, wetterten Kritiker.
Wer in der neuen Spielvariante das Ende der Leistungsgesellschaft sieht, sei beruhigt: Die alte Version, in der noch gesunder Wettbewerb herrscht, wird auch weiterhin auf dem Markt angeboten. Für alle, die lieber gegeneinander als miteinander spielen, hier ein Tipp: das Wort „Leistungsgesellschaft“ bringt bei Scrabble stolze 33 Punkte. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, an dem Sie wortgewandt siegreich sind.






Es grüßt Sie herzlich Ihre
Teresa Stiens





